Die Firma "Laboklin" wächst und wächst

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Dr. Elisabeth Müller in der Probenannahme. Foto: Ralf Ruppert
Dr. Elisabeth Müller in der Probenannahme. Foto: Ralf Ruppert
Das Firmengebäude von Laboklin. Foto: Ralf Ruppert
Das Firmengebäude von Laboklin. Foto: Ralf Ruppert
 
In der Küche des Mehrgenerationenhauses mit dessen Leiterin Iris Hönig und dem neuen Angestellten Bruno Pereira, dessen Stelle Müller mitfinanziert. Foto: Ralf Ruppert
In der Küche des Mehrgenerationenhauses mit dessen Leiterin Iris Hönig und dem neuen Angestellten Bruno Pereira, dessen Stelle Müller mitfinanziert. Foto: Ralf Ruppert
 
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Dr. Elisabeth Müller hat 1989 das Tiermedizinische Labor Dr. Flaßhoff mit einem Dutzend Beschäftigten übernommen. Heute arbeiten rund 250 Menschen im Neubau in der Kaserne mit neuester Labortechnik. Laboklin hat mittlerweile eigene Patente und Außenstellen in sechs Ländern. Neben der aktuellen Forschung engagiert sich die Aufbrecherin für viele soziale Projekte.

"Ich hatte damals die Nummer 13", erinnert sich Dr. Elisabeth Müller noch genau an ihre erste Personalnummer in Bad Kissingen. Das war 1989, mittlerweile ist die Zählung bei 250 angekommen. "Es gibt kein Jahr, in dem wir nicht gewachsen sind", blickt sie auf 26 erfolgreiche Jahre zurück. Die größten Meilensteine waren dabei der Aufbau neuer Abteilungen, der Neubau und die Expansion ins Ausland.
"Ich wusste gar nicht, dass es Bad Kissingen gibt, und wo es liegt", erinnert sich Müller an die Anfänge zurück und lacht. Die Mutter einer 18-jährigen Tochter stammt aus Bremen, studierte in Hannover Tiermedizin und blieb auch zur Promotion dort. "Das war alles nur Zufall", fasst sie den Weg nach Unterfranken zusammen: Ihr Doktorvater habe Verbindungen nach Bad Bocklet gehabt und machte sie darauf aufmerksam, dass hier die Nachfolge für Deutschlands erstes tiermedizinisches Labor von Dr. Flaßhoff gesucht wird. Also gründete sie mit Dr. Rüdiger Leimbeck und Prof. Dr. Bernd Sonnenschein die "Laboklin GmbH". Das war am 1. Januar 1989, Müller selbst kam dann am 1. Mai als geschäftsführende Gesellschafterin nach Bad Kissingen.

"Zum Wachstum verdammt"

"Es war schnell klar, dass wir zum Wachstum verdammt sind", blickt Müller zurück: Entweder eine kleine Nische besetzen oder sich auf eine Größenordnung vorarbeiten, die günstigeren Einkauf und günstigere Arbeitsweisen ermöglicht. Dieses Wachstum war nicht immer einfach: "Am Anfang hätte ich noch in jeden Arbeitsplatz springen können", sagt Müller. Ende der 1990er Jahre gab sie dann mit der neuen Abteilung Pathologie und Genetik erstmals wissenschaftliche Verantwortung aus der Hand. Im Gegenzug wuchs die unternehmerische Verantwortung: Elisabeth Müller übernahm die Anteile ihrer Partner und wird Allein-Gesellschafterin - bis heute.
Gewachsen ist das Unternehmen auch räumlich: Das erste Labor war im ehemaligen Hotel Büdel in der Prinzregentenstraße. Erst eine, dann zwei Etagen. Später kam eine Abteilung im Rhön-Saale-Gründerzentrum dazu. Im Jahr 2006 folgte ein großer Schritt: Ein Neubau für mehrer Millionen Euro in der Kaserne. Der Wachstumskurs blieb, und sechs Jahre später zog Elisabeth Müller die Option auf das Nachbargrundstück und verdoppelte die Grundfläche.
"Wir bieten alle Laborleistungen für die Tiermedizin, haben aber auch ganz spezielle Leistungen", fasst Müller ihr Angebot zusammen. Zu den Schwerpunkten gehören die Katzen-Genetik, Hormon-Tests und die Diagnose von Hautkrankheiten bei Tieren. Mehrere tausend Proben kommen heute täglich von Tierarzt-Praxen und Tier-Kliniken. "Wir sind der Dienstleister für den Tierarzt, wir haben selbst keine Praxis im Haus und machen auch keine Tierversuche", stellt Müller klar.

"Die Region ist kein Vorteil"

"Die Region ist kein Vorteil", sagt Elisabeth Müller über den Standort Bad Kissingen. Zeit sei ein wichtiger Faktor, die Konkurrenz sitze oft neben den Flughäfen, schließlich komme knapp ein Fünftel der Proben mittlerweile aus dem Ausland. Das ist kein Zufall: Laboklin unterhält eigene Labore mit eigenem Personal in anderen Ländern. Linz in Österreich und Basel in der Schweiz waren die ersten Filialen, Warschau in Polen und Bratislava in der Slowakei folgten. Seit heuer gibt es nun ein Labor in Großbritannien und ganz neu in Holland. Einfachere Untersuchungen werden jeweils vor Ort erledigt, kompliziertere Proben gehen an die Zentrale.
Für solche Leistungen benötigt Laboklin teure Technik und Fachpersonal: Rund ein fünftel der 250 Beschäftigten sind Akademiker, meist Tiermediziner. Hinzu kommen rund hundert ausgebildete Labor-Mitarbeiter, die restlichen hundert Stellen verteilen sich auf Helfer und Verwaltung. Fachkräfte seien nicht leicht anzuwerben: "Die Stadt ist gerade für Singles und junge Durchstarter eher unattraktiv." Punkten könne Bad Kissingen aber mit vielen anderen Attributen: familienfreundlich, sicher, überschaubar, sauber und idyllisch fallen Müller spontan ein.
Wissenschaftlich kann Laboklin einiges bieten: Seit rund zehn Jahren werde an neuen Verfahren und Produkten geforscht, etwa an der Diagnose von Bauchspeicheldrüsen-Entzündung bei Tieren: "Da lag ein hohes Risiko drin, dass es nicht klappt, und nach drei Jahren war es auch erfolglos." Dann sei aber doch noch ein lukratives Produkt herausgekommen.
"Die Tiere spielen viele bekannte Zivilisationskrankheiten nach: Sie werden immer älter und fetter", sagt Müller über die Tiermedizin. Deshalb werde auch die Diagnostik immer exotischer: Von der Blutkrebs-Untersuchung bis zum Abstammungsnachweis und dem Ausschluss von Erbkrankheiten bei Zuchttieren.

Stammtisch für Neubürger

"Ich lebe zwar schon lange hier, aber ich werde wohl nie eine echte Kissingerin werden", fasst Elisabeth Müller ihr Verhältnis zur Wahl-Heimat zusammen. Trotzdem engagiert sie sich seit vielen Jahren für die Stadt: Die Unternehmerin gründete den Förderverein Gesundheitszentrum mit, unterstützt die Kinder- und Jugendakademie, den Verein "Kleine Patienten in Not" und das Mehrgenerationenhaus. Mitbegründet hat die gebürtige Bremerin zudem den Neubürger-Stammtisch, zu dem sie an jedem dritten Donnerstag im Monat geht, und den Buchclub immer eine Woche später.