Seit 25 Jahren: Kiss-Percussiva schlägt auf alles ein, was Töne macht

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Musiker von Kiss-Percussiva wie Noé Reineke-Osorio (von links), Michael Nieland, Philip Schroll und Mona Münzel nutzen auch normale Trittleitern als Schlaginstrument wie hier beim Benefizkonzert 2013 in Fuchsstadt.
Musiker von Kiss-Percussiva wie Noé Reineke-Osorio (von links), Michael Nieland, Philip Schroll und Mona Münzel nutzen auch normale Trittleitern als Schlaginstrument wie hier beim Benefizkonzert 2013 in Fuchsstadt.
Thomas Friedrich
Das Kiss-Percussiva-Ensemble des Jahres 2019 unter Leitung von Thomas Friedrich (oben links).
Das Kiss-Percussiva-Ensemble des Jahres 2019 unter Leitung von Thomas Friedrich (oben links).
Sigrid Metz
Sogar alten Fässern entlocken die Kiss-Percussiva-Musiker Linus Schneider (von links), Jascha Bauer-Heilmann, Daniel Ellert und Philipp Kirchner noch melodiöse Klänge.
Sogar alten Fässern entlocken die Kiss-Percussiva-Musiker Linus Schneider (von links), Jascha Bauer-Heilmann, Daniel Ellert und Philipp Kirchner noch melodiöse Klänge.
Johannes Fenn
Mitglieder des Ensembles Kiss-Percussiva machen Musik mit Basketbällen.
Mitglieder des Ensembles Kiss-Percussiva machen Musik mit Basketbällen.
Johannes Fenn
Das Ensemble Kiss-Percussiva beim Konzert "Percussion under Construction" im Dezember 2019 im Regentenbau.
Das Ensemble Kiss-Percussiva beim Konzert "Percussion under Construction" im Dezember 2019 im Regentenbau.
Johannes Fenn
Das Ensemble Kiss-Percussiva beim Konzert "Percussion under Construction" im Dezember 2019 im Regentenbau.
Das Ensemble Kiss-Percussiva beim Konzert "Percussion under Construction" im Dezember 2019 im Regentenbau.
Johannes Fenn
Was andere auf den Müll werfen, nutzt das Ensemble Kiss-Percussiva als Musikinstrumente: Musiklehrer Thomas Friedrich im Keller der Musikschule mit Kunststoffrohren, WC-Becken und Saugglocken.
Was andere auf den Müll werfen, nutzt das Ensemble Kiss-Percussiva als Musikinstrumente: Musiklehrer Thomas Friedrich im Keller der Musikschule mit Kunststoffrohren, WC-Becken und Saugglocken.
Sigismund von Dobschütz
Musiklehrer Thomas Müller ist Gründer und Leiter des Ensembles Kiss-Percussiva.
Musiklehrer Thomas Müller ist Gründer und Leiter des Ensembles Kiss-Percussiva.
Sigismund von Dobschütz

Mit einem einfachen Schlagzeug-Quartett fing alles an. Der Sieg auf Bundesebene im Jahr 2006 gab den Anstoß, über das klassische Musizieren hinaus zu denken und Neues zu wagen.

Gleich nach Gründung der Städtischen Musikschule Bad Kissingen vor 25 Jahren formte Thomas Friedrich (52), Musiklehrer für Schlaginstrumente aller Art, ein kleines Schlagzeug-Ensemble, die Keimzelle der mittlerweile zur überregional bekannten Percussion-Band Kiss-Percussiva mit mehr als 30 Musikschüler und Mitschülerinnen. Am Samstag, 19. März, ab 19.30 Uhr, lädt das Ensemble mit seiner 8. Nacht der Percussion zum Jubiläumskonzert in den Max-Littmann-Saal.

"Im ersten Teil des Abends bringen wir klassische Percussion, im zweiten Teil spielen wir zusammen mit einer Rockband sowie Bläsern und Streichern, Klavier und Synthesizer", beschreibt Friedrich das Programm. "Ein solches Konzert ist wohl einzigartig in Deutschland." Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen der Staatsbad GmbH.

Der Anfang vor 25 Jahren war bescheiden, erinnert sich der Musiklehrer: "Ich habe kurz nach Gründung unserer Musikschule ein Schlagzeug-Quartett aus vier Schülern geformt." Ziel war die Teilnahme am Ensemble-Wettbewerb bei "Jugend musiziert" im Februar 1998. Es folgten weitere Teilnahmen auf Regional- und Landesebene. Erst der Sieg auf Bundesebene im Jahr 2006 - "Das war schon extrem außergewöhnlich!" - gab den Anstoß, über das klassische Musizieren hinaus zu denken und Neues zu wagen.

"Für unsere zwei Auftritte pro Jahr suchte ich etwas zur Überraschung des Publikums", sagt Friedrich. Und so kam er auf die ungewöhnliche Idee, normale Gegenstände aus dem Alltag als Schlaginstrumente zu nutzen. Man fand diese auf dem Bauhof, oder seine Schülerinnen und Schüler brachten manches von daheim mit. Inzwischen lagert unterschiedlichstes Material im Keller der Musikschule, das andere auf den Wertstoffhof bringen würden.

Diese neue Art des Musizierens begeisterte nicht nur Friedrich, sondern auch seine Schülerinnen und Schüler. "Es fördert die Kreativität." Schnell entwickelten die jungen Musiker das Trommeln und rhythmische Schlagen auf Trittleitern, WC-Becken, Mülltonnen und anderen "Alltagsinstrumenten" zur Perfektion und traten schon bald im Umland bei Firmenjubiläen auf. Friedrich: "Wir machen mit denselben Gerätschaften Musik, mit denen diese Firmen täglich arbeiten."

Anfangs musste Friedrich die für Auftritte erforderlichen Arrangements noch selbst schreiben. Inzwischen helfen ihm seine Schülerinnen und Schüler dabei, oder es wird Notenmaterial bei Musikverlagen gekauft. Denn spätestens, seitdem professionelle Perkussion-Bands wie Stomp aus Großbritannien oder die Blue Men Group aus den USA in aller Welt die Säle füllen, haben die Verlage mit Notenmaterial nachgezogen und bieten Arrangements wie "Step by Step", ein Stück "für vier Trittleitern mit jeweils fünf Stufen", zum Kauf an.

Eine spezielle Ausbildung, ein besonderes Gehör oder Talent gehört nicht dazu, um bei Kiss-Percussiva mitmachen zu dürfen. Jeder Schüler und jede Schülerin der Kissinger Musikschule kann sich bei Thomas Friedrich melden. "Unser Alltag ist voller Rhythmus, unser Leben voller Musik", empfiehlt deshalb der Musiklehrer, im Alltag die Ohren offen zu halten. "Mit einer Autofelge kann man wunderbar Musik machen, aus einer Mülltonne kann man viele Töne zaubern."

Das Jubiläumskonzert am 19. März ist die Premiere für Nachwuchstalente und zugleich der Abschied für Ehemalige. "Nach unserem Konzert 'Percussion under Construction' im November 2019 hatten wir eigentlich im März 2020 ein Abschiedskonzert für unsere Schulabgänger geplant." Doch dann kam Corona. In den vergangenen zwei Jahren gab es keine Konzerte. Ensemble-Mitglieder trafen sich zwar gelegentlich zum Einzelunterricht mit Lehrer Friedrich oder probten online gemeinsam. "Aber richtige Proben gibt es erst wieder seit Schuljahresbeginn."

Auch nach 25 Jahren ist dem KissPercussiva-Gründer Thomas Friedrich der "Spaß an der Freude" nicht ausgegangen. Immer wieder sucht er nach Ideen für die großen, um Gastmusiker erweiterten Konzerte. Ein solches Beispiel war 2018 das Konzert "Percussion trifft Literatur", eine Kombination aus Musik und Lesung. Jetzt denkt Friedrich daran, mal einen bildenden Künstler auf der Bühne zu haben, der, inspiriert von der Kiss-Percussiva-Musik, während des Konzert vor den Augen des Publikums ein Kunstwerk schafft.

Eintrittskarten für das Jubiläumskonzert am Samstag, 19. März, gibt es in der Tourist-Information Arkadenbau, Tel.: 0971/80 48 444, sowie hier.