Was passiert eigentlich, wenn der Regentenbau einmal während eines Konzerts geräumt werden muss? Bisher war das zum Glück noch nie nötig.
Da sitzt man im Großen Saal auf dem Balkon, lauscht ergriffen der Musik, lässt den Blick ein bisschen schweifen. Im Halbdunkel des Raumes fallen sie plötzlich auf: die kleinen, grün leuchtenden Notausgangsschilder. Und da zuckt es durch den Kopf: Was passiert eigentlich, wenn während eines Konzerts ein Feuer ausbricht? Was, wenn Panik ausbricht?
Die Antwort von Harald Albert signalisiert Gelassenheit. Der Stadtbrandinspektor rechnet nicht damit, dass der Regentenbau in wenigen Minuten runterbrennen könnte: "Mögliche Schadensszenarios sind eher kleinere Dinge wie Kabelbrände oder defekte Scheinwerfer. Oder wenn geraucht wird oder offenes Feuer zum Einsatz kommt. Trotzdem wird immer der größtmögliche Ernstfall berücksichtigt.
Albert: "Wenn so ein Gebäude niederbrennt, wird es nie mehr aufgebaut."
Niemand wird gezwungen Jeweils zwei Wehrmänner rücken an, wenn im Großen Saal nicht nur das Parkett, sondern auch der Balkon geöffnet ist. Die Organisation der Dienste ist einfach: Drei Löschmeister teilen sie monatsweise ein aus einem Pool von 20 Freiwilligen. Der Wachhabende muss die Truppführerausbildung haben, der Wachmann muss volljährig sein und die Grundausbildung absolviert haben. Der eine hat seinen Platz im Technikraum neben der Bühne, der andere beobachtet vom Balkon aus das Geschehen.
Eine Stunde vor Konzertbeginn "Wenn ein Konzert um 19.30 Uhr beginnt, dann muss ich schon eine Stunde früher da sein", sagt Jochen Hartmann, der an diesem Abend Wachhabender ist.
Sein erster Gang führt ihn zur Brandschutzzentrale im Treppenhaus des rechten Bühneneingangs, in der alle Rauchmelder angeschlossen sind und die eine sofortige Lokalisierung der Problemstelle ermöglichen. Blinkt ein Lämpchen und signalisiert den Nichtbetrieb des Melders, wird das, wenn es sich nicht beheben lässt, genau in einem Protokoll festgehalten: "Das muss dann der Veranstaltungsleiter oder Abendtechniker unterschreiben." Dann kontrolliert Hartmann die Freiheit der Fluchtwege und Notausgänge, und er schaut nach, ob in den roten Löschschränken alles an seinem Platz ist. Dann erst kann das Konzert beginnen. Der Dienst endet, wenn der letzte Besucher den Saal verlassen hat: "Mit dem Betrieb im Foyer werden die Kurwarte auch im Ernstfall allein fertig."
Otto Normalkonzertbesucher bekommt gar nicht mit, wie oft der Alarm ausgelöst wird. Die Anlage ist extrem empfindlich eingestellt: "95 Prozent sind Fehlalarme", sagt Albert.
Aber es wird trotzdem über ein geheimes Codewort an alle Beteiligten Aktivität ausgelöst. Auch die begründeten Alarme konnten bisher immer ohne Störung der Veranstaltung entschärft werden.
Sollte doch einmal die Feuerwehr ausrücken müssen, geschieht die Alarmierung über die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt, die rund um die Uhr besetzt ist. Sie verständigt, wenn nötig, weitere Wehren, und sie informiert auch die Polizei und das Rote Kreuz. "Aber bei größeren Veranstaltungen sind wir ja ohnehin schon mit einem Rettungswagen vor Ort", betont Kreisgeschäftsführer Thomas Stadler.
Aufforderung per Tonband Den Befehl zur Evakuierung gibt - auch da sind die Zuständigkeiten klar geregelt - der diensthabende Kurwart oder der Einsatzleiter der Feuerwehr beim Eintreffen.
Dann hören die Besucher plötzlich eine Tonbanddurchsage: "Wir haben eine Störung. Bitte verlassen sie den Saal über die ausgewiesenen Wege ... ruhig ... nicht drängeln." Falls die Anlage nicht mehr geht, geht's auch mündlich: "Im Technikraum liegt ein Zettel mit dem Text, den man vorlesen kann. Wenn man nervös ist, kann man sich leicht verhaspeln", meint Technikchef Hubert Kirchner.
Die Kurwarte wissen, wie sie mit einer panischen Menge umgehen müssen. Ein gewisses Problem könnte die Räumung des Balkons werden, weil sich manche älteren Leute schon im Normalfall mit den Treppen schwer tun. Und viele wissen gar nicht, dass bei der Sanierung des Regentenbaus an den Südenden des Balkons zusätzliche Fluchttüren eingebaut wurden. "Im Notfall", so Kurwart Thomas Meder, "müssen wir die Leute unterhaken und runtertragen." Mit dem Verlassen des Gebäudes dürfte es keine Probleme geben: "Wenn alle Besucher da und die Saaltüren geschlossen sind, machen wir alle Türen nach draußen auf."