Die angekündigte Schließung des Schaeffler-Werks in Elfershausen lässt die politisch Verantwortlichen der Region zusammenrücken.
Vor rund einem Monat konnten die Mitarbeiter des Schaeffler-Standorts
Elfershausen das hundertmillionste Federbeinlager feiern, das das Werk verließ. Heute müssen sie sich um ihre Arbeitsplätze sorgen. Doch auch die gesamte Region zeigt sich von den Schließungsplänen betroffen.
"Es war für alle ein Schock, dass einer der wenigen Industriestandorte zur Disposition steht", sagte Landrat Thomas Bold (CSU). Der Wegfall von rund 280 Arbeitsplätzen in einem strukturschwachen Gebiet wäre ein "herber Verlust".
Der Landrat, Bürgermeister sowie die Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) und die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) besichtigten das Werk am Mittwochvormittag. Die Einladung zu einem Besuch stand schon länger, aus aktuellem Anlass wurde der Termin aber kurzfristig vorgeschoben.
Ausdruck von Unverständnis
Nach einem Rundgang durchs Werk berichteten die Teilnehmer von ihren Eindrücken. Und die bestärkten sie in ihrem Unverständnis über die Absichten von Schaeffler. So war das Werk für Bär kein Standort, der eine Schließung als "ultima ratio" braucht. "Wir konnten uns überzeugen, dass es ein innovativer Standort ist, an dem die Mitarbeiter mit Herzblut hängen", berichtete Dittmar.
Auch Karlheinz Kickuth (SPD/FWG), Bürgermeister von Elfershausen, sprach von einer hohen Identifikation der Mitarbeiter mit dem Werk. Er erwähnte, dass der Marktgemeinde die Gewerbesteuer und der Region die Kaufkraft fehlen werden.
Die Politiker versprachen, sich für das Werk einzusetzen. Es gab bereits erste Gespräche mit der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Weitere sollen folgen. Die Wirtschaftsministerin ist bereit, vor Ort über die Situation zu sprechen, wie Bär erklärte. Das wünsche sie sich ebenfalls vom Schaeffler-Vorstand. Bär und Dittmar kritisierten, dass sie ohne Vorwarnung von der Schließung erfahren mussten.
Pochen auf Vereinbarung
Die politischen Vertreter wollen vom Konzern Zahlen, warum die Verlagerung nach Schweinfurt, Caldas (Portugal) und Kysuce (Slowakei) notwendig ist. Das erste Ziel ist für sie, dass das Unternehmen seine Beschäftigungsgarantie für das Werk erfüllt. Mehrmals war bei der Pressekonferenz zu hören: "Verträge sind einzuhalten."
Denn vor zehn Jahren hatte sich die Belegschaft des Werks bereit erklärt, ohne Lohnausgleich 40 Stunden statt 35 Stunden pro Woche zu arbeiten. Im Gegenzug bot das Unternehmen eine Beschäftigungsgarantie. Die Vereinbarung wurde im Jahr 2011 bis Ende 2020 verlängert.
"Normalerweise ist man gewohnt, dass sich ein Unternehmen an Verträge hält", sagte Michael Walter. Der Betriebsratsvorsitzende betonte, dass der Standort kein Sanierungsfall sei. Er sei profitabel und habe sich exzellent entwickelt.
Und Walter erinnerte daran, dass die Mitarbeiter hinter der Familie Schaeffler standen, als das Unternehmen im Zusammenhang mit der Übernahme von Continental in Schwierigkeiten geriet. So ist für die Arbeitnehmer des Werks das drohende Aus nicht nachvollziehbar. Seit der Zugehörigkeit zu Schaeffler sei es die erste Werksschließung, die angedroht werde, sagte Walter.