Nicht immer lassen sich alle Erwartungen erfüllen
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Sonntag, 12. Juli 2015
Beim Auftritt der Bamberger Symphoniker erwischten nicht alle Musiker ihren besten Tag.
Das Galakonzert mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Adam Fischer und mit dem Geiger Frank Peter Zimmermann war natürlich einer der großen Magneten des diesjährigen Kissinger Sommers. Und dann auch noch das Violinkonzert von Johannes Brahms. Entsprechend groß waren die Resonanz und die Erwartungen beim Publikum.
Aber es gibt eben Tage, da lassen sie sich nicht alle erfüllen. Dass die Zufriedenheit nicht die 100-Prozent-Marke erreichte, hatte im Wesentlichen drei Gründe. Zum einen schien Adam Fischer mit seiner Dirigiersprache nicht das Gehör des Orchesters zu finden und modellierte ein bisschen das, was er hörte. Und es wurde auch nicht nachvollziehbar, worauf er hinaus wollte außer auf Bremsen und Abdämpfen - zum Glück nicht immer mit Erfolg.
Nicht ganz der beste Tag
Zum anderen lag es am Orchester. Vielleicht war es der Urlaubssituation geschuldet - und Bayreuth bindet ja auch einige Kräfte - aber es waren einige zwielichtige Ecken im Spiel, die man von den Bambergern eigentlich nicht gewöhnt ist. Freilich waren sie auf ihre Selbstorganisation angewiesen und spielten ihre Fassung des Konzerts. Und natürlich gab es viele schöne Ecken, etwa die Zusammenarbeit des Solisten mit den Bläsern.
Allein schon Barbara Bodes weit ausholendes Oboensolo zu Beginn des zweiten Satzes hätte das Kommen gelohnt. Und schließlich lag es am Solisten.Natürlich spielt Frank Peter Zimmermann dieses große Werk aus dem ff und mit einer Präzision, die schon fast Alleinstellungsmerkmal ist. Und da von Adam Fischer für ihn nicht viel zu erwarten war, spielte er direkt mit dem Orchester, dirigierte ein bisschen mit. Auf seine Änderungswünsche ließ sich Konzertmeister Peter Rosenberg verständlicherweise aus Sicherheitsgründen nicht ein.
Ablenkung im Virtuosen
Eine Herausforderung für sich suchte Zimmermann daher an anderer Stelle: im Virtuosen, das zwar höchst eindurcksvoll war - wie auch seine beiden Bach-Zugaben - das aber die Aufmerksamkeit des Zuhörers stärker an der Oberfläche hielt.
Vor der Pause spielten die Bamberger ein Werk, das nicht unbedingt zu den Favoriten der Konzertveranstalter gehört - obwohl es von Wolfgang Amadeus Mozart ist: die Sinfonie g-moll KV 183, die sogenannte "kleine g-moll-Sinfonie" - die erste, mit der er bei seinen Zeitgenossen nachhaltigen Erfolg hatte. Sie markiert stilistisch einen interessanten Punkt. Sie steht noch unter dem Einfluss der italienisch-barocken Formstrenge mit ihrer Terrassendynamik, zeigt aber auch den Sturm und Drang des 17-Jährigen und den charmanten Geist des Rokoko: Der zweite Satz ist ein Austausch von Floskeln, von lauter kleinen Verbeugungen, wie das ewige Bitte-und-Danke-Spiel. Adam Fischer zeigte das durchaus plastisch, aber im ersten Satz überzog er das Tempo und setzte das Orchester unnötig unter Druck. "Con brio" ist ja gut, aber es sollte unter Kontrolle bleiben.