Oerlenbach und Poppenhausen teilen sich die Gewinne

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Beim ersten Spatenstich
Beim ersten Spatenstich
 
 
Hier entsteht der Pendlerparkplatz
Hier entsteht der Pendlerparkplatz
 
Erster Erschließungsabschnitt
Erster Erschließungsabschnitt
 
Die Baustelle wird eingerichtet
Die Baustelle wird eingerichtet
 
Der Pendlerparkplatz ist bereits gesperrt.
Der Pendlerparkplatz ist bereits gesperrt.
 

An der Autobahnausfahrt Oerlenbach haben die Arbeiten für die Anbindung und Erschließung des ersten interkommunalen Gewerbegebiets begonnen: Oerlenbach und Poppenhausen teilen sich die Gewinne. Die erste Fläche ist schon verkauft.

Ein paar Baumaschinen sind ja schon länger vor Ort, aber jetzt wird es wirklich ernst: an der Einmündung der B 19 in den Autobahnzubringer fand gestern früh der erste Spatenstich für zwei Baumaßnahmen statt, die für die wirtschaftliche Zukunft von Oerlenbach und Poppenhausen von erheblicher Bedeutung sind, auch wenn sie relativ überschaubar sind.

Zum einen wird die T-förmige Straßeneinmündung zur Kreuzung ausgebaut.
Sie ist die Voraussetzung dafür, dass an dieser Stelle neben der Autobahn ein Gewerbegebiet ausgewiesen und angelegt werden kann. Aber nicht irgendein Gewerbegebiet, sondern das erste interkommunale Gewerbegebiet in Franken. Oerlenbach und Poppenhausen, die beiden Orte, die nicht nur eine Gemeindegrenze trennt, sondern eine Landkreisgrenze, haben sich zusammengeschlossen, um ihren Standortvorteil direkt an der A71 gemeinsam zu vermarkten. Schließlich stoßen an dieser Stelle die Gemarkungen aneinander.


Salomonische Lösung

Das Projekt ist ein Kind der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal. Ausgeheckt haben den Plan schon vor ein paar Jahren die beiden Bürgermeister Siegfried Erhard (Oerlenbach) und Reinhold Stahl (Poppenhausen). Und sie fanden eine ebenso sinnvolle wie salomonische Lösung: "100-prozentig paritätisch" heißt sie. "Erhard: "Wir teilen und die Kosten und die Einnahmen genau zur Hälfte." Auch der Zweckverband, der zur Errichtung und zum Betrieb des "Gewerbeparks A71 Oerlenbach / Poppenhausen" gegründet wurde, ist von beiden Seiten gleichmäßig besetzt. "Das habe wir in der Satzung festgeschrieben, damit das so bleibt."

"Was die rechtliche Seite angeht, haben wir sogar Pionierarbeit geleistet, denn die Gesetzeslage hat gemeinsame Gewerbegebiete damals nicht hergegeben", sagt Reinhold Stahl. Und so haben die beiden Bürgermeister den damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein mit Engelszungen überredet, die Voraussetzungen für ein Zusammengehen zu schaffen.

Denn die Konsequenzen des Zusammenschlusses reichen tief in das Steuerrecht hinein: Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Einkommensteuer, Hebesätze, die sich eigentlich an Gemeindegrenzen und Bevölkerungszahlen orientieren. Davon betroffen sind auch Schlüsselzuweisungen und Kreisumlage, für die jetzt der Zweckverband die Berechnungsgrundlage liefern und die Zuwendungen einstreichen kann.


Langes Warten auf den Bund

Dass es mit dem ersten Spatenstich so lange gedauert hat, lag nicht an der rechtlichen Klärung. Erhard: "Wir haben für den Bau der Abzweigung den Bund gebraucht, denn sie geht von einer Bundesstraße ab. Sonst hätten wir das Gewerbegebiet schon längst vermarkten können."

Mit 22 Hektar Gesamtgröße ist das Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan eingetragen. Erschlossen wird es nach Bedarf in drei Abschnitten. Erhard: "Wir wollen ja nicht den Acker beleuchten." Jetzt sind die ersten sechs Hektar dran. Die Wasserleitungen werden bereits verlegt, der Abwasserkanal nach Pfersdorf ist in Bau. "Wenn die Leitungen erst einmal liegen, ist die weitere Erschließung erheblich erleichtert", betont Stahl. Die anderen Arbeiten sind zurzeit ausgeschrieben. Ende April will der Zweckverband die Vergaben beschließen.

Eine gewisse Eile ist geboten, denn der erste Investor steht bereits in den Startlöchern: Die Metallbaufirma Zitzmann (Gochsheim/Pfersdorf) will ihre beiden Betriebe vereinigen und hat schon 1,5 Hektar gekauft. Erhard: "Der kann ab Juni bauen. Die Pläne liegen im Moment zur Genehmigung beim Landratsamt, sind aber bereits gründlich vorbesprochen, um das Verfahren zu beschleunigen." Dass Zitzmann im April 2014 mit der Produktion am neuen Standort beginnen kann, ist sogar notariell festgehalten.


Weitere Interessenten

Erhard und Stahl weisen darauf hin, dass es bereits weitere Bewerber gibt, mit denen Gespräche geführt werden - darunter ein Autohof mit Werkstätten und autobahnbegleitendem Gewerbe sowie weitere Einzelhandels- und Produktionsbetriebe.

500.000 Euro kostet die neue Anbindung, für die der Zweckverband aus den Kassen der beiden Gemeinden 150.000 Euro beisteuern muss. Wie viel dann die Erschließung der Gewerbeflächen kosten darf, will Erhard natürlich nicht sagen, so lange noch die Ausschreibung läuft.

Davon, dass die Straßenbauarbeiten termingerecht erledigt werden, geht Baurat Matthias Wacker vom Straßenbauamt Schweinfurt aus: "Der 31. Mai 2013 steht im Werkvertrag mit dem Bauunternehmen."


Ein Herz für die Pendler

Wenn da alles getan ist, zieht der Bautrupp um auf die andere Straßenseite. Dort wartet die andere Baumaßnahme auf ihre Umsetzung: die Anlage eines befestigten Pendlerparkplatzes mit 167 Stellplätzen. Auch dafür sind 500.000 Euro veranschlagt,die der Bund zu 100 Prozent übernimmt. Dann hat das bisherige Provisorium ein Ende. Denn müssen die Pendler nicht mehr nach jedem Umsteigen ihre Schuhe putzen. Gesperrt ist der Platz übrigens schon jetzt.