Wahlforum: Kandidaten im "Kreuzverhör"
Autor: Paul Ziegler
Bad Brückenau, Freitag, 02. Sept. 2016
Die Saale-Zeitung hatte zum "Wahlforum" die drei Kandidaten eingeladen und rund 250 Brückenauer wollten sich das nicht entgegen lassen.
Die Spannung konnte man fast fühlen. Wer wird sich wie schlagen? Das gleichzeitige Aufeinandertreffen der drei Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am 11. September in Bad Brückenau war von den Bürgern erwartet worden. Entsprechend groß war der Zuspruch. Die Georgi-Kurhalle war am Donnerstagabend proppenvoll, Hausmeister Thomas Eder musste auf seine Stuhlreserven zurückgreifen.
Was in den nächsten zwei Stunden folgte, war eine sehr angeregte, faire und sachliche Diskussion zu den Themen, die die Stadt bewegen. Die Moderatoren des Abends, Ulrike Müller und Paul Ziegler von der Saale-Zeitung, hatten ein Programm vorbereitet, dass zum einen informativ für die Besucher war, aber zum anderen natürlich auch ein wenig unterhaltend.
Drei Generationen treffen aufeinander
Allein die Vorstellungsrunde - zunächst durch die Moderatoren und dann persönlich durch die Kandidaten selbst - zeigte schon eines ganz deutlich auf: Es treffen drei Alters-Generationen bei den Kandidaten aufeinander. Brigitte Meyerdierks (CSU) ist als Amtsinhaberin die Älteste mit 62 Jahren; Mike Richter (PWG) mit 41 Jahren das "Mittelalter" und Claudio Kleinhans (Perspektivwechsel) mit 23 der Jüngste. Spannend war in den folgenden beiden Stunden zu hören, wie Erfahrung und Vertrautheit mit dem Geschäft der Lokalpolitik auf neue Wege und junges Selbstverständnis trifft.Zur Auflockerung hatten die Moderatoren ganz bewusst an den Anfang einen kleinen Test gesetzt: Wie gut kennen sich die Bürgermeisterkandidaten mit dem Brückenauer Heilwasser aus, wollten sie wissen. Dazu standen drei der Bad Brückenauer Quellen - Wernarzer, Siebener und Georgi - in Karaffen bereit, die die Kandidaten probieren und erkennen sollten. Zweimal lagen alle drei daneben, den Georgi-Sprudel erkannten dann alle wieder gemeinsam. Dieses Wasser schmeckt aber auch "besonders".
Provokante Fragen
In einem "Kreuzverhör" ging es dann schon ein bisschen "zur Sache". Mike Richter erklärte, dass er seinen Soldatenjob für eine interessante Bürgermeistertätigkeit durchaus aufgeben würde, und dass er Führungsqualitäten habe. Brigitte Meyerdierks antwortete auf die Frage zur eigenen Selbstkritik im Amt, dass sie sich schon selbst hinterfrage und ihre Emotionalität vielleicht besser in den Griff bekommen sollte. Claudio Kleinhans sah seine kommunalpolitische Unerfahrenheit und dem gleichzeitigen Streben nach dem höchsten politischen Amt in der Stadt nicht als Widerspruch. Unvorbelastet an die Dinge heranzugehen, könne nicht von Nachteil sein, sagte er, politisches Querdenken könne zu anderen Lösungsansätzen führen.Die waren in der Themenrunde in manchen Bereichen bei den Kandidaten übereinstimmend, in anderen gingen sie auch auseinander. Bei den städtischen Finanzen war man durchaus einig in der Feststellung, dass es gar nicht "sooo schlecht" aussieht, während bei der Frage nach weiteren Investitionen unterschiedliche Präferenzen gesetzt wurden. Claudio Kleinhans brachte ein fehlendes Konzept für die Jugend ins Spiel, Brigitte Meyerdierks wies darauf hin, dass die Stadt ein solches habe und Mike Richter nannte als Ziel, dass die anderen beiden auch "unterschrieben", mehr Anreize für neue Bürger zu schaffen.
Vermeintlicher Widerspruch
Moderatorin Ulrike Müller brachte in diesem Zusammenhang das Baugebiet "Oberes Straßfeld" ins Spiel, das in der Stadt durchaus kontrovers diskutiert wird. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang, dass in der Altstadt die Leerstände nicht gefüllt werden, während man in der Peripherie neues Bauland schafft. "Es ist günstiger, sich hier ein Eigenheim zu schaffen, als eine teure Altbau-Sanierung in Angriff zu nehmen", sagte Brigitte Meyerdierks. Angesprochen auf städtische Angebote, die eben diese Sanierung attraktiver machen, erklärte die Bürgermeisterin, dass sowohl gewerbliche wie auch private Interessenten die Möglichkeit hätten, Finanzierungshilfen bei Altbau-Sanierungen zu bekommen. Das werde auch angenommen, wenngleich in einem "überschaubaren Rahmen".
"Problemfall Innenstadt"
Die Leerstände in der Innenstadt und wie die Kommunalpolitik damit umgeht, nahmen ebenfalls breiten Raum ein. Fakt ist, dass die Entscheidung, in der Innenstadt ein Geschäft zu eröffnen oder zu schließen, ein Unternehmer trifft. Nicht die Politik. Aber was kann die Politik tun, um die Unternehmen zu bewegen, in der Stadt zu bleiben oder in die Stadt zu kommen? Konkrete Konzepte dazu hatte keiner der Kandidaten. Es ist ein schwieriges Thema, dass auch nicht ein spezielles Bad Brückenauer Problem ist, sondern im Prinzip alle Städte betrifft.In einer "Temporunde", mit Daumen hoch oder runter, stellten die drei Kandidaten fest, dass es Bad Brückenau gut geht, bei der Frage nach der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Staatsbad ging allerdings kein Daumen nach oben, eine Zuganbindung, meinten die Kandidaten, braucht Bad Brückenau nicht unbedingt. Einig war man sich darin, dass die Stadt keinen neuen Lebensmittelmarkt benötige. Fazit des Abends: 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) sah es so: "Sehr gut, informativ, unterhaltsam."
Einen Kommentar zum Thema finden Sie hier.
Einen Überblick über Fragen aus dem Publikumfinden Sie hier.
Das Ergebnis der Probe-Abstimmungfinden Sie hier.