Am Freitag rangierte der Kreis Bad Kissingen auf dem Corona-Dashboard des RKI auf dem 5. Platz. Was das Gesundheitsamt zu Dunkelziffer und Ansteckungsrisiko sagt.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in seinem Wochenbericht vom 27. Oktober für Deutschland einen "abnehmenden Trend" bei den Corona-Zahlen festgestellt. Gleichzeitig gehen Expertinnen und Experten aber stets von einer hohen Zahl nicht erfasster Fälle aus. Wonach soll man sich also nun richten? Wir fragen beim Staatlichen Gesundheitsamt in Bad Kissingen nach den aktuellen Entwicklungen.
1. Wie sehen die Inzidenzwerte in Deutschland und im Kreis aus?
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Bad Kissingen betrugt am 28. Oktober 762,7 (Anzahl der binnen der letzten Woche an das RKI gemeldeten Covid-19-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner). Im Vergleich dazu lag die bundesweite Inzidenz von 464,1 um rund 39 Prozent niedriger und die von Bayern mit 389,9 um rund 49 Prozent niedriger. Auf der RKI-Homepage sind die Corona-Fallzahlen von 420 bundesdeutschen Städten und Landkreisen aufgelistet. Platz eins in diesem Ranking nimmt am Freitag der Landkreis Nordwest-Mecklenburg mit der höchsten Inzidenz von 1028,1 ein, die niedrigste Inzidenz wird mit 4,0 in der Stadt Speyer angegeben. In dieser Rangliste steht der Landkreis Bad Kissingen mit 762,7 erstaunlich weit oben, nämlich an 5. Stelle. Der Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld belegt Platz 23.
2. Wie gestaltet sich die Situation in den Nachbarregionen?
Im Landkreis Rhön-Grabfeld beträgt der Inzidenzwert laut RKI am 28. Oktober 696,7, es wurden 73 neue Corona-Fälle verzeichnet. In den Haßbergen lautet die Inzidenz 522,0 (56 Neuinfektionen). Für die Stadt Schweinfurt ist ein Inzidenzwert von 416,2 (33 Neuinfektionen) angegeben, für den Landkreis Schweinfurt der Wert 493,4 (81 Neuinfektionen).
3. Sind die Fallzahlen im Landkreis Bad Kissingen realistisch?
Seit Beginn der Pandemie wurden im Landkreis Bad Kissingen insgesamt 53.335 Covid-19-Infektionen erfasst (Stand 28. Oktober). Dies entspricht einer Infektionsrate von 51,55 Prozent. Am Freitag wurden im Kreis 103 neue Corona-Fälle gemeldet. Derzeit sind 219 Todesfälle gelistet. Der letzte Sterbefall wurde vor 16 Tagen gezählt. Auf Anfrage dieser Redaktion am Freitag beim Staatlichen Gesundheitsamt in Bad Kissingen heißt es von dort, man gehe davon aus, "dass die Zahl der Infektionen in der Tat deutlich höher liegt, da Bürgerinnen und Bürger zum Teil nach einem positiven Schnelltest/bei Erkältungssymptomen keine PCR-Untersuchung durchführen lassen". Wie hoch die Inzidenzen tatsächlich sind, könne nicht seriös beantwortet werden, heißt es weiter. Und: "Man schätzt die Dunkelziffer der Inzidenzen zwei- bis dreifach höher ein."
4. Wie viele Infektionswellen gab es 2022 und kommt jetzt eine neue?
Betrachtet man die Tabellen des Robert-Koch-Instituts, gab es im Landkreis Bad Kissingen, was die täglichen Fallzahlen angeht, in diesem Jahr bereits drei Infektionswellen. Die höchste Jahresspitze wurde am 8. März 2022 mit 693 gemeldeten Covid-19-Infektionen registriert. Den Höchstwert der zweiten Welle im Sommer stellte man beim RKI am 25. Juli mit 395 Fällen fest. Die dritte Infektionswelle hatte ihren Höhepunkt am 4. Oktober mit 432 Neuinfektionen erreicht.
Nach Angaben des Staatlichen Gesundheitsamts Bad Kissingen sind die Inzidenz-Werte für den Landkreis in den vergangenen Tagen wieder eher rückläufig gewesen. "Dies darf aber nicht dazu führen, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt. Ein erneuter Anstieg der Infektionszahlen nach den Herbstferien und zum Winter hin kann nicht ausgeschlossen werden."
5. Warum bereitet die Omikron-Subvariante BQ 1.1 Sorgen?
Nach Angaben des RKI macht diese sogenannte Höllenhund-Variante unter den in Deutschland nachgewiesenen Corona-Varianten nur etwa drei Prozent aus. Laut Stichproben sind die allermeisten Fälle hier in Deutschland immer noch der BA. 5 Variante zuzuordnen, so das Robert-Koch-Institut. Wie gefährlich dieser Subtyp ist, könne man noch nicht genau sagen, heißt es weiter. Man vermutet aber, dass BQ 1.1 den Immunschutz des Menschen möglicherweise besser umgehen kann und es dann wieder mehr Infektionen geben könnte. Auch das Bad Kissinger Gesundheitsamt antwortet diesbezüglich zurückhaltend: Ob die Subvariante wirklich zu größeren Problemen und schwereren Krankheitsverläufen führt, könne man erst in ein paar Wochen sehen.