Druckartikel: Verfolgungsjagd mit Hubschrauber und Spürhunden

Verfolgungsjagd mit Hubschrauber und Spürhunden


Autor: Benedikt Borst

Großenbrach, Dienstag, 18. November 2014

Nach einem Einbruch in einem Sandberger Kindergarten liefert sich die Polizei mit den Verdächtigen eine wilde Hatz. In Großenbrach springen die Männer aus ihrem gestohlenen Wagen, flüchten zu Fuß. Bei der anschließenden Großfahndung mit Hubschrauber und Spürhunden wurde ein Verdächtiger verhaftet.
Die Lichter des Fluchtwagens brannten auch Stunden später noch. Foto: Benedikt Borst


Actionfilmreife Szenen müssen sich in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Region abgespielt haben. Die Mitwirkenden: Ein Einbrecherteam mit gestohlenem Fluchtwagen, ein Polizeigroßaufgebot, das komplett abgeriegelte Großenbrach und ein Güllewagen.

Was ist passiert? Laut Polizei sind drei bis vier Täter kurz vor Mitternacht in den Kindergarten in Sandberg eingebrochen. Sie haben die Bewegungsmelder demoliert und die Eingangstüren beschädigt. Wie die Kindergartenleiterin gestern bestätigt hat, wurde nichts weiter gestohlen, kein Bargeld, keine Dokumente. Aber: Der Einbruch wurde bemerkt und die Polizei alarmiert. Als sich eine Streife näherte, fuhr plötzlich ein verdächtiger silberner VW-Tuareg davon, die Beamten hinterher.


Absprung aus fahrendem Auto
Die Verdächtigen flüchteten in dem gestohlenen Fahrzeug mit Frankfurter Nummernschild von Sandberg in Richtung Bad Kissingen. In Großenbrach bogen die Flüchtigen in einen Nebenweg ab, der Richtung Fränkische Saale führt. Sie fuhren auf das Grundstück eines Landwirts und setzten ihren Fluchtwagen zwischen einem Betonpfosten und einem leeren Gülletankwagen fest. Wie Einsatzleiter Elmar Hofmann von der Polizei Bad Kissingen berichtete, sprangen die Täter noch aus dem fahrenden Auto heraus und flüchteten zu Fuß in verschiedene Richtungen. Ein Täter floh offenbar in einem Graben an der Saale entlang nach Kleinbrach, ein zweiter floh in Richtung Aschach und ein dritter über das Industriegebiet Mangelsfeld.



Die Verdächtigen, drei oder vier, das war laut Polizei in der Nacht nicht genau zu erkennen, sind wohl im Alter um die 20 Jahre. "Es handelt sich um Profis", sagte Hofmann. Das lasse sich aus dem Verhalten schließen. Er vermutete, dass die Täter in Zusammenhang mit einer Einbruchserie stehen, die zuletzt in verschiedenen Kindergärten auch im Raum Bad Kis singen und Rhön-Grabfeld verübt wurden.


Polizei sperrt Großenbrach
Der Verfolgungsjagd schloss sich eine Großfahndung an, die den ganzen Tag dauerte. Es gelang den Ermittlern dabei, einen Verdächtigen zu verhaften. "Wir sind mit allem in Einsatz, was wir haben", sagte Walter Schömig, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Alle verfügbaren Einsatzkräfte der Polizeiinspektionen aus dem Raum Bad Kissingen und Schweinfurt wurden für die Fahndung eingesetzt. Außerdem wurde die Bereitschaftspolizei angefordert.

Zunächst hat die Polizei in der Nacht bis zum frühen Morgen die 500-Einwohner Gemeinde Großenbrach komplett umstellt. Kontrollstellen wurden eingerichtet und die Autos inspiziert, die aus Großenbrach hinaus fuhren. Dazu zählte der komplette Durchgangsverkehr. Auch An dreas Sandwall, Bad Bocklets stellvertretender Bürgermeister, wurde angehalten. "Ich hatte ein Deja-vue-Erlebnis", erzählte Sandwall. Denn als er sieben Jahre alt war, hatte sich schon einmal ein Verbrecher in einer Scheune in Großenbrach verschanzt. Das Polizeiaufgebot am Dienstag war allerdings umfangreicher als damals.

"Die ganze Nacht waren Personenspürhunde im Einsatz", sagte Einsatzleiter Hofmann. Ab dem Vormittag wurde die Fahndung außerdem von einem Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera unterstützt. Schon am Morgen hatten die Beamten Erfolg. Noch vor 10 Uhr nahmen sie einen Verdächtigen in Stralsbach an einer Bushaltestelle fest. Der Mann war ganz in schwarz gekleidet und stark verdreckt. Die Suche nach den anderen flüchtenden Personen dauerte den ganzen Tag an.


Weitere Spuren ergebnislos
Am späten Vormittag wurde schwerpunktmäßig ein Waldgebiet oberhalb des Gewerbegebiets Mangelsfeld in Richtung Kleinbrach abgesucht. "Hier haben die Spürhunde eine konkrete Spur", schilderte Hofmann die Situation. Nach Mittag wurde die Suche auch auf den Klauswald ausgedehnt.

Wie das Polizeipräsidium Unterfranken mitteilte, wurde die Fahndung in abgeschwächter Form fortgesetzt. Die Ermittler gingen parallel bereits eingegangenen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Bis Redaktionsschluss blieben die weiteren Spuren allerdings ergebnislos.

Der Großteil der Großenbracher hat von der Verfolgungsjagd wohl nichts mitbekommen. Mehrere Anwohner berichteten, dass sie erst am Morgen aufgrund der Polizeikontrollen auf die Vorgänge aufmerksam wurden. Laut Grundstückseigentümer, der namentlich nicht genannt werden möchte und auf dessen Grundstück das Fluchtauto bis Mittag stand, sei alles sehr leise verlaufen. Er selbst sei von der Polizei informiert worden, dass ein gestohlener Pkw auf seinem Grundstück stehe. Die Polizei hat den Wagen am Vormittag abschleppen lassen.


Polizei sucht Zeugen
Die Polizei bittet um Mithilfe bei der Suche. Außerdem bittet man darum, zur Zeit keine Anhalter mitzunehmen. Wer Hinweise zu den Flüchtigen geben kann, wird gebeten, sofort über Notruf 110 die Polizei zu verständigen.