"Amber Hall", ein "Mystery-Horror- Thriller, ging komplett an den geweckten hohen Erwartungen vorbei.
Einen "Mystery-Horror-Thriller" versprach die Werbung für das Stück "Amber Hall" der Theater-Gastspiele Fürth, das die Staatsbad GmbH ins Kurtheater eingeladen hatte. Dessen Autor, der Schauspieler Lars Lienen, versuchte nicht nur bei diesem Untertitel alles anzuhäufen, was publikumswirksam sein könnte, auch seine Geschichte um zwei Schwestern, die aufgrund einer Riesenerbschaft im prächtigen Amber Hall leben können, ist mit allem angereichert, was
Atmosphäre und Spannung geschaffen hat seit Arthur Conan Doyle und Agatha Christie. Natürlich spukt es in dem alten Gemäuer, es gibt ständig Stromausfälle, Kinderstimmen, Klänge eines nicht vorhandenen Klaviers und eine Menge ungeklärter Todesfälle in den letzten 150 Jahren. Hinzu kommen zwei schwarz gekleidete Hausangestellte, die ausweichend antworten, wenn sie nach den mysteriösen Vorgängen befragt werden.
Gruseln war versprochen worden, aber das wollte sich ebenso wenig einstellen wie Spannung oder Vergnügen an den Wendungen des Plots oder den schauspielerischen Leistungen der fünf Damen. Die hatte die für die Kostüme zuständige Nadine Kremeier mit interessantem Schuhwerk und ansehnlichen Klamotten ausgestattet, in denen sie auf der Bühne Formationen bildeten und im zweiten Teil auch mal auf Tisch oder Boden lagen oder kauerten.
Die eigentlich kleine Bühne des Kurtheaters wirkte trotz einiger Requisiten seltsam leer, da Bühnentechniker Frederik Farley keinerlei irgendwie unheilschwangere Licht-Atmosphäre schuf, nur gleichmäßige Helle und schummerig blaue bzw. rote Beleuchtung abwechseln ließ.
Für das Bühnenbild zeichnete Regisseur Jan Hasenfuss in Personalunion verantwortlich, der es nicht so sonderlich leicht hatte mit seiner Truppe.
Drei von ihnen haben keine Sprachschulung einer Schauspielerausbildung, sind im TV-Serien-Geschäft und Popgeschäft daheim. Friederike Sipp als Rechtsanwältin Faith Tigh, die den Schwestern das Haus besorgt hat und sich nun bemüht, dessen Mysterium zu knacken, lieferte ihren Text in oft unverständlichem Sprechton ab, der kaum bis zur zweiten Reihe drang; Persönlichkeit gewann sie kaum.
Jessica Boehrs spielte Alanna Roslin, die lebenstüchtige, um ihre Schwester besorgte Alanna, in ihren unterschiedlichen Outfits gut anzusehen und stellenweise überzeugend. Maike von Bremen als ihre schwierige, depressive, den Einflüsterungen des Hauses anscheinend hilflos ausgelieferte Schwester Emily kostete ihre Horrorszenen und den großen Schlussauftritt genüsslich und bühnenwirksam aus.
Als Hausangestellte Marie schaffte es einzig Tatjana Blacher, ihre in einer soliden Ausbildung erworbene Bühnenpräsenz mit viel Ruhe immer mehr in den Vordergrund zu spielen.
Dschungelcamp reicht nicht
Dagegen blieb Allegra Curtis (immerhin Tochter zweier echter Schauspieler, Tony Curtis und Christine Kaufmann) weit von jeglicher Schauspielkunst entfernt; eine steif auf ihren High Heels herumstaksende Statue mit unsicherem und
undeutlichem Text. Auf ihre Bekanntheit vom "Dschungelcamp", jener Auftrittsmöglichkeit für alle, denen die Medienwelt zum Preis der Selbstbloßstellung ein Zubrot bietet, war wohl ausschlaggebend für ihr Engagement bei der Truppe. "Und? Hat sie dir gefallen?", meinte ein älterer Herr in der Pause zu seinem Nachbarn zu ihrer Nebenrolle.
Für den war wohl nicht wichtig, dass hier ein recht schwaches Stück in wenig spürbarer Regie mit Schauspielerinnen präsentiert wurde, die Text- und Sprechprobleme hatten und mit ein paar interessanten Ideen bei der Personenregie und Augenmerk auf einen flüssigen, spannenden Ablauf vielleicht mehr hätten bringen können.
Das von vornherein nur spärlich besetzte Parkett war nach der Pause noch etwas leerer; der Beifall war höflich, schließlich hatte man eine "Celebrity" mit 8. Platz im Dschungelcamp gesehen.