Mit ihrer Firma "Deutsche Dienstrad" strampelte sich Christina Diem-Puello aus Unterfranken unter die 50 besten Unternehmerinnen Deutschlands. Warum es sich lohnt, so in die Pedale zu treten.
Christina Diem-Puello konnte als Kind schon früh Fahrradfahren. Nicht, weil sie besonders talentiert war, wie sie erzählt, sondern weil ihr Opa nicht locker gelassen hat. In die Pedale treten - das ist Familientradition. Ururgroßvater Engelbert Wiener hatte in Schweinfurt mit einem kleinen Fahrradeinzelhandel begonnen, Opa Bernd Seuffert gründete daraus den Fahrradhersteller Winora. Und ihre Mutter, Susanne Puello, ist eine Pionierin des E-Mountainbikes.
Es sind große Fußstapfen, in die Christina Diem-Puello gerade tritt. Mit Erfolg. In einem kürzlich erschienenen Ranking im "Handelsblatt" wird die 34-Jährige mit ihrer Firma "Deutsche Dienstrad" unter den besten 50 Unternehmerinnen Deutschlands genannt. Die Nachricht, neben BMW-Aktionärin Susanne Klatten oder Westwing-Gründerin Delia Lachance mit aufgeführt zu sein? Eine Überraschung, sagt sie: "Ich war völlig unvorbereitet, als ich die ersten Glückwünsche bekommen habe."
Es muss nicht Berlin oder München sein: "Deutsche Dienstrad" sitzt in Schweinfurt
Die 34-Jährige freut vor allem, dem Wirtschaftsstandort Mainfranken eine Stimme zu geben: "Zukunft braucht Herkunft, das ist meine feste Überzeugung." Ein Slogan, den die junge Unternehmerin lebt. Ihre Firma hat ihren Sitz nicht in Berlin oder München, Diem-Puello blieb der Familientradition treu und gründete in Schweinfurt: "Wir müssen nicht in den Ballungszentren sitzen, um großartige Themen in Deutschland oder weltweit bewegen zu können."
Studiert hat die gebürtige Schweinfurterin BWL und Personalrecht. "Aber wie das in einem Familienunternehmen so ist, musste ich alle Stellen einmal durchlaufen, vom Marketing über die Produktion bis zur Logistik", sagt die Älteste von fünf Geschwistern. Fünf Jahre war sie in den USA, um dort für Winora die E-Mountainbike-Marke Haibike aufzubauen. "Wenn man als Tochter in einem Familienunternehmen groß wird, muss man oftmals mehr leisten als andere, um akzeptiert zu werden."
Im neu gegründeten Unternehmen "Pexco" ihrer Familie beschäftigte sie sich dann intensiv mit dem Thema Dienstrad-Leasing. "Die Nachfrage aus dem eigenen Firmenkundennetzwerk wurde so groß, dass ich mich entschlossen habe, mit meinem Mann eine eigenständige Gesellschaft auszugründen", so Diem-Puello. Nun führen sie das Erbe der Fahrrad-Dynastie in der vierten Generation fort.Zusammen mit ihrem Mann Maximilian Diem, der für das Thema Digitalisierung zuständig ist, gründet Diem-Puello "Deutsche Dienstrad". Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt: 2020, während des ersten Lockdowns. Der Notar habe gefragt, ob sie wirklich ganz sicher sind. "Ich war mir ganz sicher!", sagt die 34-Jährige.
Was ist die Geschäftsidee hinter dem Unternehmen "Deutsche Dienstrad"?
Ihre Geschäftsidee: Firmen ein volldigitales Abwicklungsprogramm zur Verfügung zu stellen, über das diese ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern E-Bikes anbieten können. "Ein Zukunftsmarkt", sagt Diem-Puello. "Wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten zehn Jahren bei allen deutschen Arbeitgebern ein Standardteil des Gehalts sein wird." Die Dienstrad-Lösung sei "ein Steuerfördermodell der Bundesregierung über die Gehaltsumwandlung". Genau das mache ihr Konzept aus, wie sie vorrechnet: "Wenn ich Mitte 30 bin, zwei Kinder habe, ein Haus gebaut habe, zwei Autos besitze, hat man mal nicht eben so 7000 Euro auf der hohen Kante, um sich zwei E-Bikes für die Familienausflüge am Wochenende zu leisten." Dienstrad-Modell mache eben diese Mobilität erschwinglich. "Bei einem 3500 Euro teuren Fahrrad käme die monatliche Rate auf rund 80 Euro - der Mitarbeiter spürt das Netto jedoch nur mit rund 40 Euro."
Die 34-Jährige spricht, als wäre sie bereits Jahrzehnte im Geschäft - und ist es irgendwie ja auch: "Ich bin im Büro meiner Mama groß geworden." Ihre Mutter sei ihr Vorbild. "Die fleißigste Frau mit Mut, Herz, Einsatzbereitschaft und Leistungsbereitschaft. Dank ihr habe ich immer gewusst, dass ich nicht an Elite-Hochschulen studieren muss, sondern auf allen Bildungswegen alles erreichen kann, wenn ich Einsatzbereitschaft und Fleiß zeige."