Praktischer Weg zum Beruf

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So sehen Erfolgstypen aus (von links): Laura Tschepisur, René Lochner, Dennis Schubert, Marcel Soßdorf und Michelle Schreiffer-Halbig besuchen zwar noch die P-Klasse der Anton-Kliegl-Mittelschule, haben aber alle bereits eine sichere Lehrstelle. Foto: Thomas Ahnert
So sehen Erfolgstypen aus (von links): Laura Tschepisur, René Lochner, Dennis Schubert, Marcel Soßdorf und Michelle Schreiffer-Halbig besuchen zwar noch die P-Klasse der Anton-Kliegl-Mittelschule, haben aber alle bereits eine sichere Lehrstelle. Foto: Thomas Ahnert

Fünf junge Leute aus der P-Klasse der Anton-Kliegl- Mittelschule: Sie wissen, was sie werden wollen. Und sie haben bereits ihre Lehrstelle.

Was ist an Laura Tschepisur, René Lochner, Dennis Schubert, Marcel Soßdorf und Michelle Schreiffer-Halbig so Besonderes, dass sie in die Zeitung kommen? Und was haben sie gemeinsam? Gemeinsam haben sie, dass sie die Praxis- oder P-Klasse an der Anton-Kliegl-Mittelschule besuchen. Und das Besondere? Sie wissen alle fünf schon, was sie beruflich einmal machen wollen, und sie haben auch schon ihren Lehrvertrag in der Tasche - obwohl das Schuljahr noch gar nicht zu Ende ist.

Wenn man die fünf erzählen hört, merkt man schnell, dass sie alle aus demselben Grund in die P-Klasse gekommen sind: "Ich war nicht der Beste in der Schule", gesteht Dennis. "Ich hatte es nicht so mit dem Lernen. Ich gehe lieber arbeiten. Und seit ich in der P-Klasse bin, stimmen jetzt auch die Noten." Die anderen nicken wissend. Dennis absolviert nach der Schule eine Lehre als Maler und Lackierer, René wird Kfz-Mechatroniker, Marcel verschreibt sich dem Tief- und Straßenbau. Kurz hatte er auch mit dem Gleisbau geliebäugelt: "Aber da muss man zuviel in Deutschland rumfahren." Michelle wird Altenpflegehelferin und kann dann die Ausbildung zur Altenpflegerin anschließen, für die sie eigentlich den Mittleren Schulabschluss bräuchte. Und Laura wird Medizinische Fachangestellte.

Irgendwo hat jeder seine Stärken

Das mit dem Nicht-so-gerne-Lernen ist so eine Sache. "Die P-Klasse ist für Schüler, die schwach sind, die immer eins auf den Deckel bekommen haben und denen so die Motivation abhanden gekommen ist", sagt Klassenlehrer André Prechtl. "In der P-Klasse sollen sie merken, dass sie etwas können, dass jeder irgendwo seine Stärken hat." Auch wenn die mitunter nur schwer freizulegen sind.
Das Werkzeug dazu heißt "Praktika". Die P-Klasse ist wesentlich stärker als die Regelklasse auf die Berufsfindung ausgerichtet. Jeder der 13 Schüler in der aktuellen Klasse - sie ist zweizügig geführt, also 8. und 9. Jahrgangsstufe zusammen - absolviert pro Schuljahr fünf Mal ein zweiwöchiges Praktikum in Ausbildungsbetrieben ihrer Wahl. Da haben sie genügend Zeit und Gelegenheit, ihre Stärken und Interessen kennen zu lernen, ebenso das regelmäßige Arbeiten, und sie können sich an ihren Wunschberuf herantasten. Und die Lehrbetriebe können sich ihren Nachwuchs aussuchen. Die Ausbilder wissen schon lange, dass Schulnoten nicht so entscheidend sind wie die speziellen beruflichen Fähigkeiten oder das Durchhaltevermögen. "Sollte sich eine Richtung als Irrweg erweisen, aus welchen Gründen auch immer, können wir noch einmal bei Null beginnen", betont Sozialpädagogin Cornelia Breunig, die die P-Klasse betreut. Und wenn nichts nützt, was auch vorkommt, wenn die jungen Leute am Ende der Schulzeit ohne Abschluss und Lehre da stehen, greifen die üblichen Fördermaßnahmen, die der Markt bietet. "Wir bringen im Schnitt 75 Prozent unserer Schüler in den ersten Arbeitsmarkt", sagt Prechtl.

Lehrplan fürs Wesentliche

Das kann auch deshalb funktionieren, weil der Lehrplan in der Klasse auf das Wesentliche eingedampft ist und dass die Lehrer bei der Ausgestaltung sehr freie Hand haben, auf besondere Bedürfnisse reagieren können. "Es funktioniert aber auch nur", betont Breunig, "wenn die Eltern mitziehen, wenn sie hinter ihren Kindern stehen und sie motivieren. Alleine kann das die Schule nicht leisten.

"In der Schule macht uns keiner mehr an, weil wir in der P-Klasse sind", sagt René. Dass die Klasse aber in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf hat, juckt die fünf nicht. Sie haben aufgrund ihrer persönlichen Entwicklung und in dem Wissen, dass ihnen ihr Traumberuf sicher ist, genügend Selbstbewusstsein getankt. Dennis: "Das geht zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus." Sie haben ihren Weg gefunden.


Weitere Informationen:
Beratung
P-Klassenlehrer André Prechtl und Sozialpädagogin Cornelia Breunig stehen interessierten Schülern und Eltern für weitere Auskünfte und Nachfragen jederzeit zur Verfügung. Eine Terminvereinbarung (auch Anmeldung) ist möglich über das Sekretariat der Anton-Kliegl-Mittelschule, Tel.: 0971/ 7854 910, oder per E-Mail: corneliabreunig@web.de.
Förderung Der Europäische Sozialfonds fördert jede P-Klasse pro Jahr mit 30 000 Euro. Der ESF ist ein Strukturfonds der EU, der eingerichtet wurde, um Beschäftigungssrategien in Europa zu unterstützen, Arbeitsmöglichkeiten zu verbessern und eine hohe Beschäftigungsquote zu fördern. Weiteres unter: www.esf2007-2013.bayern.de