Das schafften Stibor und sein achtköpfiges Team mit einem individuellen Programm. Der Theaterleiter will vor der Verpflichtung von Künstlern ziemlich genau wissen, was sie auf die Bühne bringen. "Das kann man nicht nach Aktenlage entscheiden", findet er. A und O bei der Programmgestaltung sei das Netzwerken in der Kulturszene. Ob Komische Oper Berlin, Münchner Kammerspiele, Schauspielhaus Düsseldorf oder Bamberger Symphoniker: "Wenn man sich kennt, fallen die Verpflichtungen leichter."
Ziel Stibors ist es, in seinem Haus möglichst die ganze Vielfalt des Theaters abzubilden. Von der Komödie über Boulevardtheater und dem Tanztheater bis zu experimentellen Bühnen. Aber: "Wir wollen es dem Publikum nicht zu einfach machen", bricht der Oberthulbaer eine Lanze auch für sperrige Stoffe.
Das Einzugsgebiet des Schlosstheaters umfasst rund 300 000 Einwohner. "Luft nach oben", sieht Stibor bei den Besucherzahlen aus der angrenzenden Bayerischen Rhön und ganz Unterfranken. Möglichkeiten der Annäherung gibt es viele. Warum nicht auch ein Theaterring, der Fahrten nach Fulda organisiert? Schon zugenommen habe der Besuch aus dem nördlichen Unterfranken bei Schultheater-Vorführungen. So sitzen immer öfter Hammelburger Schüler im Publikum.
Erdung in der Vorrhön
Gerne kehrt Stibor nach getaner Arbeit wieder heim nach Oberthulba zurück. "Hier erfahre ich Entschleunigung und Erdung", sagt der Kulturmanager. Mit seiner Frau Ute hatte er in Arnshausen die Klavierschule Tastenschmiede gegründet. Kennen und schätzen gelernt hatte das zugereiste Paar die Vorrhön, als die Kinder noch klein waren.
Eher aus Zufall war man bei der Wohnungssuche zunächst in Schlimpfhof gelandet. Befreundete Familien auch mit Kindern erleichterten die Eingewöhnung. Die Tastenschmiede floriert inzwischen seit 16 Jahren im Bad Kissinger Stadtteil Arnshausen. Aktuell unterrichtet Ute Stibor 40 Kinder.
Klavierspielen zur Wartung
Der Theaterleiter genießt es, dass er an seiner beruflichen Wirkungsstätte regelmäßig an die Tasteninstrumente darf. Dann zwar ohne Publikum, aber immerhin. Gerade hat das Schlosstheater zu zwei vorhandenen Flügeln einen dritten dazu gekauft. Die müssen zur Wartung und Pflege gespielt werden, um in Schuss zu bleiben.
Bei dem beruflichen Elan wird klar, dass es für Stibors auch im Urlaub kaum ohne Kultur geht. Gerade kam das Ehepaar aus Schottland zurück. Der Theaterleiter und seine Frau nutzten den Aufenthalt zu einem Abstecher in die Oper von Edinburgh. Stibor lotete dort die Chancen einer anerkannten Darbietung für ein Gastspiel in Fulda aus. Details dazu will er noch nicht verraten.
Christoph Stibor ist 1966 in Dinkelsbühl geboren, und studierte an der Hochschule für Musik an der Universität Würzburg von 1989 bis 1995 Klavier. Schon in dieser Zeit komponierte er Bühnenmusiken und coachte Schauspieler. Außerdem wirkte er als Jazzkomponist und Keyboarder und veröffentlichte pädagogische Stücke. Vor dem Studium war er musikalischer Leiter am Wolfgang-Borchert-Theater in Münster. Zusammen mit seiner Frau Ute gründete er 2003 die Klavierschule Tastenschmiede in Bad Kissingen. Nach der Berufung zum Leiter des Schlosstheaters bildete er sich ein Jahr in München in Sachen Kulturmanagement weiter.
Programm
Das Domplatzkonzert am Samstag, 30. September, beginnt um 20 Uhr mit Leonards Bernsteins Ouvertüre zu Candide. Dann folgt Frozen in Time für Schlagzeug und Orchester, das Aver Dorman für Martin Grubinger geschrieben hat. Das große Finale nach der Pause ist die 9. Sinfonie von Beethoven. Umrahmt wird die Veranstaltung durch die Präsentation historischer Fotos aus Fulda, die während der Tage um die Grenzöffnung entstanden sind. Wolfgang Dünnebier