Mit Brennnesseltee in Kombination mit biologischen Kupferpräparaten und Backpulvermischungen habe er gegen den Schadpilz gekämpft, berichtet Winzer Georg Baldauf aus Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen). In normalen Jahren gelinge das auch, 2021 nicht. Baldauf schätzt seinen Ernteausfall auf 30 Prozent.
Gerhard Roth, der 1974 als einer der ersten Winzer Frankens sein Weingut in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) auf ökologischen Landbau umstellte, erinnert sich an das Jahr 1977: Damals habe er letztmalig einen vergleichbaren Befall durch den falschen Mehltau erlebt. Heuer rechnet Roth mit mindestens 40 Prozent Ernteausfall - allerdings ganz unterschiedlich, je nach Lage.
Bioweinbau in Gefahr?
Ein Rückschlag für den Bioweinbau? Nach über 40 Jahren werde er sich von einem schlechteren Jahr nicht vom Kurs abbringen lassen, sagt Ökopionier Gerhard Roth. Er habe aus Überzeugung umgestellt und sei sich sicher, dass ökologischer Anbau der einzige Weg in die Zukunft sei, sagt auch Ludwig Knoll. Aber er kenne Winzerinnen und Winzer, die die geplante Umstellung in diesem Jahr abgebrochen hätten.
Durch den Frost habe er 2020 rund 80 Prozent Ausfall gehabt, durch den Pilz und die ökologische Bewirtschaftung verliere er dieses Jahr noch einmal 50 Prozent, schätzt der Sulzfelder Winzer Ulrich Luckert: "Irgendwann muss man die Frage der Wirtschaftlichkeit stellen."
Wie Ludwig Knoll versteht Luckert nicht, warum ein früher im ökologischen Weinbau zugelassenes Mittel gegen den falschen Mehltau für Biobauern inzwischen verboten ist: "phosphorige Säure". Er kämpfe dafür, dass sie in Ausnahmesituationen wenigstens begrenzt wieder eingesetzt werden dürfe, sagt Knoll: "Es kann nicht sein, dass wir uns alle mehr ökologische Landwirtschaft wünschen, aber gleichzeitig die Existenzgrundlage dafür genommen wird." Hätte er nur zwei- bis dreimal die phosphorige Säure ausbringen dürfen, die Schäden wären heuer weit geringer, sagt Luckert.
So bleibt den Biowinzern nur die Behandlung mit natürlichen Kupferpräparaten. Die würden bei Wetterlagen wie in diesem Jahr aber viel zu schnell vom Regen wieder abgewaschen, sagt LWG-Weinbauexperte Heinrich Hofmann. Den Winzern bliebe nicht viel mehr übrig, als täglich mit viel Handarbeit die Laubwand im Weinberg zu belüften, um ein weiteres Ausbreiten des Mehltaus zu verhindern.
Wer durch einen Weinberg spaziert, erkennt einen Peronospora-Befall übrigens an den welk wirkenden, fleckig-gelben Blättern. Sie wurden teilweise von den Winzern schon zurückgeschnitten, um die weitere Ausbreitung zu verhindern, so Beate Leopold. Befallene Trauben erkenne man an bläulich eingetrockneten Beeren, auch Lederbeeren genannt.
Mehltau gehört zur Familie der Schimmelpilze, ist aber nicht giftig. Sind im Garten Tafeltrauben-Pflanzen befallen, können unversehrte Beeren - gründlich abgewaschen - durchaus verzehrt werden. Volker Quack