Seltene Pilzfunde in der Rhön sorgen aktuell für Aufmerksamkeit in der Fachwelt. Mehrere Reservate in Unterfranken gelten als bedeutender Rückzugsort bedrohter Arten.
In den Wäldern der Rhön wurde ein äußerst seltener Pilz entdeckt: Die Becherkoralle (Artomyces pyxidatus) konnte von Rangern des Naturparks im Naturwaldreservat Lösershag nachgewiesen werden, wie der Verein Natur- und Lebensraum Rhön e. V. mitteilt.
Der Pilz, der in Bayern als vom Aussterben bedroht gilt, ist laut dem Verein auf Totholz angewiesen und bevorzugt ungestörte, alte Wälder. Dies unterstreiche die Bedeutung von Prozessschutzwäldern als Rückzugsorte für bedrohte Arten. Der Fund der Becherkoralle sei eine "kleine Sensation", da bayernweit nur wenige Nachweise dieser Art existieren.
Gleich vier seltene Pilzfunde binnen kurzer Zeit in Unterfranken - "Hotspot der Artenvielfalt"
"Die holzzersetzende Becherkoralle erinnert durch ihre Gestalt an Lebewesen im Meer. Sie bevorzugt wärmebegünstigte Stellen in Stromtälern", erklärt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. Innerhalb weniger Wochen wurden gleich zwei Exemplare in der Rhön entdeckt. Nur drei Wochen nach der ersten Entdeckung sei ein weiteres Exemplar in der Kernzone am Guckaspass festgestellt worden. Diese Bereiche werden vom Forstbetrieb Bad Brückenau der Bayerischen Staatsforsten betreut.
"Kernzonen und Naturwaldreservate sind unverzichtbare Schutzräume und ein Hotspot der Artenvielfalt", erklären die Verantwortlichen, da sie Lebensraum für Arten bieten, die anderswo nur noch wenige Überlebenschancen haben. Bereits im Jahr 1978 wurde der Lösershag als eines der ersten Naturwaldreservate Bayerns ausgewiesen und von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft wissenschaftlich begleitet. Seit 1993 gehört er zur Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Auch in Würzburg gab es kürzlich Grund zur Freude: Zwei überaus seltene und auf der roten Liste stehende Pilzarten wurden nämlich im Stadtwald gefunden. Es handelt sich laut Angaben der Stadt um den ästigen Stachelbart (Hericium coralloides) und den noch selteneren Igelstachelbart (Hericium erinaceus). Doch die Stachelbärte sind stark gefährdet. Deshalb richtet die Stadt einen dringenden Appell an Regionen mit einem bestimmten Baumbestand.