Neuer Kissinger-Sommer-Intendant kommt aus Bonn

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An seiner künftigen Wirkungsstätte: Dr. Tilman Schlömp ist ab 2017 für die künstlerische Leitung des Kissinger Sommers verantwortlich, sein Programm soll unter anderem den Max-Littmann-Saal füllen. Foto: Ralf Ruppert
An seiner künftigen Wirkungsstätte: Dr. Tilman Schlömp ist ab 2017 für die künstlerische Leitung des Kissinger Sommers verantwortlich, sein Programm soll unter anderem den Max-Littmann-Saal füllen. Foto: Ralf Ruppert
Gestern unterzeichneten OB Kay Blankenburg und Tilman Schlömp den neuen Werksvertrag. Fotos: Ralf Ruppert
Gestern unterzeichneten OB Kay Blankenburg und Tilman Schlömp den neuen Werksvertrag. Fotos: Ralf Ruppert
 
Foto: Ralf Ruppert
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An seiner künftigen Wirkungsstätte: Dr. Tilman Schlömp ist ab 2017 für die künstlerische Leitung des Kissinger Sommers verantwortlich, sein Programm soll unter anderem den Max-Littmann-Saal füllen. Foto: Ralf Ruppert
An seiner künftigen Wirkungsstätte: Dr. Tilman Schlömp ist ab 2017 für die künstlerische Leitung des Kissinger Sommers verantwortlich, sein Programm soll unter anderem den Max-Littmann-Saal füllen. Foto: Ralf Ruppert
 
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Tilman Schlömp folgt ab 2017 der Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger nach. Der Vertrag wurde jetzt unterschrieben.

Ab dem Veranstaltungsjahr 2017 steht das renommierte Festival "Kissinger Sommer" unter neuer Leitung: Dr. Tilman Schlömp (49) tritt die Nachfolge von Dr. Kari Kahl-Wolfsjäger (72) an. Schlömp ist aktuell Leiter des Künstlerischen Betriebs beim Beethovenfest Bonn. Der Stadtrat hatte der Personalie am Mittwochabend in nicht-öffentlicher Sitzung zugestimmt, am Donnerstagmorgen wurde dann offiziell der Vertrag unterzeichnet.
"Die vorbereitenden Arbeiten für das Festival 2017 können somit beginnen", sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Er ist sich sicher, dass Schlömp das Bewährte bewahren werde und trotzdem neue Visionen einbringe. Auch Kurdirektor Frank Oette freut sich über die Entscheidung der Stadt: "Das wird uns nachhaltig auf der europäischen Kulturlandkarte etablieren."

Gute Wünsche der Amtsinhaberin

Die amtierende Intendantin Dr. Kari Kahl-Wolfsjäger leitet das Festival seit dem Beginn 1986 an, ihr Vertrag läuft mit dem Veranstaltungsjahr 2016 ganz regulär aus. "Hoffen wir, dass es eine gute Wahl ist, und es mit dem Festival weiter bergauf geht", lautete ihr Kommentar gestern zur Neubesetzung. Sie selbst kenne Schlömp nicht, sie habe zwar in den 1990er Jahren drei Mal das Beethovenfest selbst geleitet und Kontakt zur Intendantin dort, aber eben nicht zum Leiter des Künstlerischen Betriebs.
Zum Auswahlverfahren selbst wollte sich die Intendantin gestern nicht äußern. Im Vorfeld war bekannt geworden, dass Kahl-Wolfsjäger selbst eine Wunsch-Kandidatin vorgeschlagen hatte. Laut OB Blankenburg habe hiese jedoch ihre Bereitschaft in einem gemeinsamen Gespräch zurückgezogen.
Zur Bestellung des Nachfolgers hatte die Stadt im Januar eine Findungskommission gebildet, in der die Sprecher der Stadtratsfraktionen, die Bürgermeister und der Vorsitzende des Fördervereins, Anton Schick senior, saßen. Unterstützung holte sich das Gremium vom Kultur-Beratungsunternehmen "Metrum", das laut OB zunächst rund 30 mögliche Kandidaten sammelte, dann 16 ausführlicher vorstellte, von denen schließlich sechs zu einem persönlichen Gespräch nach Bad Kissingen eingeladen wurden.

Nicht-öffentliche Entscheidung

"Sie hätten es alle gekonnt", kommentierte OB Blankenburg gestern die Qualität der Kandidaten. Trotzdem habe sich die Findungskommission "nach eingehender Würdigung der fachlichen, persönlichen und künstlerischen Eindrücke und Gegebenheiten einstimmig für einen Kandidaten entschieden". Dem schloss sich am Mittwoch auch der Stadtrat in einer zweieinhalbstündigen nicht-öffentlichen Sitzung an. Dass diese Sitzung fast eine Stunde länger dauerte als veranschlagt und deshalb der öffentliche Teil mit Verzögerung begann, begründete Blankenburg mit "Verfahrensfragen".
"Herr Dr. Schlömp hat sehr stark durch seine Persönlichkeit überzeugt", fasste der OB die Sitzung zusammen. Zudem habe seine gut gegliederte und auf das bewährte Konzept aufsetzende Präsentation überzeugt. Wichtig sei der Kommission gewesen, dass der neue Intendant "gut in der Szene vernetzt ist, aber vom Alter her die Perspektive hat, das länger zu machen."

Bei der Vorstellung des neuen Kissinger-Sommer-Intendanten ging Oberbürgermeister Kay Blankenburg auf Nachfrage auch auf die vertragliche Regelung ein: "Wir schließen einen Werkvertrag ab, Herr Dr. Schlömp ist also selbstständig." Vereinbart werde ein Pauschalbetrag, mit dem der Intendant seine Aufwendungen selbst finanzieren muss. Inhaltlich gebe es keine Änderungen zum bestehenden Vertrag, und: "Wir bezahlen nicht für zwei Jahre zwei Intendanten", stellte Blankenburg zudem klar, dass die Zahlungen an Amtsinhaberin Kari Kahl-Wolfsjäger in dem Maß auslaufen, wie sie bei Tilman Schlömp bereits im Vorfeld des ersten von ihm organisierten Festivals 2017 wachsen.
Wichtig war dem OB auch der Dank an die amtierende Intendantin: "Dr. Tilman Schlömp übernimmt ein herausragend positioniertes Festival, das bei Besuchern und Künstlern gleichermaßen höchste internationale Anerkennung genießt", sagte der OB. Dies sei zum großen Teil das Verdienst von Kahl-Wolfsjäger.

Volle Verantwortung

"Wir wollten jemanden, der die künstlerische Leitung auch wirklich will", kommentierte der OB das Auswahlverfahren. Der Stadtrat solle auch in Zukunft nur den finanziellen und zeitlichen Rahmen für das Festival abstecken, alles andere liege in der Verantwortung des Intendanten. "Wir wollen ein Festival mit eigener Handschrift und keine Veranstaltungsreihe, die irgendwie von einer Agentur organisiert wird." Umso wichtiger sei, dass sich der Kandidat auf Bad Kissingen einlasse. Das sicherte Schlömp, der für sein Bewerbungsgespräch zum ersten Mal in der Stadt war, auch zu: "Bad Kissingen ist ein wunderbarer und hochinteressanter Ort", zeigte er sich begeistert - vor allem vom Max-Littmann-Saal. "Es ist eine fantastische Herausforderung, dieses historische Ensemble zu bespielen und zum Klingen zu bringen."
Beim Kissinger Sommer werde es auch in Zukunft die internationalen Stars geben, die das Festival groß gemacht haben, beschrieb Schlömp seine Vision. Sein Ziel seien zum einen individuelle Programme, die alle zu einem gemeinsamen Motto passten. Zum anderen wolle er das Festival aber auch öffnen für internationale Wettbewerbe, neue Medien und die Begegnung mit Künstlern. Auch Nachwuchs-Wettbewerbe wie den Klavier-Olymp will er beibehalten: "Man kriegt gute Künstler nur, wenn man sie wohlwollend begleitet". Zudem wolle er die Lieder-Werkstatt gerne wieder auf eine größere Bühne heben und der Neuen Musik zu einem größeren Publikum verhelfen. Auf der anderen Seite sehe er auch den Sparzwang: "Es soll keine inhaltliche Reduzierung geben und das Festival soll auch nicht kürzer werden", sagt Schlömp dennoch und sieht neue Sponsoren als Ausweg.


Der neue Intendant

Privat Tilmann Schlömp ist 49 Jahre alt, wurde in Gießen geboren und wuchs in Minden in Westfalen auf. Heute wohnt er in der Nähe von Bonn, ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 14 und 15 Jahren.

Ausbildung Schlömp studierte nach dem Abitur Musikwissenschaften in Hamburg, Münster und Mainz. 1997 promovierte er über die Operntrilogie L'Orfeide von Gian Francesco Malipiero. Während des Studiums arbeitete er als Journalist sowie in einem renommierten Musikverlag und als wissenschaftlicher Assistent.

Beruf Nach zwei Jahren als Orchesterinspizient des Staatstheaters Mainz übernahm er für fünf Jahre die Leitung der Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit für das neue Konzerthaus Dortmund, wo er auch am Aufbau der Philharmonie mitwirkte. Seit 2005 ist er Leiter des künstlerischen Betriebs Beethovenfest Bonn. "Dr. Tilman Schlömp hat wesentlichen Anteil an dessen erfolgreicher Entwicklung und internationaler Anerkennung", heißt es zum Einfluss des neuen Kissinger-Sommer-Intendanten in einer Pressemitteilung der Stadt.