Die Sanierungsarbeiten am Jörgentor sind im Zeit- und Kostenplan. Das Fachwerk auf der Wetterseite ist komplett mit Holz in Zweitverwertung erneuert worden. Bei den anderen drei Seiten sind die Schäden voraussichtlich geringer.
Das Jörgentor ist ein Wahrzeichen von Münnerstadt. Mit rund 35 Meter Höhe ist es zwar etwas kleiner als das Obere Tor, dafür macht das noch vorhandene Vortor und vor allem der Fachwerkaufbau das Jörgentor zu etwas ganz Außergewöhnlichem. Bis heute ist unklar, warum man Anfang des 16. Jahrhunderts den steinernen Turm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts mit zwei Stockwerken plus Dachgiebel aus Fachwerk gekrönt hat.
In so luftiger Höhe ist der Aufbau natürlich Wind und Wetter ausgesetzt. Besonders an der Westseite sind die Jahrhunderte nicht spurlos vorübergegangen. Immer wieder waren Ausbesserungen und Sanierungen nötig, so ist beispielsweise 2007 das Dach hergerichtet worden. Andere Arbeiten, wie das Errichten eine zweiten Wand im Inneren Ende der 1980er Jahre haben sich als fatal erwiesen. Die Wand ist ein Grund dafür, dass das Fachwerk jetzt ein Jahr lang für rund 700.000 Euro hergerichtet werden muss. Momentan ist alles im Zeit- und Kostenplan.
Mit dem Aufzug nach oben
Das aufwendige Gerüst, das seit Ostern das Jörgentor umschließt, ist mit einem Aufzug versehen. Den können die Arbeiter nutzen, vor allem aber dient er als Lastenaufzug. "Ich möchte die Balken nicht da hoch schleppen", sagt Michael Weigand, Chef des Familienbetriebs Holzbau Weigand (Wermerichshausen) in vierter Generation. Das kann man gut verstehen, wenn man das Fachwerk oben sieht.
Zunächst wurde die Wand im Inneren entfernt, die die Feuchtigkeitsschäden im Fachwerk verursacht hat. Bei der Überlegung der Vorgehensweise fiel die Entscheidung, mit der Westseite zu beginnen, die am schlimmsten betroffen ist, sagt Matthias Heuring von der Federlein Ingenieurgesellschaft (Bad Neustadt). Dann wurde das Fachwerk komplett freigelegt. Dabei habe sich das Schadensbild außen auch im Inneren bestätigt. "Wir haben vorher entschieden: Das Dach bleibt drauf." Eigentlich war man davon ausgegangen, dass das Dach, das 2007 erneuert wurde, abgedeckt werden muss. Die Zimmerer errichteten aber eine Stützkonstruktion, so dass es bleiben konnte. "Die Fachfirma Weigand kriegt das auch so hin, dass wir das Dach nicht runter nehmen mussten", lobt Reiner Straub vom Münnerstädter Bauamt.
Als das Fachwerk komplett freigelegt war, nahmen die Fachleute die Schäden auf und die Maße der einzelnen Balken, die ausgetauscht werden mussten. Wegen des Schadensumfangs wurde entschieden: "Wir machen das komplett im Werk", sagt Matthias Heuring. Also haben die Mitarbeiter das zweitverwertete Holz, das meist ein erstes Leben als Dachbalken geführt hat, in der Firma zugeschnitten oder auch abgebunden, wie es in der Fachsprache heißt. "Wir haben die Giebelfassade komplett erneuert, wobei gut erhaltene Balken integriert wurden", sagt Michael Weigand. Das Schlimmste wäre damit erledigt.
Ostseite hoffentlich besser
Zumindest auf der Nord- und Südseite unterhalb des Daches sollte ein punktueller Austausch von Holz ausreichen, meinen die Experten. Momentan gehen sie davon aus, dass dies auch auf der östlichen Giebelseite der Fall sein wird. Vor Überraschungen ist man da aber nie sicher. "Es ist schon eine einzigartige Baustelle, da gibt es kein Patentrezept, da muss man Schritt für Schritt vorgehen", meint Bürgermeister Michael Kastl dazu. Alle Arbeiten werden in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege ausgeführt.