Der Winter hat seine Tücken; das ist nicht nur im Straßenverkehr so. Wenn sich zu nebligem Wetter leichte Minustemperaturen gesellen, kann sich auf den Rotoren der Windräder Eis bilden. Eisbrocken könnten dann zur Erde fallen.
Wer im Winter am Kreuzbergsender oder am Heidelstein steht, der kennt sicherlich die Hinweisschilder, die den Passanten vor Eiswurf warnen. In Münnerstadt stehen rund um die neuen Windräder bislang noch keine Schilder, die vor diesem Wetterphänomenen warnen. Doch Eiswurf kann es bei ungünstigen Wetterlagen auch bei Windrädern geben.
Die Gefahr eines Eiswurfs schätzt Norbert Schmäling, der Geschäftsführer des Bürgerwindpark Langes Schiff Münnerstadt GmbH und Co. KG, allerdings als extrem gering ein. Der Windpark bei Münnerstadt liege in einer Höhenlage, in der dieses Phänomen nur sehr selten auftrete. Während der Weihnachtsfeiertage allerdings zog mit Feuchtigkeit und Kälte ein Tiefausläufer über Münnerstadt, der mitbrachte, was eigentlich extrem selten ist: Eis drohte sich an den Windrädern festzusetzen, bestätigt Norbert Schmäling auf Anfrage unserer Zeitung.
Noch keine Schilder Die Fachleute kennen die Problematik. Und deshalb sind die Windräder auch entsprechend gerüstet für solche feucht-kalten Wetterlagen im Grenzbereich zwischen Plus- und Minustemperaturen. Berthold Hahn ist Ingenieur im Fraunhofer-Institut Kassel und befasst sich seit vielen Jahren mit der Windenergie; er bestätigt, dass sich Eis an den Rotorblättern festsetzen könne. "Das erkennt aber die Anlage und schaltet sich ab", erklärt Hahn. Die Anlage ist so programmiert, dass sie auf bestimmte Temperaturen und Feuchtigkeit reagiert. Es gibt sogar Windräder, deren Flügel beheizbar sind, um eben solchen Eiswurf zu vermeiden. Gefordert werden diese nach Auskunft Hahns aber eigentlich nur, wenn Windräder ganz dicht an stark befahrenen Straßen liegen.
Üblich sei es im Umgriff von Windkraftanlagen mit Warnschildern auf einen möglichen Eiswurf hinzuweisen, meint Hahn. Bislang gibt es solche Hinweisschilder im Münnerstädter Windpark noch nicht, erklärt Norbert Schmäling auf Anfrage. Eiswurf ist also möglich, doch die Gefahr sei nicht übertrieben groß, findet der Kassler Experte. Problematisch sei vor allem der Zeitpunkt, wenn das Windrad nach einem Stillstand wieder anläuft. Dann könnten sich tatsächlich Eisstücke lösen und würden durch die Luft gewirbelt. Allerdings ist das so selten, dass es laut Wikipedia bei 23.000 Windkraft-Anlagen in Deutschland (Stand 2013) weder zu einem Personen- noch zu nennenswerten Sachschäden gekommen ist.
Norbert Schmäling hat keine Bedenken, dass sich die Eisbildung häufig wiederholt und ein Problem ist. Anders wäre das bei Windrädern in Lagen ab 800 Metern. Da kämen solche Wetterlagen deutlich häufiger vor. Aber da ist man in Münnerstadt weit darunter. Wenn sich Raureif an den Bäumen bildet, ist das ein optischer Hinweis darauf, dass auch ein Windrad vereisen könnte. Wer an solchen Tagen ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte seinen Spaziergang so planen, dass er nicht direkt an einem Windrad vorbeiführt und stattdessen lieber einen anderen Weg wählen.
Als Windpark-Betreiber wünscht sich Norbert Schmäling natürlich auch aus einem anderen Grund möglichst wenige Tage, an denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit diese besondere Mischung eingehen und die Windräder zum Stillstand bringen. Denn dann produziert ja die Anlage keinen Strom.
Probebetrieb gut angelaufen Für Norbert Schmäling ist gut zu wissen, dass die sensible Technik der Windräder auch bei schwierigen Wetterlagen gut eingestellt ist und richtig reagiert. Schmäling zieht eine durchweg positive Bilanz der ersten Betriebswochen, die als Testphase für den künftigen Betrieb gilt.
Der Sturm, erst aus westlicher, dann der Wind aus östlicher Richtung seien ideal gewesen für die Messungen. Die ersten Ergebnisse seien hervorragend, was vor allem am stürmischen Wetter gelegen hat, weiß Norbert Schmäling. Doch diese Zahlen hätten eine Aussagekraft, wenn man sie mit den Ergebnissen anderer Windkraftanlagen im gleichen Zeitraum abgleicht. Solche Berechnungen passieren gerade. "Jeden Tag kommen wir einen Schritt weiter", meint Norbert Schmäling dazu. Es habe sich bestätigt, dass die Windräder nicht nur bei dem in der Region vorherrschenden Westwind flott laufen, sondern auch eine gute Ostwindexposition hätten. Norbert Schmäling geht davon aus, dass bis zum 29. Januar - an diesem Tag will die Bürgerwindpark GmbH die Bürgerbeteiligungen in einer Veranstaltung in der Alten Aula präsentieren - die ersten aussagekräftigen Zahlen vorliegen, mit denen die Ertragshochrechnungen manifestiert werden. Man wolle den möglichen Anlegern zeigen, dass sie in eine solide Unternehmung investieren, meint Schmäling.