Rund fünf Kilometer solcher Leitungen seien pro Hektar erforderlich, überschlägt Ruppert. Das Problem dieses Verfahrens in Hammelburg: Rund eine Stunde dauert es, bis der Tankwagen an der Zapfstelle vollgelaufen ist. Wenn noch andere Winzer Wasser holen, kann die Wartezeit hier schon Mal zwei Stunden Stunden betragen.
Auf der Suche nach einer besseren Lösung kündigt Ruppert als Vorsitzender des Weinbauvereins Gespräche mit der Stadtverwaltung und dem Wasserwirtschaftsamt an. Denn bei der Bewässerung ihrer Weinberge sind Kolleginnen und Kollegen im Fränkischen Weinland klar im Vorteil. Sie dürfen zur Bewässerung Wasser aus dem Main holen.
Für das Saaletal wird nun der Ruf nach Möglichkeiten zur Wasserspeicherung lauter. Dafür gibt es in Unterfranken bereits Pilotprojekte. Vor rund zehn Jahren sei das Thema im Saaletal schon einmal in den Fokus gekommen, aber dann wegen weniger trockener Jahre nicht weiterverfolgt worden.
Suche nach Wasserspeichern
Wenn es mit der Trockenheit so weiter geht, kommt es wieder auf den Tisch. Für das Saaletal kann sich Ruppert Speicherung von winterlichem Hochwasser oder eine Lösung in Verbindung mit dem Teich im Seeshofer Tal vorstellen. Denkbar seien auch Projekte mit unterirdischen Betonrohren oder das Bohren von Brunnen. "Am Ende muss jeder Winzer für sich selbst entscheiden, ob er sich an einer Lösung beteiligt", findet Ruppert.
Eher nicht gedacht sei an eine flächendeckende Bewässerung, sondern eben nur an die der Jungpflanzen. Zumal sich Rebstöcke bei zu viel Bewässerung die Ausprägung von tiefem Wurzelwerk ersparen. Das wäre kontraproduktiv. Bei punktueller Bewässerung halte sich der Wasserbedarf mit 15 Litern je Jungpflanze in Grenzen. Bei alledem führt für die Winzer kein Weg daran vorbei, sich intensiv für den Klimawandel zu wappnen. "Unsere Lebensversicherung sind jetzt die Rebstöcke, die unser Betrieb vor 40 bis 45 Jahren gesetzt hat", spielt Ruppert auf betagte Müller-Thurgau-Pflanzen seines Weingutes an. Genauso wie damals gelte es nun, für die heutige Generation etwas Bleibendes zu schaffen. Denn: "Es ist erstaunlich, wie gut die alten Pflanzen die Hitze wegstecken", schwärmt Ruppert. Zum vorausschauenden Wirtschaften trage bereits heute ein gezieltes Feuchtigkeitsmanagement im Boden bei. So werde der Bewuchs zwischen den Rebzeilen nicht mehr untergepflügt, sondern beim Mulchen mit Walzen zwischen den Rebzeilen abgeknickt. Liegengelassenes schützt den Boden vor Sonneneinstrahlung.
Auch mit der Wahl hitzeresistenter Weinsorten können sich Winzer zukunftsfähig aufstellen. "Der Bacchus wird der Verlierer", ist Ruppert überzeugt. Er leidet schon heute übermäßig unter der Hitze. Mit Blick auf Sorten, die im trockenen Italien und Spanien gedeihen, ist es dem Winzermeister auf längere Sicht nicht bange. "Da haben wir noch 100 Jahre Luft", sieht er Potenzial bei der Auswahl geeigneter Sorten.
Wie der 2022er-Jahrgang werde, bleibt abzuwarten, sagt Ruppert. Klar scheint, dass die Lese Mitte September und damit erneut etwa einen Monat früher als im langjährigen Mittel beginnt.
Wolfgang Dünnebier