Auch nach der Vorstellung eines Hallenbadkonzepts durch 3. Bürgermeister Axel Knauff (SPD) im Stadtrat sind die Fronten in der Hallenbad-Frage unverändert. Gegner und Befürworter bleiben bei ihren Positionen. Wie sehr das Thema in Münnerstadt bewegt, zeigte die große Zuhörerschar im Rathaus.
Die Besucherstühle im Rathaus-Sitzungssaal reichten nicht aus, um all den Hallenbadfreunden Platz zu geben, die sich am Montagabend hören wollten, ob 3. Bürgermeister Axel Knauff (SPD) einen gangbaren Weg sieht, das seit bald vier Jahren geschlossene Hallenbad für die Stadt weitgehend kostenneutral weiter zu betreiben.
Er hatte in den letzten Wochen eine Konzeptvorlage erstellt, die seiner Meinung nach eine Diskussionsgrundlage zur Weiternutzung des Hallenbades sein könnte. Dies geschah, obgleich der Stadtrat bereits den Abriss des Hallenbades im November beschlossen hatte.
Axel Knauff kam jetzt zu dem Ergebnis, dass ein Erhalt des Hallenbades Sinn machen kann und das Defizit sogar auf Null gefahren werden könnte. Axel Knauffs Überlegungen werden erst einmal keine Auswirkungen auf die weitere Hallenbadfrage haben. Leo Pfennig (CSU) hatte beantragt, die Verwaltung solle das vorliegende Konzept bei künftigen Planungen mit einbeziehen. Pfennigs Fraktionskollegen aber wollten das nicht. Und sie haben zusammen mit der Fraktion "Neue Wege" die Mehrheit. Der Hallenbad-Abriss bleibt beschlossene Sache.
200 Stunden Arbeit Grob geschätzt 200 Stunden hat Axel Knauff an seinem Konzept gearbeitet, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich hoffe, es ist die Qualität, die erwünscht ist", betonte Knauff in der Sitzung. Er habe sich das Bad selbst angesehen und alle Gutachten dazu gelesen. "Kein Gutachten spricht von Baufälligkeit oder gar Einsturzgefahr", stellte Knauff fest. Daraufhin habe er verschiedene Konzeptalternativen entwickelt, die er anhand von sachlichen Kriterien bewertet und gegenüber gestellt habe.
Alternativen bewertet Sechs Konzept-Alternativen bis hin zum Abriss hat Knauff in seine Überlegungen beleuchtet und bewertet. Das vom Bürgermeister ins Spiel gebrachte Lehrschwimmbad in der Altstadt oder im neuen BBZ hatte Knauff wegen ihm fehlender Grundlagen außer acht gelassen.
Die Konzeptalternativen habe er unter folgenden Bewertungskriterien verglichen: Die Investitions- und Unterhaltskosten sollen gering sein. Schulschwimmen und Wassergymnastik sollen möglich sein, ebenso Leistungsschwimmen und die Stadt soll ein minimales Risiko tragen. Mittels eines paarweisen Vergleichs hat Knauff den einzelnen Kriterien Punkte vergeben. "Hiermit kann man sich immer einigen", so Knauff über die Methodik.
Ein Modell für den Betrieb Das Ergebnis von Axel Knauffs Nutzwertanalyse ergab für ihn den Schluss, dass die Stadt mit einem Bürgerbad in Händen einer Betreibergesellschaft den Wunschkriterien am nächsten komme. Knauff geht dabei von einer Sanierung in Höhe von rund drei Millionen Euro aus, die zu 80 Prozent bezuschusst wird. Den Betrag habe er aus den Sanierungskosten vergleichbarer Bäder und aus einer vor einigen Jahren erstellten Kostenschätzung des Architekturbüros Halboth ermittelt. Das Büro habe damals, so Andreas Halboth am Dienstag auf Anfrage, gemeinsam mit dem Hallenbadplaner Architekt Rainer Pitterich den normalen Sanierungsaufwand auf knapp unter zwei Millionen Euro geschätzt. Um die Anforderungen an eine zuschussfähige Generalsanierung zu erfüllen , hat Knauff zu diesen knapp zwei Millionen noch eine Million aufgeschlagen.
Knauffs Hallenbadmodell, das im besten Fall ohne Defizit auskommen soll, basiert auf zwei Kernpunkten. Massive Kosteneinsparungen können durch einen ehrenamtlich geführten Badebetrieb innerhalb einer Betreibergesellschaft erreicht werden. Durch den Einbau eines oder mehrerer Blockheizkraftwerke würde das Bad zudem zum Stromproduzenten. Überschüssiger Strom würde verkauft und Einnahmen generieren. Die Heizkraftwerke könnten die nahe Schule und das Sportzentrum mit Energie versorgen. Außerdem wäre langfristig denkbar, das System um eine Fotovoltaikanlage zu erweitern.
Das von Knauff favorisierte Berechnungsmodell geht von extrem geringen Personal- und Betriebskosten aus. Doch selbst bei einem nach einer Generalsanierung städtisch geführten Badebetrieb kommt Knauff mit seinen Berechnungen auf ein Defizit, das um rund 100 000 Euro niedriger liegen würde als das aus dem Betriebsjahr 2009. Axel Knauff glaubt, dass mit seiner methodischen Betrachtungsweise Entscheidungen zu finden wären, die für alle Stadträte tragbar sind. Man sollte eine Diskussion zulassen. Die kam aber nicht. Bürgermeister Helmut Blank bezeichnete das Konzept zwar als "in sich nachvollziehbar". Weitere Fragen blieben aber komplett aus.
Unterschiedlich waren die Reaktionen am Montagabend und am Dienstag auf das von Axel Knauff vorgelegte Konzept zu den Hallenbad-Varianten. Knauff selbst zeigte sich nach Sitzungsschluss nicht unbedingt überrascht darüber, dass es keine Diskussion gegeben hatte und sein Konzept vom Stadtrat mit einem mehrheitlich negativen Abstimmungsergebnis bewertet wurde "Das, was ich erlebt habe, war erwartungsgemäß", meinte Knauff.
Als 3. Bürgermeister wünsche er sich aber dennoch, dass nach diesem Abend in dem einen oder anderen Stadtrat die Erkenntnis reife, dass Probleme in Zukunft systematisch gelöst werden müssen". Er würde sich freuen, wenn er das mit seiner Arbeit erreicht hätte.
Bau-Nebenkosten nicht dabei Weniger gelassen sahen viele Zuhörer der Stadtrats-Sitzung das schnelle, diskussionslose Ende des Abends. So etwas habe er noch nie erlebt, meinte einer und bezweifelte, dass man in Münnerstadt noch von demokratischen Verhältnissen reden könne. Eine andere Zuhörerin aus einem Stadtteil stellte fest, dass d der Stadt mit der Schließung des Hallenbades wirtschaftlicher Schaden zugefügt würde. "Man hat ja immer weniger Grund in die Stadt hineinzufahren".
Bürgermeister Helmut Blank erinnerte noch in der Sitzung daran, dass bei einer Generalsanierung der bei Axel Knauffs Berechnungen angeführte Eigenanteil der Stadt Münnerstadt höher liegen werde. Zwar würde die Generalsanierung mit 80 Prozent bezuschusst. Die Baunebenkosten würden allerdings nicht unter die Bezuschussung fallen, erläuterte Helmut Blank. Diese Kosten würden deshalb den Eigenanteil von 600 000 auf 800 000 Euro erhöhen.
Kosten-Gegenüberstellung Jahresrechnung 2009 und Prognose Knauff:Jahresrechnung 2009Einnahmen: 108 634 Euro (Nur Badegebühren).
Ausgaben Gesamt: 269 860 Euro (davon 74 830 Gas; 18 804 Strom; 21 742 Verwaltungskosten, 12 046 Betriebskosten; 66 262 Personal; 76 174 Sonstiges wie Versicherung, Reinigung Wasser etc.).
Prognose Knauff (nach Generalsanierung und Betrieb über eine Betreibergesellschaft)
Einnahmen Gesamt: 153 454 Euro (108 634 Badegebühren; 26 820 Anpassung der Preise fürs Schulschwimmen, 18 000 Stromverkauf.
Ausgaben Gesamt: 143 032 Euro (davon 49 830 Gas; 5000 Euro Verwaltungskosten; 7228 Euro Betriebskosten; 4800 Personalkosten: 76 174 Euro Sonstiges: Stromkosten entfallen) .
Die Berechnung basiert auf der bestmöglichen Entwicklung.