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Kaiserdisplay enttäuscht Erwartungen


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Montag, 16. Dezember 2013

Im Frühling siedelte sich das Verpackungsunternehmen "Kaiserdisplay" in Bad Brückenau an. Etwa 50 Menschen bekamen Arbeit. Doch nur sieben Monate später sind viele Hoffnungen enttäuscht.
Schachtel um Schachtel stellten Mitarbeiter Anfang Juni auf. Später wurden die Produkte eingefüllt und auf Paletten sortiert. Foto: Ulrike Müller/Archiv


Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Im Mai dieses Jahres eröffnete das Verpackungsunternehmen "Kaiserdisplay" einen Logistik-Standort in der Römershager Straße.

60 bis 80 Arbeitskräfte wurden gesucht, eine Nachricht, die wie ein Blitz einschlug. Und tatsächlich bekamen etwa 50 Menschen - vor allem ältere Arbeitnehmer oder ungelernte Kräfte - einen Job. "Wir haben die Leute aus der Arbeitslosigkeit geholt", sagte damals Hans Kaiser, der zusammen mit Mandy Golenz die Firma führt.

Schwere Vorwürfe

Damals saß auch Henri K. (Name von der Redaktion geändert und dort bekannt) in der zugigen Halle, in der die Beschäftigten Pappschachteln aufstellten, in die später diverse Produkte verpackt wurden. Er war nur viereinhalb Monate bei "Kaiserdisplay", dann wurde er gekündigt - und mit ihm ein Großteil der Mitarbeiter, wie Henri K. berichtet.

"Die Firma startete zum 15. Mai 2013. Die Leute wurden jedoch erst zum 1. Juni angemeldet", prangert er an. Zudem seien diese zweieinhalb Wochen nie vergütet worden. Zudem sei der Stundenlohn von sieben Euro an die Stückzahl gekoppelt worden. Seiner Meinung nach war der Akkord "so hoch angesetzt, dass ihn keiner schaffen konnte". Am Ende des Monats habe den Beschäftigten Geld gefehlt, das sie bis heute nicht gesehen hätten, schreibt Henri K. in einem Brief an die Saale-Zeitung.

"Dass der Akkord nicht machbar ist, das stimmt", meint auch ein zweiter Angestellter, der ebenfalls nicht mehr beim Verpackungsunternehmen arbeitet. Walter P. (Name von der Redaktion geändert) und seine Frau seien aber pro Stunde bezahlt worden, das Geld sei korrekt und bis auf eine Ausnahme auch pünktlich überwiesen worden. Das Paar beklagt aber die unzureichenden Bedingungen am Arbeitsplatz.

Gewerbeaufsicht eingeschaltet

Übereinstimmend berichten Henri K. und Walter P., dass es zwar zwei Toiletten gegeben habe, von denen aber nur eine für Mitarbeiter in der Produktion zugänglich gewesen sei. Zudem sei der Aufenthaltsraum nicht möbliert gewesen. "Ich habe mit meiner Frau im Auto gegessen", erzählt Walter P., die anderen hätten irgendwo draußen ihre Mittagspause gemacht. Er habe sich sogar einen Stuhl von zuhause mitgebracht, weil die Hocker, auf denen die Mitarbeiter während der Arbeit saßen, zu unbequem gewesen seien.

Einem der Beschäftigten muss es schließlich gereicht haben. "Wir hatten eine Beschwerde bezüglich der Sozialanlagen und haben uns den Betrieb angeschaut", bestätigt Peter Ort, Sprecher des Gewerbeaufsichtsamtes der Regierung von Unterfranken. Der Sachbearbeiter habe aber vor Ort keine Mängel feststellen können. Gleichzeitig habe die Geschäftsführung gegenüber der Behörde geäußert, dass der Betrieb zum 30. November 2013 geschlossen werden solle, berichtet Ort weiter. Aus diesen beiden Gründen habe die Behörde damals keine Maßnahmen verhängt.

Wie ein geschlossener Betrieb sieht die Halle in der Römershager Straße allerdings nicht aus. Hinter den Fenstern brennt Licht, Autos stehen auf dem Parkplatz und im Lagerraum sind schemenhaft Paletten zu erkennen.

18 Arbeitnehmer vermittelt

Hans Kaiser selbst möchte sich nicht in der Öffentlichkeit äußern. Über seinen Anwalt lässt er klarstellen, dass die Aussagen des Henri K. nicht der Wahrheit entsprächen.

"Die Firma ging mit recht großen Erwartungen an den Start", schildert Peter Schönfelder, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, den Beginn der Zusammenarbeit. Über den gemeinsamen Arbeitgeber-Service des Jobcenters und des Arbeitsamtes in Bad Kissingen seien insgesamt 18 Arbeitnehmer an "Kaiserdisplay" vermittelt worden. "Da waren wir natürlich erfreut."

Es seien keine Fördermittel an das Unternehmen geflossen, erteilt er diversen Vermutungen eine klare Absage. Schönfelder bestätigt aber, dass sich von den vermittelten Arbeitnehmern etliche wieder arbeitssuchend gemeldet hätten. "Wir bedauern, dass sich große Hoffnungen zerschlagen haben", sagt Schönfelder, zumal der Arbeitsmarkt in Bad Brückenau "nicht so günstig" sei.

Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) würde eine eventuelle Schließung sehr bedauern. "Gerade nach der Schließung von Elektrometall im Sommer sind schon viele Arbeitsplätze für ungelernte Kräfte verloren gegangen."