Noch nie waren die Chancen im Juli so gut, noch im selben Jahr einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön setzte sich zu Beginn des zweiten Halbjahres fort. Es wurde die niedrigste Juli-Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent erreicht. Gegenüber dem Vormonat hat die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig um 0,1 Prozentpunkte zugenommen, dies ist für diese Jahreszeit aber nicht ungewöhnlich. "Der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit hat vor allem jahreszeitliche Gründe", erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Schweinfurter Agentur für Arbeit. "Erfahrungsgemäß werden im Juli und August die Arbeitslosenquoten kurzfristig ansteigen, da Jugendliche ihre Ausbildung beenden und teilweise Einstellungen bis in den Herbst zurückgestellt werden und im Juli die Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt beginnt."
Die Zahl der Betriebe, die für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hatten, stieg leicht von acht auf elf Betriebe. Die Anzahl der betroffenen Personen stieg um 15 auf 76 Arbeitnehmer. Vor einem Jahr waren die Zahlen bereits auf ähnlichem Niveau angesiedelt. Im Juli 2017 hatten zwölf Betriebe mit 86 Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt.
Der Anteil der arbeitslosen Menschen mit Fluchthintergrund stieg weiter geringfügig an
Aus Asylherkunftsländern kamen 670 arbeitslose Menschen. Den weitaus größten Anteil bildeten dabei Menschen aus Syrien (503 Personen), gefolgt von afghanischen Staatsbürgern (102), Menschen aus dem Irak (23), dem Iran (16) und aus Somalia (14) und weitere aus anderen Asylzugangsländern. Rund zwei Drittel waren männlich und knapp die Hälfte (44 Prozent) jünger als 35 Jahre. 15 Prozent der Menschen dieser Personengruppe strebten eine Tätigkeit im Fachkräftebereich bzw. als Spezialist oder Experte an. "Ein Arbeitsplatz ist nicht nur wichtig um sich eine Existenz aufzubauen, er ist auch ein wichtiger Schritt für die gesellschaftliche Integration. Um einer zielgerichteten beruflichen Integration näher zu kommen, benötigen wir die Förderung der Menschen mit Fluchthintergrund hin zur Ausbildung oder zur beruflichen Weiterbildung. Denn unser Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön benötigt in fast in allen Branchen dringend Arbeitskräfte", erläutert Stelzer.
Die neueste Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (Stand Juni 2018) liegt vor. Sie wird halbjährlich gemacht. Nach deren Einschätzung gibt es keinen generellen flächendeckenden und branchenübergreifenden Fachkräftemangel in ganz Deutschland. Deutschlandweit gibt es jedoch erhebliche Engpässe in einigen technischen Berufsfeldern, in Bauberufen sowie in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen. Zum ersten Mal ist ein Engpass bei der Besetzung von Stellen für Spezialisten in der Steuerberatung, hauptsächlich Steuerfachwirte, deutlich geworden.
Für Bayern wurden in nachfolgend aufgelisteten Branchen weitere Engpässe zur bundesweiten Analyse definiert: Ein Mangel an Spezialisten sowie an Fachkräften wiesen die Berufsgruppen Holzbearbeitung und -Verarbeitung sowie Metallbearbeitung auf. Zusätzlich wurde ein Mangel an Spezialisten in den Bereichen Metallbau und Schweißtechnik sowie Elektrotechnik und bei den Fachkräften in den Branchen Bodenverlegung und Hochbau ausgewiesen. "Viele Arbeitgeber in unserer Region signalisieren, dass die Besetzung offener Stellen zunehmend schwerer fällt und die Bereitschaft besteht, bei der Bewerberauswahl Kompromisse einzugehen und mehr in die zukünftigen Mitarbeiter zu investieren", resümiert Stelzer.
Die Mangelsituation zeigt sich auch bei den Zahlen, die den Bedarf an Arbeitskräften abbilden. Der Bestand an offenen Stellen im ganzen Agenturbezirk im Berichtsmonat erreichte mit 5411 zum wiederholten Male ein Rekordniveau. "Der hohe Bestand an offenen Stellen hat auch seine Schattenseiten. So können die Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften oft nur mit Verzögerungen decken. Mehr als 200 Tage dauert es im Durchschnitt, bis eine Stelle wieder besetzt wird. Noch vor einem Jahr waren es rund 30 Tage weniger", so Stelzer.
Durchaus günstig ist die Situation für Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einer Lehrstelle zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2018 sind. Die Zahl der Jugendlichen, die im Juli noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 504 Personen um 139 (21,6 Prozent) niedriger als im Vorjahr. Sie hatten die Wahl zwischen 1565 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 189 (13,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Damit standen im Juli rein rechnerisch jedem jungen Menschen ohne Ausbildungsstelle 3,1 offene Stellen zur Verfügung.
In nahezu allen Branchen gab es im Juli eine Vielzahl freier Ausbildungsplatzangebote. Die meisten Ausbildungsplätze wurden in den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus mit 498 Angeboten, in der Produktion und Fertigung mit 382 Angeboten sowie in der Baubranche mit 267 Plätzen, angeboten. "Die Möglichkeit in diesem Jahr noch eine Ausbildung zu beginnen war noch nie so gut wie im Ausbildungsjahr 2018. Viele Betriebe suchen noch händeringend nach geeigneten Auszubildenden", so Stelzer.