Michael Bischof, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern, verteidigt im Gespräch mit der Saale-Zeitung die Neuausrichtung der Sinntalklinik und die Schließung der Dialyse-Station.
Zum Monatsende geht Professor Dr. Emanuel Fritschka als Chefarzt der Sinntalklinik in Ruhestand. Mit seinem Nachfolger, Professor Dr. Dirk Engehausen, bislang stellvertretender Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum in Erlangen, kommt auch ein neues Betriebskonzept: Der Vorstand des Klinik-Trägers Deutsche Rentenversicherung Nordbayern hat beschlossen, den Schwerpunkt Nephrologie und damit die hauseigene Dialyse-Station aufzugeben.
Stattdessen spezialisiert sich die Klinik auf die urologische Onkologie und behandelt vermehrt Reha-Patienten mit Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs. Darüber haben wir mit dem Vorstandvorsitzenden Michael Bischof gesprochen.
Sehr geehrter Herr Bischof, in Bad Brückenau bewerten viele noch den Verlust der Dialyse in der Sinntalklinik höher als die Chancen einer Neuausrichtung.
Können Sie die Bedenken nachvollziehen?Michael Bischof: Die Bedenken sind unbegründet. Im Gegenteil. Wir richten uns mit unserem neuen Klinikkonzept nach dem Bedarf unserer Reha-Patienten und sorgen damit auch für eine nachhaltig wirtschaftliche Betriebsführung unserer Sinntalklinik. Dies sichert langfristig die Existenz der Klinik, sorgt somit für den Erhalt der Arbeitsplätze und sichert der Stadt Bad Brückenau weitere Besuche durch unsere
Patienten. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Behandlung von Akutfällen vor Ort, wie sie im Krankenhaus oder bei einem niedergelassenen Arzt erfolgt, den Reha-Kliniken der Deutschen Rentenversicherung durch den Gesetzgeber untersagt ist. Im Vordergrund steht bei einer Rehamaßnahme die Erhaltung oder Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit.
Dagegen geht es bei akuten Krankheitsfällen um Leistungen, die von der Krankenkasse zu erbringen sind.
Was war die Grundlage für das neue Nutzungskonzept?Als Träger der gesetzlichen Rentenversicherung geht es uns in erster Linie um die passgenaue Versorgung unserer Versicherten mit Rehaleistungen.
Der Bedarf für Rehabilitation nach Nierenerkrankungen, die dann gegebenenfalls auch mit einer Dialyse verbunden ist, ist für unsere Versicherten kaum vorhanden. Hier gab es in den vergangenen drei Jahren nur sehr wenige Fälle. Eine Steigerung der Fallzahlen ist auch für die Zukunft nicht zu erwarten.
Seit wann wird über die Neuausrichtung diskutiert, wie kann man sich die Entscheidungswege bei der Deutschen Rentenversicherung
Nordbayern vorstellen?Die Deutsche Rentenversicherung Nordbayern hat in ihrem Klinikverbund acht eigene Rehabilitationskliniken. Dafür haben wir ein spezielles Klinik-Management etabliert. Dieses hat ständig die Qualität, aber auch die Wirtschaftlichkeit unserer Kliniken im Blick. Sofern Handlungsbedarf besteht, wird dies mit der Geschäftsführung erörtert.
Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Sitzungen mit unserem ehrenamtlich tätigen Vorstand werden relevante Themen dann beraten. Es werden dem Vorstand Vorschläge unterbreitet, die dieser im Sinne unserer Versicherten prüft und dann die entsprechende Entscheidung trifft.
Ein neues Konzept für die Sinntalklinik war auf Grund des veränderten Reha-Bedarfes schon länger im Gespräch und bot sich dann mit dem anstehenden Chefarztwechsel an.
So konnte die Chefarztstelle mit Professor Dr. Dirk Engehausen, Facharzt für Urologie, besetzt werden. Aufgrund seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit als stellvertretender Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum in Erlangen sowie seiner ausgezeichneten fachlichen Reputation verfügt er über eine herausragende Qualifikation für die künftigen Behandlungsschwerpunkte.
Wie hat man sich die Umstellung
vorzustellen? Was ändert sich am 1. August in der Sinntalklinik außer der Schließung der Dialyse?Nicht viel, die Umstellung erfolgt ja nicht von heute auf morgen. Beim überwiegenden Teil unserer Patienten bestehen andere Erkrankungen, zum Beispiel Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs. Auch Bluthochdruck, Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen sowie Wirbelsäulen- und Gelenkserkrankungen werden in der Sinntalklinik rehabilitiert.
Verstärkt werden wir uns in Zukunft um die typischen Krebserkrankungen von Frauen kümmern, also zum Beispiel Brustkrebs oder Krebserkrankungen der Eierstöcke und der Gebärmutter. Die fünf Mitarbeiter, die direkt betroffen sind, arbeiten bereits anteilig in anderen Stationen und werden nach Schließung der Dialysestation endgültig umgesetzt und entsprechend weiter qualifiziert.
Gibt es eine Art Probezeit, nach der Bilanz
gezogen wird?Das Konzept ist langfristig ausgelegt und gut durchdacht. Die Beobachtungen der vergangenen Jahre haben uns diesen Weg aufgezeigt. Aber natürlich werden wir immer den Bedarf unserer Patienten prüfen und unsere Kliniken auch weiterhin wirtschaftlich und qualitativ hochwertig betreiben. Es handelt sich hierbei um einen flexiblen Prozess, einen Weg, den wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehen.
Medizinische und berufliche Rehabilitation wird in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hierbei hat die Deutsche Rentenversicherung eine große Verantwortung, die sie auch sehr bewusst wahrnimmt.
Wann wird Professor Dr. Dirk Engehausen seine Arbeit in der Sinntalklinik aufnehmen?Es erfolgt ein nahtloser Übergang beim Chefarztwechsel. Prof. Dr. Emanuel Fritschka wird zum 31. Juli 2013 in den Ruhestand gehen, Prof.
Engehausen wird seine Arbeit in der Sinntalklinik zum 1. August aufnehmen.
Die Fragen stellte Ralf Ruppert.