So zündet das Feuer schneller

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Im "Haus Jonathan" in Maria Bildhausen sind die Werkstätten. Hier werden unter anderem die Anzünder produziert. Unser Bild zeigt Matthias beim Spalten der kleinen Holztafeln. Im Hintergrund Bernd. Fotos: Friedrich
Im "Haus Jonathan" in Maria Bildhausen sind die Werkstätten. Hier werden unter anderem die Anzünder produziert. Unser Bild zeigt Matthias beim Spalten der kleinen Holztafeln. Im Hintergrund Bernd.  Fotos: Friedrich
Jürgen sortiert die einzelnen fertigen Anzünder in einen Drahtkorb, bevor dieser in das heiße Wachsbad getaucht wird. Foto: Friedrich
Jürgen sortiert die einzelnen fertigen Anzünder in einen Drahtkorb, bevor dieser in das heiße Wachsbad getaucht wird.  Foto: Friedrich
 
Foto: Friedrich
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Behinderte Menschen in den Werkstätten im "Haus Jonathan" produzieren "Oh-Zünder" aus Altmaterial.

Was gibt es Gemütlicheres als ein Kaminfeuer oder die züngelnden Flammen in einem Kachelofen? Doch oft dauert es, bis das Feuer gezündet hat, die Holzscheite brennen und die Flammen auflodern. Notwendig ist dabei ein Anzünder, der recht lange brennt, so dass die Flammen auf das Holz übergreifen können. Solch einen "Zünder" produzieren behinderte Menschen in den Werkstätten im "Haus Jonathan" des Dominikus-Ringeisenwerkes in Maria Bildhausen. Die Besonderheit: Die Bildhäuser Anzünder werden aus umweltfreundlichen Altmaterialien hergestellt. Seit 2008 geschieht das in Maria Bildhausen, und jährlich produzieren Behinderte rund 10 000 solcher Anzünder.
Zwischen 15 und 20 behinderte Menschen sind in der Werkstatt dafür in Maria Bildhausen in den Werkstätten beschäftigt. "Es sind vor allem schwächere Personen, die hier Arbeit finden und auch Freude daran haben", sagen die Gruppenleiter der Montageabteilung, Thomas Illig und Michael Pfennig, bei einem Rundgang. Verschiedene Arbeitsschritte sind nämlich notwendig, um die "Bildhäuser Anzünder" zu produzieren. Maria Bildhausen hat die Lizenz für die Herstellung dieser ganz speziellen Zünder von den Ledder Werkstätten in Tecklenburg-Ledde für den unterfränkischen Bereich erhalten. Die umweltfreundlichen Anzünder sind für jeden Kaminofen oder auch Grill geeignet.


Mehrere Arbeitsschritte nötig

Verschiedene Arbeitsgänge sind dazu notwendig, wobei unter anderem Geschicklichkeit, Kleinarbeit und Augenmaß gefragt sind. Zunächst werden kleine Holzplatten in wenige Millimeter starke Stückchen gesägt. Hier ist Matthias gefragt, der an der Spaltmaschine die Hölzchen auseinanderschneidet. Sieben Zentimeter lang sind die Holzstücke, die gespalten werden. Während Matthias die Holzstücke schneidet, wird er von der anderen Tischseite von Bernd bei seiner Arbeit beobachtet. Dieser ist zu diesem Zeitpunkt mit einer anderen Aufgabe betreut.
Welche Holzarten werden verwendet? Michael Pfennig: "Es ist harzhaltiges Weichholz, Abfallstücke, die heimische Firmen der Behinderteneinrichtung in Maria Bildhausen zur Verfügung stellen. Das würde sonst entsorgt." In Maria Bildhausen kann man aus diesen Resten zum einen etwas Sinnvolles herstellen, zum anderen ist es eine Beschäftigung für die behinderten Menschen.
Doch zurück zu den Holzstückchen. Beim Schneiden und Sortieren ist Genauigkeit gefragt. Etwas, auf das Waldemar achten muss. Er sortiert die Hölzchen in einer abgeschnittenen Rolle, auf die einst das Toilettenpapier aufgewickelt war. Waldemar, der diese Aufgabe hat, muss zum einen seine Fingerfertigkeit einsetzen, aber auch präzise arbeiten. "Schau, da passt noch ein Hölzchen rein", sagt Michael Pfennig und reicht Waldemar ein Holzstückchen. Vergessen darf Waldemar nicht den Docht. Ganz fest müssen die Hölzchen sitzen, damit sie nicht herausrutschen. "Gut gemacht, Waldemar", lobt der Gruppenleiter, und über das Gesicht des Mannes huscht ein leichtes Lächeln.


Gut im Wachsbad getränkt

Dann gehen die fertigen Anzünder zu Jürgen. Sie kommen ins Wachsbad. Doch zuvor müssen sie in einem Drahtkorb gelegt werden und zwar so, dass das Wachs sie ganz umschließen kann. Fünf Minuten kommen die Bildhäuser Anzünder in das heiße Wachs, bis sie gut durchtränkt sind. Dann müssen sie nur noch trocknen, und die umweltfreundlichen Anzünder aus Maria Bildhausen sind fertig. Sie werden verpackt und kommen in den Verkauf.
Mittlerweile gibt es in den Werkstätten von Maria Bildhausen aber auch ein neues Produkt. Es nennt sich schlicht und einfach der "Oh-Zünder". Das ist fränkisch und passt in unsere Region, lacht Matthias Erlwein, Leiter im Haus Jonathan. Der Kern des Anzünders besteht aus Resten einer Holzfaserplatte. Auch hier ist wieder die Arbeit der behinderten Menschen gefragt. Nach dem Zurechtschneiden wird in das kleine Holzstück ein Loch gebohrt. Das geschieht am Arbeitsplatz von Lisa. "Ist das so richtig?", fragt sie ihren Gruppenleiter Thomas Illig. "Perfekt, prima machst du das", lobt dieser. Diese neuen Oh-Zünder sind damit schon fertig. Ein Docht wird eingefügt und das Ganze dann wieder in Wachs getaucht.


Aus Wachsresten

Woher kommt das Wachs? Gruppenleiter Michael Pfennig sagt: "Nein, es wird nicht gekauft, sondern es sind Wachsreste, die wir bekommen." Allerdings sollten es nur Reste von weißen Kerzen sein. Zu den Öffnungszeiten kann man solche restlichen Wachskerzen im Klosterladen abgeben.
Die Idee zu diesen "Oh-Zündern" stammt übrigens von Peter Herderich von der Johann-Hinrich-Wichern-Förderschule in Oberlauringen. Es war ein Schulprojekt, das sich dann für die Produktion der Behinderteneinrichtung in Maria Bildhausen angeboten hat. "Damit geht es nun bei uns in die Produktion, und wieder haben unsere behinderten Menschen Arbeit und Beschäftigung", sagt Matthais Erlwein. In der Einrichtung sind ca. 200 behinderte Menschen, die ihre Fähigkeiten in den Werkstätten einbringen.