OB-Kandidaten legen die Karten auf den Tisch
Autor: Redaktion
Bad Kissingen, Freitag, 28. Februar 2020
"Wer weiß noch nicht, wen er wählen wird?" Am Ende des Wahlforums gingen auf diese Frage hin weit weniger Hände hoch als zu Beginn. Waren die OB-Kandidaten so überzeugend?
Es müssen nicht immer Trommeln sein. Man kann dem Publikum auch kräftig einheizen, wenn man mit den Drum-Sticks auf Alu-Leitern hämmert, wie die Jungs und Mädels von KissPercussiva das im Max-Littmann-Saal zu Beginn der Podiumsdiskussion von Saale-Zeitung und Main-Post eindrucksvoll bewiesen. Eine tolle Idee, denn so kamen die drei Oberbürgermeister-Kandidaten, zumindest rhythmisch, gleich voll in die Gänge. Dass sie dann den ganzen Abend über im politischen Fahrwasser bleiben würden, dafür sorgten die Moderatoren Benedikt Borst (Saale-Zeitung) und Siegfried Farkas (Main-Post).
Da war erstens Gerhard Schneider (CSU), der 58-jährige frühere Kämmerer und jetzige Geschäftsleiter der Stadt Bad Kissingen, der die Stadtverwaltung nach 30-jähriger Tätigkeit dort wie seine Westentasche kennt. Seiner Ansicht nach hat die Stadt mit der Bewerbung um den Unesco-Titel Weltkulturerbe eine "tolle Chance" ergriffen. Bad Kissingen müsse nun auch "Gesundheitsstandort Nummer eins" werden, und man müsse das Thema Oberzentrum mehr ins Rampenlicht rücken, fordert er und sagt, dass er sich den "Herausforderungen stellen" werde. So müsse beispielsweise der Ausbau der Fußgängerzone unter Beteiligung des Freistaats forciert werden.
Die Kandidaten stellen sich vor
Dann stellte sich Dr. Dirk Vogel (SPD) vor. Der Sozialwissenschaftler ist Büroleiter der Stadt Rüsselsheim und auf der Bühne der Einzige mit Wahlkampf-Erfahrung. Denn in Bruchköbel hatte er sich schon einmal als Bürgermeister beworben. Seiner Ansicht nach stehe die Stadt Bad Kissingen nicht gar so schlecht da. Die Schulden seien auf 15 Millionen Euro zurückgefahren worden, während die Gewerbesteuer-Einnahmen sich auf nahezu acht Millionen Euro eingependelt hätten. Aber es herrsche auch allgemeine Unsicherheit und Skepsis, beispielsweise weil die Eishalle zu ist. Er wolle "neue Akzente setzen", die "Knappheitsdiskussion beenden", die Stadt brauche neue Einnahmen.
AfD-Kandidat Peter Eggen setzte sich gleich in die Nesseln, als er sagte, bei dieser Kommunalwahl würden zum ersten Mal drei OB-Kandidaten antreten, denn 2008 hatte es gleich fünf Bewerber gegeben, wie Moderator Farkas schließlich klarstellte. Eggen, der 64-jährige Finanzbeamte a.D., lebt seit 1994 in Bad Kissingen und trat in der Kurstadt bislang nicht politisch in Erscheinung. Auf den Stimmzetteln stehe er "in der Mitte", flankiert von den Kandidaten der SPD und CSU. Aus der Mitte zu agieren, sei auch seine Devise, ließ er wissen und erntete leises Geraune im Publikum. Seine Partei wolle den "Bürger einbinden". Dem "Ausverkauf von städtischem Eigentum" erteilte er eine klare Absage.
Zur Einstimmung gab's erst mal Quizfragen zur Kurstadt: Welches Jubiläum begeht Bad Kissingen 2020? Wie hoch ist der Anteil der Ausländer und der Bad Kissinger über 66 Jahre in der Stadt? Kennen Sie die aktuelle Arbeitslosenquote? Die Kandidaten schlugen sich wacker, wenngleich relativ schnell klar wurde, dass CSU-Mann Gerhard Schneider bis zum Ende punkten würde.
Schließlich ging's ans Eingemachte, als Farkas und Borst aktuelle politische Themen aufs Tapet brachten. Was passiert zum Beispiel an der Brache, wo einst das Kurhaushotel stand? Laut Vogel sei "von heute auf morgen" dort sicher nichts zu machen, da dieser Standort nicht im eigenen Wirkungskreis der Stadt liege. Eggen schrieb es ab, dass in der kommenden Amtsperiode dort etwas passiert. "Wir müssen dranbleiben", sagte hingegen Schneider. Die Situation sei schwierig, aber es dürfe dort "keine Alternativ-Projekte" geben.
Was soll der Berliner Platz in Zukunft darstellen? Der Platz solle so bleiben, man müsse ihn etwas verschönern, aber mit wenig Geld, befand Eggen. "Er muss wieder die Visitenkarte unserer Stadt werden", konterte Schneider. Vogel fand die bisherige Diskussion im Stadtrat zum Berliner Platz "unproduktiv". Man sollte auch die Bürger beteiligen. Bauliche Maßnahmen seien jedenfalls wichtig, sagte Vogel, denn dort müsse schließlich der "Verkehr der Zukunft abgewickelt" werden.