Rudolf Buchbinder enttäuscht durch zuviel Routine

1 Min
Profis müssen immer lächeln können: Lawrence Foster (links) und Rudolf Buchbinder.Foto: Thomas Ahnert
Profis müssen immer lächeln können: Lawrence Foster (links) und Rudolf Buchbinder.Foto: Thomas Ahnert

Rudolf Buchbinder, Stammgast beim Kissinger Sommer, ist am Samstag gemeinsam mit Lawrence Foster und dem Residentie Orkest aus Den Haag in Bad Kissingen aufgetreten. Doch der Auftritt enttäuschte: Erstmals gab Buchbinder noch nicht einmal eine Zugabe.

Was war da nur los am Samstag Abend? Da hatte man sich gefreut auf einen "Abend mit Rudolf Buchbinder" - auf ein Konzert mit dem Residentie Orkest aus Den Haag, das man noch nicht so recht einschätzen konnte, mit Lawrence Foster, der immer für einen spannenden, mitreißenden Abend gut ist. Und eben mit Rudolf Buchbinder, Stammgast des Kissinger Sommers.

Man hatte nichts Böses geahnt, denn das Klavierkonzert von George Gershwin hat Buchbinder schon mindestens 400
Mal gespielt. Aber genau das schien das Problem zu sein: Buchbinder war, aus welchen Gründen auch immer, nicht vorbereitet. Er gestaltete nicht, er lieferte ab. Und nicht immer erweckte er den Eindruck, genau zu wissen, wo er war. Da hörte man schon trotz aller Routine das eine oder andere Herumstochern.

Dazu wurde deutlich, dass Buchbinder halt aus der klassischen Schule kommt, die es leichter aushält, wenn man mal ein bisschen hinterherspielt. Ein Jazzpianist hätte vor dem Orchester gespielt und damit spürbare Spannung erzeugt - ein Problem, das vom Vorabend, wenn auch in anderer Ausprägung, schon bekannt war. Der Musik hätte das gut getan, sie ist darauf ausgelegt.

Lawrence Foster verhielt sich ausgesprochen kollegial: Wo immer es ging, deckte er Rudolf Buchbinder zu, dass man sein Dilemma nicht so genau hörte. Das war natürlich schade, denn Gershwins Konzert wirkt am besten, wenn es möglichst durchhörbar, möglichst kammermusikalisch bespielt wird. Dass Buchbinder zum ersten Mal auf eine Zugabe verzichtete, war bezeichnend.

Positive Überraschung

Schade. Denn das Residentie Orkest hätte diese kammermusikalische Leichtigkeit sehr gut bringen können. Es war die positive Überraschung des Abends. Schon zu Beginn, bei Gordon Gettys "Plump Jack"-Ouvertüre, einem etwas spröden, aber intelligenten, gut instrumentierten Divertimento, ließ das Orchester mit seinen Qualitäten aufhorchen. Endgültig brachte es das Publikum auf seine Seite mit einer "Ravel-Strecke" mit der Rhapsodie espagnole, der Pavane, der Alborada und, zum triumphalen Schluss, dem Bolero.

Da lockte Lawrence Foster die letzten klanglichen Raffinessen aus dem Orchester, das ungemein differenziert, präzise und engagiert spielte. Da wurde dem Komponisten in Gemeinschaftsleistung ein höchst intelligentes, leuchtendes Denkmal gesetzt.

Und dann noch diese federleichte Musik von Eric Saties "Gymnopédie" Nr. 1, orchestriert von Claude Debussy als Zugabe! Man konnte sich freuen auf den nächsten Abend mit Lawrence Foster und dem Orchester und den fünf Preisträgern des KlavierOlymps. Sie würden mit Sicherheit vorbereitet sein.