Frank Groth, Oliver Ebert und Ludmila Medwedew finden mit dem Kissinger Integrationsprojekt zurück ins Berufsleben.
Gerade erst sind sie von der Arbeit gekommen, haben noch schnell eine Zigarette geraucht. Die Feierabend-Zigarette. Noch vor ein paar Monaten war es einfach nur eine Zigarette, ohne Feierabend, ohne Arbeit, ohne Perspektive. Frank Groth, Oliver Ebert und Ludmila Medwedew wissen, wie es ist am Rand der Gesellschaft zu stehen. Und dann kam doch alles anders. "Ich bin froh, dass ich hier gelandet bin", sagt Groth.
Hier, beim "Kip", dem Kissinger Integrationsprojekt. Der Rettungsanker für alle drei von ihnen. Der Verein "Kidro" und das Jobcenter Bad Kissingen haben das Beschäftigungsprojekt für Einheimische mit Problemhintergrund und Migranten 2010 ins Leben gerufen. Bis zu zwei Jahre können Bezieher vom Arbeitslosengeld II daran teilnehmen und werden im Wildpark Klaushof, der Kurgärtnerei, dem städtischen Bauhof und anderen Einrichtungen wieder an regelmäßiges Arbeiten gewöhnt und erhalten im Idealfall einen festen
Arbeitsplatz.
Genauso wie Groth. Bei ihm hat es geklappt. Ab 1. Januar arbeitet er beim Möbellager "Sofa". Finanziert wird die Stelle vom Jobcenter, für zwei Jahre. "Kip war für mich das Sprungbrett zurück ins Berufsleben", freut er sich. Eine Ausbildung hat er nie gemacht, hielt sich mit Hilfsarbeiten über Wasser. Drei Jahre war er zuletzt arbeitslos, schrieb zig Bewerbungen. Am Projekt nimmt er seit einem Jahr teil. "Man ist hier Mensch, und nicht Mensch zweiter Klasse."
Angebot ist freiwillig Nicht alle Personen, die vom Jobcenter dem Projekt zugewiesen werden, nehmen das Angebot wahr, es ist freiwillig. "Manche bleiben die vollen zwei Jahre, wollen gar nicht mehr gehen.
Andere tauchen schon nach ein paar Tagen nicht mehr auf", sagt Thomas Heinrich, Vorsitzender des Kidro-Vereins.
Ludmila Medwedew fühlt sich bei Kip gut aufgehoben: "Sonst sitzt man doch nur zuhause rum. Außerdem ist hier ein großer Zusammenhalt, wir treffen uns auch privat." Seit drei Jahren ist die gelernte Hilfsköchin auf der Suche nach Arbeit. Beim Projekt ist sie seit gut einem halben Jahr dabei, Oliver Ebert schon seit 20 Monaten. Ihn nennen sie "Mister Klaushof". Seit einem Jahr hilft er dort aus. Eine Chance auf einen richtigen Vertrag sieht der gelernte Maurer aber nicht, die Stadt könne sich einen zusätzlichen Mitarbeiter nicht leisten. Für Heinrich ist das kein Grund, Ebert aufzugeben. Er setzt sich dafür ein, ihn auch über die zwei Jahre hinaus im Projekt zu behalten. Dann bekommt Ebert weiter einen Euro pro Tag, neben dem Arbeitlosengeld II. Doch das ist für ihn nicht der Anreiz.
"Ich fühle mich gebraucht, nicht mehr unnütz." Und das ist für ihn der größte Lohn.
Hintergrund: Kidro Ursprung Der Verein "Kidro" wurde 1995 als gemeinnützig anerkannter Trägerverein gegründet, um durch Sozialarbeit niedrigschwellige Drogenhilfe zu leisten.
Angebot Die Aufgabenbereiche des Vereins umfassen heute die Drogenhilfe, den Betrieb der Wärmestube, die Sport-Integrationsarbeit, das Möbellager "Sofa" und das Arbeitsprojekt "Kip".
Beschäftigung Circa 20 Teilnehmer nehmen jedes Jahr am Kissinger Integrationsprojekt "Kip" teil. Im Zentrum stehen die Arbeitsprojekte. Sie laufen Montag bis Freitag, 9 bis 14 Uhr. Neben der betreuten Beschäftigung bietet "Kip" zudem Einzelfallgespräche. Finanziert wird das Projekt zum Großteil vom Jobcenter Bad Kissingen, sowie von der Stadt und dem Landkreis Bad Kissingen.
www.kidro.de