Wenn ein Rinnsal zur reißenden Flut wird

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Gewaltig präsentiert sich der Abfluss des Regenrückhaltebeckens. Große Betonsäulen sollen größeres Treibgut zurückhalten, das den Abfluss verstopfen könnte. Eckhard Heise
Gewaltig präsentiert sich der Abfluss des Regenrückhaltebeckens. Große Betonsäulen sollen größeres Treibgut zurückhalten, das den Abfluss verstopfen könnte.  Eckhard Heise
Momentan nur ein kleines Rinnsal, der Reichenbach aber kann bei Starkregen zur reißenden Flut werden. Deshalb wurde in Burglauer ein voluminöses Rückhaltebecken gebaut. Von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugten sich jetzt Bürgermeister und Wasserwirtschaftler in Burglauer. Eckhard Heise
Momentan nur ein kleines Rinnsal, der Reichenbach aber kann bei Starkregen zur reißenden Flut werden. Deshalb wurde in Burglauer ein voluminöses Rückhaltebecken gebaut. Von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugten sich jetzt Bürgermeister und Wasserwirtschaftler in Burglauer.  Eckhard Heise
 

Der Starkregen führt zu "Gewässer-Nachbarschaften". Das Rückhaltebecken ist ein Beispiel für eine gelungene Gegen-Offensive.

Intensiv und oft auch emotional wurden in Burglauer die Diskussionen um das Rückhaltebauwerk vor den Toren des Dorfs geführt. Nach einem längeren Probelauf war vor drei Wochen die offizielle Inbetriebnahme. Jetzt machten sich im Rahmen einer Initiative des Bayerischen Umweltministeriums unter dem Titel "Gewässer-Nachbarschaften" vor allem Bürgermeister aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld ein Bild von dem umstrittenen Damm.

Die von den Wasserwirtschaftsämtern unterstützte Initiative soll dazu dienen, Fachleute und Betroffene zum Erfahrungsaustausch zusammenzuführen. Etwa einmal im Jahr werden daher Treffen zu unterschiedlichen Themen arrangiert. Burglauer biete zum Bereich Hochwasserschutz mit der Dammanlage Richtung Reichenbach ein äußerst geeignetes Anschauungsobjekt, weil es in Rhön-Grabfeld und weit darüber hinaus die einzige Einrichtung dieser Art sei, erklärt Jennifer Engel als verantwortliche Organisatorin.

Treffpunkt war die Dammkrone - eine imponierende Betonkonstruktion - durch die fast zehn Meter tiefer der Reichenbach fließt. Der Bach bietet zurzeit das Bild eines harmlosen Rinnsals, der sich nach Kurt Backs Worten, Bürgermeister von Burglauer, bei schweren Niederschlägen oder Schneeschmelze jedoch in ein reißendes Gewässer verwandele.


Überschwemmte Keller

Seit 2009 hält er schriftlich die Hochwasser-Ereignisse fest. Danach tritt das Bächlein jedes zweite Jahr einmal über die Ufer - und zwar so, dass Anlieger Wasser auf dem Grundstück oder im Keller haben. Das sei nicht erst so, seit dem die Flächenversiegelung immer größere Ausmaße angenommen hat. Schon aus seiner Kindheit könne er sich erinnern, wie versucht wurde, bei Hochwasser an betroffenen Häusern durch das Aufschütten provisorischer Dämme der Wassermassen Herr zu werden.

Aus Backs Aufzeichnungen geht hervor, dass meist die Monate Dezember und Januar betroffen waren, aber auch im Hochsommer Niederschläge um die 35 Liter pro Quadratmeter niedergingen - da werde die Lage meist an der Neustädter Straße kritisch. "Dann hast du keine ruhige Nacht mehr", versichert das Ortsoberhaupt.

Jetzt könne er ruhiger schlafen, allerdings sei an dem Projekt auch 30 Jahre gearbeitet worden und letztendlich musste sich die Gemeinde an der Drei-Millionen-Investition mit rund 300.000 Euro beteiligen. Und das sei noch nicht das Ende, denn im nächsten Jahr geht es mit dem Bau des Hochwasserschutzes im Ort weiter.

Back ist aber nicht das einzige Gemeindeoberhaupt, das mit solchen Problemen zu kämpfen hat. Niederlauers Bürgermeister Richard Knaier berichtet von einer ähnlichen Situation in Unterebersbach, wo ebenfalls regelmäßig ein Bach über die Ufer trete.


Rückhaltung in der Flur

Den Schutz im Ort zu verbessern, könne sich die Gemeinde nicht leisten, womit nur eine Rückhaltung in der Flur in Frage komme. "Dann könnte ein Bauwerk wie dieses also Standard werden", erkundigte sich Knaier auch beim verantwortlichen Planer Kai Niedergesäß. Der wies diese Überlegung nicht von der Hand.

BN-Kreisvorsitzende Susanne Richter erinnerte allerdings an die Einsprüche aus ökologischer Sicht und an eine alternative Variante. Zwar begrüße sie die Ausgleichsmaßnahmen, doch seien ihre Bedenken nicht verflogen. Noch könne sie sich kein abschließendes Urteil über die längerfristigen ökologischen Folgen erlauben. Bisher konnte das Bauwerk seine Wirksamkeit noch nicht unter Beweis stellen, berichtete Back. Dank zweier Kameras im Dorf und am Durchlass habe man die Lage aber im Blick. Eckhard Heise