Hundert Arnshäuser kamen zur Auftaktveranstaltung über die geplante Dorferneuerung.
Über hundert Arnshäuser besuchten am Dienstag die Auftaktveranstaltung zur umfassenden Dorferneuerung. In den kommenden Jahren soll der heuer noch zu wählende Vorstand einer Teilnehmergemeinschaft mit Unterstützung des staatlichen Amtes für ländliche Entwicklung (ALE Unterfranken) sowie des von ihm beauftragten Bamberger Büros für Städtebau und Bauleitplanung Wittmann, Valier und Partner in Zusammenarbeit mit dem dortigen Stadtplanungsbüro Transform einzelne Maßnahmen zur Verschönerung des Dorfkerns bestimmen und umsetzen. Bis zum Abschluss des Gesamtprojekts dürften mehr als zehn Jahre vergehen, schätzt Baudirektor Joachim Mair (ALE). Bereits jetzt sind schon Jahre vergangen, erinnerte Mair im Rückblick an die Sammlung erster Ideen zur Verschönerung des Ortskerns, die dann 2017 in einer Bürgerversammlung mit dem Ziel einer umfassenden Dorferneuerung konkretisiert wurden. Parallel zum städtischen Gemeindeentwicklungskonzept (2018) folgte im November 2018 die Förderzusage des ALE und die Beauftragung der Bamberger Planungsbüros zur Erstellung eines denkmalpflegerischen Erhebungsbogens. Dessen im vergangenen Jahr ermittelte Ergebnisse stellte Stadtbauhistorikerin Alexandra Baier (Transform) nun in der Lollbachhalle vor.
"Spannend" war der Begriff, der in Baiers Vortrag zur "herausragenden siedlungsgeschichtlichen Bedeutung" des Altortes gleich mehrmals fiel. Noch heute ist die historische Ortsstruktur als "kompaktes Haufendorf mit scharfer Außengrenze" erkennbar. Die ebenfalls noch vorhandenen Obstwiesen als "Zeichen historischer Stockwerksbewirtschaftung" sind ein Alleinstellungsmerkmal des im Vergleich zu anderen Dörfern einst sehr wohlhabenden Ortes. Einige erhaltene Einzeldenkmalbauten wie das alte Rathaus sowie Bauernhäuser und Sandsteinscheunen, deren Geschichte teilweise bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, sind ebenso erhaltenswert wie deren originale Dachdeckung, alte Hofmauern, Portale und Steine mit Inschriften.
Das ehemalige Pfarrdorf besitzt bis heute mit seiner gut überlieferten Dorf- und Flurstruktur einen hohen Geschichtswert, fasste Baier ihre Ergebnisse zusammen. "Sie sind auf dem besten Weg, daraus etwas zu machen", ermunterte die Stadtbauhistorikerin die Arnshäuser zur weiteren Mitarbeit an der Dorferneuerung. Sie kündigte an, auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins im Sommerhalbjahr die wichtigsten Ergebnisse ihrer Erhebung auf einem Dorfrundgang an Ort und Stelle zu präsentieren.
Im anschließenden halbstündigen Workshop hatten alle Besucher die Möglichkeit, sich vor Schautafeln und Posterwänden mit den von einer 20-köpfigen Arnshäuser Arbeitsgruppe im Oktober in Klosterlangheim erarbeiteten fünf Schwerpunktthemen inhaltlich zu befassen: Wasser erlebbarer machen (Bach, Brunnen), Raum für Jung und Alt (Dorfgemeinschaft), Naherholungsangebot verbessern (Arnshäuser Runde), lebendige Dorfmitte und Verkehrsprobleme lösen (B 286, Parken, ÖPNV). In kleinen, nach Themen aufgeteilten Runden wurden Wünsche im Einzelfall auch strittig diskutiert, woraus erkennbar wurde, dass einvernehmliche Lösungen ohne Kompromissbereitschaft nicht immer möglich sein werden. So hatten die Workshop-Teilnehmer in Klosterlangheim für die Dorfmitte öffentliche Begegnungsflächen und Verkehrsberuhigung gewünscht.
Nach Abschluss der Diskussionsrunde in der Lollbachhalle musste Themenleiter Burkard Bayer einräumen, dass nun auch mehr Pkw-Stellplätze gefordert würden. Nach Abarbeitung der Wunschliste durch Leonhard Valier und sein Bamberger Planungsbüro, sollen noch in diesem Jahr vom Vorstand der Arnshäuser Teilnehmergemeinschaft - dies sind alle Grundstückseigentümer im Altort - zentrale Maßnahmen bestimmt, kalkuliert sowie von der Stadt Bad Kissingen und dem ALE als jeweils hälftige Kostenträger in deren Haushalte eingestellt werden. Eine formelle Anordnung des Vorstands zur Umsetzung sollte dann zu Beginn des kommenden Jahres möglich werden, beschrieb Joachim Mair (ALE) das weitere Vorgehen. Mair: "Nicht die Stadt gibt den Auftrag, sondern der Vorstand." Dieser wird aus mindestens vier Arnshäusern, dem Oberbürgermeister und einem ALE-Vertreter bestehen. Falls Private sich in die "Erhaltung des dörflichen Charakters" einbringen wollen, würden deren Baumaßnahmen vom ALE mit maximal 35 Prozent gefördert. Mair: "Es gibt nichts anderes, wo sich Bürger so direkt einbringen können wie bei einer Dorferneuerung."
Die Infoveranstaltung war sicherlich eine gute Idee. Aber muss man solche Veranstaltungen in der jetzigen Situation mit Corona abhalten? Oder hing es um politischen Stimmenfang vor der Kommunalwahl?
Die Gesundheit der Mitbürger sollte doch im Vordergrund stehen.