Nadelöhr im Saaletal wird noch enger

3 Min
Eng geht es zu im Saaletal zwischen Bad Kissingen und Euerdorf. Seit Jahren wird nach der Trasse für einen Radweg gesucht, durch die geplante Ausweisung von Kernzonen wird das noch kniffliger. Fotos: Ralf Ruppert
Eng geht es zu im Saaletal zwischen Bad Kissingen und Euerdorf. Seit Jahren wird nach der Trasse für einen Radweg gesucht, durch die geplante Ausweisung von Kernzonen wird das noch kniffliger. Fotos: Ralf Ruppert
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Stadtrat beschäftigt sich mit der Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön. Bei der Ausweisung der Schutzzonen sind nach wie vor etliche Fragen ungeklärt. Für die Pläne eines neuen Radweges am Golfplatz könnte die Diskussion sogar das Aus bedeuten.

Wenn es um den seit Jahren geforderten Radweg durchs Saaletal geht, winkt Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt leicht entnervt ab: "Wir warten jetzt erst einmal auf die endgültige Verordnung dann sehen wir weiter", kommentiert er die laufende Ausweisung der Kernzonen. Im Juni gab es zu dem Thema einen "großen Behördentermin": Alle an einen Tisch, von Wasserwirtschaftsamt bis Polizei und von Amt für ländliche Entwicklung bis zu den Kommunen.
Ergebnis: "Einen durchgehenden Radweg im Hang wird es wohl nicht geben."

Seit Jahren werden mehrere Varianten für die bessere Anbindung Bad Kissingens von und nach Süden diskutiert: links der Straße, rechts der Straße oder Ausbau des bestehenden Radweges auf der anderen Saale-Seite. Eines haben alle Varianten gemeinsam: Es geht eng zu und die Ausweisung der beiden geplanten Kernzonen würde das Problem noch verschärfen.

Keine Einwände aus Euerdorf

Der Vorschlag für die Schutzzonen kommt von den Bayerischen Staatsforsten: "Die beiden Gebiete sind von den Baumarten her sehr interessant", sagt Wolfram Zeller, Leiter des Forstbetriebes Bad Brückenau. Westlich der Saale wurden die Gebiete "Wichtel" und "Batzel" auf Euerdorfer Gemarkung vorgeschlagen. Einsprüche von dort gab es laut Michael Unsleber, Leiter der VG Euerdorf, keine. Das Gebiet ist den Euerdorfern offenbar zu weit weg, weil es vor den Toren Bad Kissingens liegt. Allerdings springt die vorgeschlagene Kernzone bis über die Bundesstraße hinüber. Der Bad Kissinger Bauausschuss ist deshalb eingeschritten: In seiner Stellungnahme bemängelt er, dass die Fläche "einen straßenbegleitenden Radweg praktisch unmöglich macht". Kommentar des Ausschusses: "Das kann nicht hingenommen werden." Zudem wird für diese Fläche geltend gemacht, dass der Rettungsweg zum Grundstück der Freihandschützen und die Unterhaltung des Naturschutzgebietes "Wichtelhöhlen" möglich bleiben muss.

Bauamt baut nur an der Straße

Da die Kernzone auf der anderen Talseite bis an den Golfplatz reicht, verlaufen große Teile des bestehenden Radweges im Schutzgebiet. "Wir würden favorisieren, dass der Radweg auf der bestehenden Trasse bleibt", sagt Wolfram Zeller. Damit ist der Betriebsleiter des Forstamtes aber ziemlich alleine: "Wenn der Bund Geld in die Hand nimmt, muss der Radweg so nah wie möglich an die Straße", stellt Matthias Wacker klar. Sprich: Bedingung für die hohen Zuschüsse ist ein "unselbstständiger Radweg, am besten auf einer Flurnummer". Auf der anderen Seite der Saale sei das natürlich nicht möglich. Nachdem die hangseitige Lösung gestorben ist, bleibt also nur eine talseitige Variante: "Da einen Radweg zu bauen, ist vom Gelände her natürlich eine Herausforderung", sagt Wacker jedoch. Zudem dürfte es auf neun Kilometer Leitplanke zwischen Radweg und Bundesstraße hinauslaufen.

Auf der bestehenden Trasse müssten dagegen die Kommunen, also die Stadt Bad Kissingen und der Markt Euerdorf, bauen. Wichtig sei deshalb, zu untersuchen, was sinnvoll und finanzierbar ist: "Deshalb haben wir auch bei der Regierung beantragt, dass man uns erlauben möge, beide Varianten planen zu können", berichtet Wacker. Eine Stellungnahme der Regierung zu den Einschränkungen durch die beiden Kernzonen gab es gestern nicht.

Die Gegensätze könnten größer nicht sein: Millimetergenau geschnittenes Grün für die Golfer im Saaletal, ringsum Urwälder, die sich völlig ohne menschlichen Einfluss entwickeln sollen: Die beiden neuen Kernzonen westlich und östlich des Golfplatzes machen das Saaletal zwischen Bad Kissingen und Euerdorf endgültig dicht.

In der Kernzone auf der östlichen Talseite befindet sich laut Plan sogar ein Abschlag des Golfplatzes. Kommentar des Gremiums: "Dies kann so kaum gewollt sein und sollte korrigiert werden", fordert der Bad Kissingerer Bauausschuss. Außerdem mahnt das Gremium an, "dass das kulturhistorische Denkmal auf der Eyringsburg nicht durch Sukzessionsprozesse, insbesondere durch natürliche Wiederbewaldung beschädigt wird".

Damit sprechen die Stadträte natürlich auch Wolfgang Hertrich, dem Präsidenten des Bad Kissinger Golfclubs, aus der Seele. Durch die Kernzonen selbst befürchtet er ansonsten keine allzu großen Einschränkungen: "Der Platz ist auf Grund seiner Lage so gut wie nicht erweiterbar", fasst er die Situation zusammen. Rund 45 Hektar stehen den Golfern im engen Saaletal zur Verfügung. Zum Vergelich: Der Durchschnitt bei Golfplätzen liege bei 65 Hektar, benachbarte Plätze seien bis zu 85 Hektar groß.

Golfclub sagt Kooperation zu

Indirekt treiben die Einschränkungen durch die Kernzonen aber auch Hertrich um: "Wir sind an den Diskussionen um den Radweg beteiligt", berichtet er. Vor dem Bau des neuen Clubhauses seien die Absprachen eigentlich schon weit gewesen: Der Verein sagte zu, Flächen abzutreten, wenn dafür im Gegenzug der Weg zum Parkplatz verbreitert, Ballfang-Zäune installiert und unter dem Weg ein Gasanschluss verlegt worden wären. Die Pläne wurden sogar bereits in einer Mitgliederversammlung vorgestellt, erinnert sich Hertrich. "Dass die Lösung damals nicht gekommen ist, hat uns schwer getroffen."
Trotz der Enttäuschung werde sich der Golfclub auch bei einem erneuten Anlauf für einen Radweg entlang der Bundesstraße beteiligen: "Wir sind keine grundsätzlichen Verweigerer, im Prinzip sind ja Stadt und Golfplatz eins", sieht sich Hertrich in der Pflicht. Interessiert ist der Golfclub auch deshalb an einer Lösung, weil sich der Fahrradverkehr durch den Golfplatz dadurch verringern könnte: Seit der Verein die Fläche gekauft hat, dürfen Radler mitten durch den Platz fahren und die Saale auf der Brücke der Golfer queren. "Das ist eine Art Gewohnheitsrecht", sagt Hertrich.