Die Delegierten der SPD in Unterfranken wollen, dass Sabine Dittmar (Maßbach) und Bernd Rützel (Gemünden) in den Bundestag einziehen.
Mit der Doppelspitze Sabine Dittmar (Maßbach) und Bernd Rützel (Gemünden) zieht die unterfränkische SPD in den Bundestagswahlkampf. Beim Bezirksparteitag am Samstag im Saal der Frankentherme in Bad Königshofen legten 100 Delegierte die Reihenfolge der Kandidaten fest, mit der die Unterfranken-SPD nun in die Verhandlungen um die besten Plätze auf der Landesliste geht. Die wird am 8. Dezember in Dingolfing aufgestellt. Dabei dürfte Sabine Dittmar ein sicherer Listenplatz nicht zu nehmen sein.
"Sie hat sich in ihren vier Jahren als Landtagsabgeordnete schon eine große Reputation innerhalb der Bayern-SPD erworben", weiß der Vorsitzende des Unterbezirks Rhön-Grabfeld, Jürgen Hennemann (Ebern). Und dies bestätigte auch der Landesvorsitzende, MdB Jürgen Pronold, der sich auf seine neue Fraktionskollegin freut.
Zwei Unterfranken in Berlin Bislang stellt Unterfranken zwei der 16 Bundestagsabgeordneten aus Bayern: Susanne Kastner aus Maroldsweisach und Bezirksvorsitzenden Frank Hofmann aus Würzburg. Beide ziehen sich zurück, so dass die Delegiertenkonferenz am Samstag eine Zäsur und einen Generationenwechsel vollzog.
Den hatte der Bezirksvorstand sorgsam vorbereitet. Einzig bei den männlichen Kandidaten kam es zu einer Kampfabstimmung, da für die ersten beiden Plätze jeweils zwei Kandidaten benannt worden waren.
Eine klare Stellungnahme kam vom Untermain: Die Landtagsabgeordnete Karin Pranghofer forderte unmissverständlich einen guten Listenplatz für den Krankenpfleger und Personalrat am Aschaffenburger Klinikum, Andreas Parr (Goldbach), da der Unterbezirk Aschaffenburg seit 1976 kein Bundestagsmandat mehr hatte. "Wir haben stets das Prinzip geachtet, dass Amtsinhaber bevorzugt werden. Aber weil es jetzt sichere Wechsel geben wird, wollen wir uns nicht mehr hinten einreihen", lautete die Botschaft von der Grenze zu Hessen am Tagungsort unmittelbar an der Grenze zu Thüringen. Der Appell indes verhallte ungehört, manches fanden's unerhört: Parr (41) unterlag klar gegen den Eisenbahner-Amtsrat und -Gewerkschafter Bernd Rützel (44) aus Gemünden (Unterbezirk Main-Spessart/Miltenberg), der aktuell ein großes Logistikzentrum in Darmstadt leitet.
Beim Votum über Listenplatz 2 indes setzte sich Parr gegen Ralf Hofmann (45) aus dem Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen deutlich durch (64 zu 35 Stimmen) und Hofmann musste sogar als einziger Kandidat für Platz 3 noch 15 Gegenstimmen bzw. Enthaltungen hinnehmen, was Wahlleiter Kay Blankenburg in vertrauter Runde als "absolute Frechheit" kommentierte.
Keine "Stutenbissigkeit" indes bei der Frauen-Rangfolge, da es für Platz 1 und 2 jeweils nur einen Vorschlag gab: 85 Prozent heimste dabei Sabine Dittmar (48) für Platz 1 ein, 92 Prozent Homaira Mansury (34) aus Würzburg gab's für Platz 2.
Obgleich Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner im Vorfeld schon einmal auf 99 Prozent für ihre Nachfolgerin spekuliert hatte, analysierte sie den Wahlausgang letztlich als "Super- und Traumergebnis". Die Maroldsweisacherin baut auf Erfahrung: "Es gibt immer ein paar Gegenstimmen. Das hängt mit Enttäuschungen in den Kreisverbänden bei den anderen Abstimmungen zusammen. 85 Prozent sind eine gute Basis - und dann lässt sich auch noch etwas steigern", weiß die Abgeordnete, die 1986 auf dem 26. Platz der SPD-Landesliste beinahe in den Bundestag eingezogen wäre, dann aber erst als Nachrückerin ihre Karriere in Bonn und Berlin startete, die nun ausklingt.
Mehr Vertreter im Bundestag? Für die nächste Bundestagswahl im September 2013 erwartet Kastner "20 plus x Abgeordnete aus Bayern im Bundestag". Somit auch beste Chancen für "Zug"-Pferd Bernd Rützel.
Die neue Spitzenkandidatin Unterfrankens, die Landtagsabgeordnete und Ärztin Sabine Dittmar, war mit ihrem Ergebnis "sehr zufrieden". Die Maßbacherin: "Ich freue mich jetzt auf einen fairen Wahlkampf und starte voll motiviert los."
In der zehnminütigen Vorstellungsrede, die jedem Kandidaten eingeräumt worden war, hatte Dittmar gleiche Bildungs-Chancen ("Ich habe vom Schüler-Bafög und dem zweiten Bildungsweg profitiert") und eine Gesundheitsversorgung unabhängig von Einkommen, Krankenkasse oder Wohnort als einige ihrer politischen Ziele ausgegeben.