Die alte Hutebuche ist ein Naturdenk- mal, allerdings eines ohne spezielle Auszeichnung.
Da steht sie, die alte Hutebuche. Kaum wahrzunehmen im Schatten des sie umgebenden Fichtenwaldes. Früher, in ihrer Jugend, stand sie einmal frei. Früher, das könnte so um die dreihundert Jahre her sein. "Ich schätze diesen Baum auf maximal 340 Jahre. Aber es können auch nur 300 sein", sagt ein Forstmeister, der bei einer Führung dieses Exemplar bewundert.
Früher, da wurden auf dem Gebiet des sogenannten "Rosengartens" in der Nähe der Oberbacher
Ziegelhütte Schafe und Ziegen geweidet, vielleicht auch Rinder. Hier war die Gemeinde-Hutung, das Areal selbst gehört zur Gemeinde Riedenberg. Schwierig nachzuvollziehen sind hier die Besitzverhältnisse der Anteilseigner an diesem ehemaligen Hütegebiet. Und vom Hüten/Hutung haben solche Buchen ihren Namen, der mit einer Kopfbedeckung so ganz und gar nichts zu tun hat.
Soweit Schafe, Ziegen, Rinder die Zweige und Blätter fressen konnten, wurde sie Jahr für Jahr im unteren Bereich "gestutzt". So erhielten Hutebuchen eine typische Form. Der Baum bot Schutz vor Sonne, Regen und Unwettern. Hier ruhten die Tiere dicht aneinander gedrängt.
Diese alte Oberbacher Buche hat viele Sommer und Winter erlebt, Frost und Schnee und heftige Stürme, die ganze Waldteile auf den Boden legten.
Immer wieder suchten Gerwin und Johanna Kellermann den Baum nach heftigen Stürmen auf. "Wir haben uns jedes Mal gefreut, dass dieses Prachtexemplar noch steht", sagt Gerwin Kellermann.
Zwei starke Äste hat der Baum zwar verloren, aber er ist immer noch sehr mächtig. Wahrscheinlich war der "Schutz" des später aufkommenden Fichtenwaldes von Nutzen. Sonst aber scheint er die alte Buche eher zu ersticken.
Am Zaun der Koppel, die im Sommer von zutraulichen Islandpferden beweidet wird, hat der Rhönklub für die Wanderer, die hinauf zum Würzburger Haus laufen, ein Schild befestigt, das auf diese Buche hinweist. Ein direkter Zugang ist leider nicht möglich, die Buche steht im Schatten, sieht hier vom Weg aus nach nichts Besonderem aus - und so gehen viele vorbei.
Das ist schade. Ihr einen Besuch abzustatten, lohnt sich.
Von der Oberbacher Ziegelhütte kommend, biegt man am Ende des Weidezaunes nach rechts und anschließend am Waldrand noch einmal nach rechts. Hier steht eine weitere riesige Buche, jünger als die andere. Aber seit etwa drei Jahren stirbt sie unerwartet, aber wohl unausweichlich, langsam ab. Seit Jahren dokumentieren das auch verschiedene Baumpilze, die bis in einige Meter Höhe zu finden sind.
Das Laub ist inzwischen auch im Sommer nur gelbgrün, die Blätter viel zu locker stehend und zu klein. Fast die Hälfte des Baumes ist bereits abgestorben.
Sowohl bei dieser als auch bei der "alten" Hutebuche kann man deutlich sehen, dass der mächtige Stamm aus mehreren Einzelstämmen zusammengewachsen ist. "Möglicherweise wurde sie im Jungstadium von den Weidetieren angefressen oder sie ist entstanden aus der Mittelwaldnutzung.
Eng stehende Jungstämme schlossen sich zusammen. Was heute wie ein dicker, mächtiger Einzelstamm wirkt, sind in Wirklichkeit einzelne Segmente gewesen. Da, wo etwas ausbricht, kann man das deutlich sehen", sagt Landschaftsführer Gerwin Kellermann.
Buchen haben eine besondere Fähigkeit, sich Zweige, Äste oder Stammteile "einzuverleiben". "Bäume in verschiedenen Stadien einer solchen Entwicklung kann man auch im Umfeld finden", sagt Johanna Kellermann dazu.
"Meistens staunen die Leute, wenn man ihnen das vor Ort vermittelt. Sie stellen dann fest, dass ihnen so etwas noch nie aufgefallen war und sehen Wald und Bäume in einem anderen Licht als vorher."
Etwa hundert Meter weiter steht der Wanderer dann vor der "alten Hutebuche". Erst jetzt erkennt er das wahre Ausmaß dieses gewaltigen Baumes, der wie ein hölzernes Gebirge in den Himmel ragt. Bekannt wurde sie durch einen Film über alte Bäume in Deutschland.
Vor Jahren war eine Besuchergruppe aus Japan hier, die eine Rundreise zu alten Baumveteranen unter sachkundiger Führung erlebte. Was vermisst wurde und immer wieder hinterfragt wird, ist die fehlende Kennzeichnung beziehungsweise die Auszeichnung als Naturdenkmal.
Die alte Hutebuche - Stürme, Wind- und Eisbruch konnten ihr kaum etwas anhaben.
Doch das für eine Buche hohe Alter zwingt auch sie langsam "in die Knie". Trotz abgebrochener Äste ist die alte Hutebuche aber nach wie vor überaus sehenswert und beeindruckend. "Für die Gruppen, mit denen wir sie besucht haben, war sie jedes Mal ein ganz besonderes Erlebnis. Ganz klein kommt sich der Mensch unter ihr vor", sagen die Kellermanns.
Die alte Buche ist in jeder Jahreszeit etwas ganz Besonderes - im winterlichen Schnee, mit zartem Austrieb im Frühjahr, sommers kräftig grün - und im Herbst leuchtet sie in sattem Goldbraun. Rund um sie steht ihr Nachwuchs. Vielleicht wird einer dieser Keimlinge oder ein Jungbaum einmal ihre Rolle übernehmen, wenn ihre Tage ganz und gar gezählt sind.