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Solarpark: Ein Dorf kommt nicht zur Ruhe


Autor: Ulrike Müller

Unterleichtersbach, Mittwoch, 04. Juli 2018

Am 3. Juni lehnten die Bürger mehrheitlich einen Solarpark in Unterleichtersbach ab. Doch im Hintergrund schwelt der Konflikt weiter - und spaltet den Ort.
In Unterleichtersbach wollte ein Investor auf 7, 2 Hektar Solarpanels installieren. Doch per Bürgerentscheid lehnte die Bevölkerung das Projekt ab. Foto: Ulrike Müller


Eigentlich war das Ergebnis eindeutig. 627 Bürger hatten sich beim Entscheid am 3. Juni gegen einen Solarpark ausgesprochen, 394 waren dafür. Das entspricht einer Mehrheit von 60,72 Prozent. Doch auch einen Monat nach der Abstimmung kommt das Dorf nicht zur Ruhe. Anonyme Zettel lagen im Briefkasten, und auch auf Facebook geht immer wieder einmal ein neuer Kommentar online.
Bürgermeister Dieter Muth (Freie Bürger) ist darüber nicht glücklich. "Die Allgemeinheit hat entschieden. Das Ergebnis war eindeutig. Das sollte akzeptiert werden", sagt das Dorfoberhaupt. Er fügt an: "Es wäre schön, wenn einfach wieder Ruhe in der Gemeinde einkehrt. Das ist ganz wichtig." Doch davon ist der kleine Ort im Moment noch weit entfernt.

Unbekannte hatten kurz nach dem Bürgerentscheid Zettel mit Kommentaren der Solarpark-Gegner aus dem Internet verteilt. "Wir [...] möchten feststellen, dass die Zettel, die zur Zeit nachts in den Briefkästen landen, nicht von uns verteilt werden", schrieb Werner Milotta, Sprecher der Solarpark-Gegner, der Redaktion. Inzwischen habe sich die Initiative Rechtsbeistand gesucht. "Gegen ein Mitglied der Gruppe der Solarpark-Gegner liegt eine Anzeige vor", erklärt Milotta am Telefon.



Die Sache mit dem Hundezwinger

Michael Reuß, der aus der Gruppe der Solarpark-Befürworter mehrfach öffentlich in Erscheinung getreten war, verweigert eine Stellungnahme zur jüngsten Zettel-Aktion: "Ich möchte damit nicht in Verbindung gebracht werden." Eine andere Angelegenheit ist ihm aber wichtig: In der Woche nach dem Bürgerentscheid kontrollierte die Polizei aufgrund eines Hinweises des Veterinäramts Bad Kissingen einen Hundehalter im Dorf. Die Familie hatte sich gegen den Solarpark ausgesprochen und schnell machte das Gerücht die Runde, die unterlegenen Befürworter seien dafür verantwortlich. "Das hat nichts mit der Solarpark-Geschichte zu tun", stellt Michael Reuß klar.

Der betroffene Hundehalter reagiert entspannt. "Ich bin ganz gechillt in der Sache. Vielleicht ist der Zwinger tatsächlich zu klein", sagt Marcus Zeier. Die Familie lässt die Angelegenheit gerade überprüfen. Zur Sache insgesamt - und damit spricht er sicherlich vielen Unterleichtersbachern aus dem Herzen - sagt Zeier: "Dann ist doch auch mal gut, oder?"


Erhebliche Unsicherheit

Den Konflikt geschürt hatte im Vorfeld die Diskussion über das so genannte "Solar-Ei". Die Initiatoren des Entscheids hatten die betreffende Fläche mit einem Kringel kenntlich gemacht und die Karte mitsamt dem Text zur Abstimmung bei der Gemeinde eingereicht. Die Gegner des Projekts mutmaßten daraufhin, dass eine viel größere Fläche als ursprünglich genannt - nämlich 78 Hektar - als Solarpark ausgebaut werden könnte. Dies hatte für erhebliche Unsicherheit bei den Bürgern gesorgt - obgleich das Unternehmen Energiebauern GmbH mehrfach zugesichert hatte, lediglich eine Fläche von 7,2 Hektar zu bebauen.


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