An Urnenröhren im Parkfriedhof Bad Kissingen abgelegte Blumenschalen und Dekorartikel haben zu mehreren Beschwerden von Angehörigen geführt.
Ein kleines Kind nimmt mit Buntstiften und einem Blatt Papier Abschied von einem lieben Menschen: Ein krakeliges Holzkreuz hat es gemalt, darüber eine Sonne und in schwarzer Farbe hat es den Namen der Verstorbenen geschrieben. Das Bild hängt mit Tesafilm befestigt an einer von zig Urnengrabkammern auf dem Parkfriedhof. Ein anrührendes Lebewohl an einer Wand aus Trauer.
Der Stadtrat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit einem sensiblen Thema zu befassen: dem ausufernden Grabschmuck im Umfeld von Urnenröhren. Trauernde Angehörige legen dort Blumenschalen und Grabschmuck ab. Die Urnenröhren sind laut Friedhofsverwaltung allerdings als schlichte Gräber ohne großen Pflegeaufwand für die Angehörigen gedacht.
Bisher hat die Stadt die Gegebenheiten toleriert, allerdings "gab es bereits mehrere Beschwerden von Bürgern, deren Angehörige in den Urnenröhren bestattet sind", berichtete der Leiter des Ordnungsamts Rainer Warzecha. Deshalb hat der Stadtrat nach kurzer Aussprache eine Änderung der Friedhofssatzung auf den Weg gebracht, die das übermäßige Anbringen von Grabschmuck bei den Urnenröhren einschränken soll.
Oberbürgermeister Kay
Blankenburg (SPD) zeigte Verständnis für das Bedürfnis mancher Angehöriger, dort Grabschmuck anzubringen, um ihre Trauer auszudrücken. "Gräber sind nicht für die Toten, sondern für die Hinterbliebenen", sagte er. Auf der anderen Seite müsse es respektiert werden, wenn sich Menschen eine schmucklose Ruhestätte wünschen. Ein Dilemma.
"Ein Patentrezept haben wir nicht", meinte der OB.
Bürgermeister Anton Schick (DBK) sprach sich deutlich für die Änderung der Friedhofssatzung aus. "Wir bieten verschiedene Arten von Ruhestätten an", sagte er. Wenn jemand ein schmuckloses Grab kaufe, stehe ihm das auch zu. "Wir haben das zu liefern, das wir verkauft haben", argumentierte Schick.
"Es ist schwierig, weil es Zustände sind, die lange toleriert wurden", sagte CSU-Fraktionssprecher
Michael Heppes. Er stimmte ebenfalls für die Änderung der Friedhofssatzung, schlug jedoch vor, den betroffenen Angehörigen eine längere Übergangsfrist zu geben, bis der Schmuck entfernt sein muss.
Die Stadträte stimmten mit einer deutlichen Mehrheit von 25 zu fünf Stimmen für die Änderung. Künftig ist das Anlegen von Grabhügeln bei den Urnenröhren verboten.
Blumenschalen und andere Dekorartikel dürfen nicht mehr abgelegt werden. Schnittblumen und Grablichter sind weiter gestattet. Die betroffenen Grabhalter werden kontaktiert. Überschreitungen, die nicht unzumutbar sind, werden bis Jahresende toleriert.
Urnen auf Parkfriedhof
Urnenröhre Die Urnen werden in Betonröhren in den Boden eingelassen und mit einer Edelstahlabdeckung verschlossen.
Die Wiese befindet sich nahe des Haupteinganges. Ausufernder Grabschmuck ist künftig untersagt, Schnittblumen und Grablichter sind erlaubt.
Urnengrabkammer Urnen werden in der Wand des Urnenhauses und in der umliegenden Mauer eingesetzt. Sie können mit einer Edelstahlplatte verschlossen werden.
Naturbestattungen Urnengräber für naturnahe Bestattungen finden sich auf einer Wiese entlang des Dummentaler Wegs. Die Urnen werden unter Bäumen begraben.