Bei dem Busunfall im Landkreis Miltenberg wurden etliche Reisende des Kurstifts in Bad Brückenau verletzt. Was die Beteiligten berichten.
Die Reisegruppe des Kurstifts Bad Brückenau war am Dienstag gerade auf dem Weg nach Miltenberg zu einer Schiffstour, als auf der Bundesstraße 469 bei Laudenbach ihr Bus mit einem Kleinbus kollidierte. 41 Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, drei davon schwer. Die beiden Insassen des Kleinbusses und der Fahrer des Reisebusses waren laut Polizeipräsidium Unterfranken am Mittwoch alle in stationärer Behandlung in einem Krankenhaus. Nähere Angaben zum gesundheitlichen Zustand lagen der Polizei nach Auskunft von Oberkommissars Max Basser noch nicht vor.
Auch der Busunternehmer Michael Sauer hatte nach eigenen Angaben noch keinen Kontakt zu seinem Fahrer. Sauer selbst hatte die Fahrgäste am späten Dienstagabend mit einem Ersatzbus nach Bad Brückenau gefahren. Um 1 Uhr nachts sei man dort angekommen.
Frontal in den Bus geprallt
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war der Kleinbus auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal in den Reisebus gefahren. Die Insassen des Busses seien zum Teil schon befragt worden, sagte Basser am Mittwoch. Ein Gutachter werde die Unfallursache untersuchen. Bis erste Ergebnisse vorliegen, könne es jedoch mindestens noch eine Woche dauern, so der Polizeioberkommissar.
Im Seniorenstift in Bad Brückenau sitzt der Schock einen Tag nach dem Unfall noch tief. "Ich muss sagen, heute habe ich wackeligere Beine als gestern", sagt Nadija Bode. Die 89-Jährige lebt seit fünf Jahren im Kurstift. Durch die Wucht des Zusammenstoßes war sie während des Unfalls in den Mittelgang geschleudert worden. "Mir ging blitzartig durch den Kopf: Das ist das Ende", sag sie. "Dieser Krach, dieser Knall, das Splittern von den Glasscheiben - das war wie ein Inferno für mich." Schwerer verletzt habe sie sich zum Glück nicht. Im Großen und Ganzen gehe es ihr gut, doch die Nachwirkungen des Schocks merke sie noch immer. Auch Franziska Nierth, die seit einigen Jahren im Stift lebt, hat noch mit den Ereignissen zu kämpfen. "Der Schock und alles, das kommt heute erst so richtig", sagt die 83-Jährige. "Ich habe nur einen Ruck gespürt, ich sah die Scheiben splittern und im nächsten Augenblick lag ich schon auf meinem schlimmen Knie." Mit einem Bluterguss am Knie und einer geprellten Rippe sei der Unfall für sie verhältnismäßig glimpflich ausgegangen. "Jeder hat jedem geholfen, aufzustehen und aus dem Bus zu kommen", erinnert sie sich.
Den meisten Beteiligten gehe es den Umständen entsprechend gut, sagt Hans-Karl Diederich, Geschäftsführer des Kurstifts. "Der Großteil der Bewohner, die jetzt wieder hier sind hat es bisher, was man so von außen sagen kann, recht gut überstanden." Mit denjenigen, die noch im Krankenhaus behandelt würden, stehe man in Kontakt, die Angehörigen seien informiert. Die meisten Beteiligten seien mit leichteren Verletzungen davongekommen. Eine Mitarbeiterin des Stifts werde allerdings noch mit schwereren Verletzungen in Aschaffenburg behandelt. Wie es dem Busfahrer geht, habe er noch nicht in Erfahrung bringen können, sagt der Geschäftsführer, der am Dienstag als Reiseleiter die Gruppe begleitete. Der 70-jährige Geschäftsführer saß ganz vorne im Bus, als der Unfall passierte. "Der Moment war ganz schlimm, das sind Bruchteile von Sekunden. Man hört einen Schlag, die Scherben fliegen und das Blut spritzt." Zum Glück sei er angeschnallt gewesen und habe sofort den Notruf absetzen können. Er sei sich bewusst, wie knapp die Situation für ihn war, sagt Diederich: "Ich hatte unheimlich großes Glück, dass der Busfahrer nach rechts gezogen hat. Wäre es auf der anderen Seite gewesen, säße ich jetzt nicht mehr hier."
Große Hilfsbereitschaft
Was die Beteiligten des Unfalls am Mittwoch besonders hervorheben, ist die große Hilfsbereitschaft untereinander: "Jeder hat auf den anderen geachtet, obwohl ja jeder mit sich selbst genug zu tun hatte", sagt die 83-jährige Mitfahrerin Erika Stranger. "Alles lief so zivilisiert und ohne Hektik ab", beschreibt Fritz Knüttel, die Situation, "niemand hat durchgedreht, das war wirklich erstaunlich".
Besonders dankbar seien sie für den Einsatz der Rettungskräfte am Unfallort. "Wir möchten allen, die uns an der Unfallstelle geholfen haben, unser allergrößtes Lob aussprechen", sagt Erika Stranger. Im Stift kümmere man sich nun noch um die Nachbetreuung. "Unser ambulanter Pflegedienst ist unterwegs und besucht jetzt alle Betroffenen", sagt Diederich, "außerdem haben wir unsere stationäre Pflege und Ärzte vor Ort. Desiree Schneider und Jonas Keck