Gummi-Twist: Wer vor drei, vier oder fünf Jahrzehnten die Schulbank gedrückt hat, kennt dieses Kinderspiel auf jeden Fall. "Früher", erinnert sich Waltraud Memmel, Angestellte an der Grundschule Münnerstadt, "war der Hüpf-Gummi immer mit dabei". SpieleSpiele Das Hüpfspiel mit dem Hosengummi begeisterte ganze Mädchen-Generationen. Viele Kinder der 4. Grundschulklassen in Münnerstadt wissen, wie es geht, die Begeisterung hält sich allerdings spürbar in Grenzen.
Die Kinder von heute wissen noch, dass es dieses Bewegungsspiel gibt, doch so richtig "in" ist es bei den Kids nicht mehr. Diesen Eindruck hat man zumindest bei einer Umfrage unter den Viertklässlern an der Grundschule Münnerstadt.
Fast alle Mädchen heben die Finger bei der Frage, ob sie "Gummi-Twist" kennen, fast alle haben das Hüpfspiel auch einmal ausprobiert. Einige finden es "lustig" . Aber einen Hüpfgummi hat keines der befragten Kinder mehr daheim in Gebrauch. "Ich hatte mal einen. Den hat mein Bruder kaputt gemacht", meint ein Mädchen.
Wenig Interesse Die Mädchen der vierten Klasse wissen grob, wie Hüpfen geht. Wie variantenreich das scheinbar einfache Spiel aber tatsächlich sein kann, das wissen die Lehrerinnen, die in ihrer Kindheit natürlich Gummi-Twist gehüpft sind.
Claudia Koch unterrichtet eine vierte Klasse und war früher selbst begeisterte Gummi-Hüpferin. Im Turnunterricht hat sie es mal mit ihren Schülern probiert. Das Ergebnis hat zumindest nicht zu Begeisterungsstürmen geführt.
Zu anstrengend Lehrerin Nicole Dippold hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Auch sie sagt von sich: "Wir haben das immer gemacht". Deshalb hatte auch sie schon Gummi-Twist in den Unterricht eingebaut. Auf großes Interesse sei das bei den Schülern nicht gestoßen. "Das ist den Kindern zu anstrengend."
Ein Kind der 1970er "Ich bin in den 70ern aufgewachsen, natürlich kenne ich Gummi-Twist", betont auch Rektor Detlef Elsner. Als Pausenspiel habe Gummi-Hüpfen in der Münnerstädter Grundschule keine Bedeutung mehr, sagt der Schulleiter.
Es gebe zwar immer mal wieder Ansätze dazu, aber die halten sich nicht lange. Elsner glaubt, dass die Kinder heute für diese Art des Bewegungsspiels zu grobmotorisch sind.
Sprungkraft und Koordination Tatsächlich, Gummi-Twist erfordert jede Menge Sportlichkeit, Sprungkraft und Koordination. Monika Hochrein aus Poppenlauer erinnert sich, dass der Hüpfgummi teilweise sogar in Halshöhe gespannt wurde. Wer diese Höhe schaffte, der gehörte zu den echten Könnern. Andere waren froh, wenn sie die vorgeschriebenen Hüpfer in Kniehöhe absolvieren konnten.
Alle befragten Erwachsenen erinnern sich auch - zumindest in Bruchstücken - an die Sprüche, nach denen die einzelnen vorher verabredeten Rhythmen oder Schrittfolgen absolviert werden mussten. "Peter Alexander" war ein Reim mit dazugehöriger Schrittfolge, erklärt Monika Hochrein.
Ihre Oma, erzählt sie, habe es immer gar nicht gerne gesehen, wenn sie mit ihren Freundinnen auf dem harten Asphaltboden gehüpft sei. "Geht auf die Wiese, ihr macht euch die Knochen kaputt", hatte die Großmutter immer gewarnt. Die Mädchen haben allerdings nicht auf die Oma gehört. Denn Gummihüpfen auf der Wiese ging gar nicht.
Kästchenhüpfen gespielt Wann der Gummi-Twist in Mode gekommen ist, lässt sich schwer sagen - es muss wohl in den späteren 1950er oder in den 1960er Jahren gewesen sein. Anna Beudert weiß, dass während ihrer Münnerstädter Volksschulzeit (1948 bis 1953) der Gummi-Twist noch kein Thema war. "Hosengummi wäre damals viel zu kostbar gewesen". Die Mädchen ihrer Generation hätten Kästchenhüpfen gespielt.
Buben sind durch alle Generationen hinweg nur ausnahmsweise unter die Gummihüpfer gegangen. Die Jungs haben die Mädchen aber ganz gerne damit geärgert, dass sie den gespannten Hüpfgummi an deren Beine pfitzen ließen.