Münnerstädter Hallenbad: Klares Votum für Kostenvergleich

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Bei der Bürgerversammlung zückten 98 Prozent der stimmberechtigten Anwesenden ihre blauen Stimmkarten für den Erhalt und die Sanierung des Hallenbades. Foto: Dieter Britz
Bei der Bürgerversammlung zückten 98 Prozent der stimmberechtigten Anwesenden ihre blauen Stimmkarten für den Erhalt und die Sanierung des Hallenbades. Foto: Dieter Britz
Etwa 260 Münnerstädter Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren wurden vor der Bürgerversammlung registriert und bekamen für die Abstimmungen blaue Stimmkarten.
Etwa 260 Münnerstädter Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren wurden vor der Bürgerversammlung registriert und bekamen für die Abstimmungen blaue Stimmkarten.
 

Wenn es nach dem Willen der Teilnehmer an der Bürgerversammlung geht, wird das Hallenbad nicht abgerissen, sondern saniert. Dafür stimmten 98 Prozent der etwa 260 Anwesenden, die zum überwiegenden Teil aus der Kernstadt kamen.

Die Bürgerversammlung am Freitag in der Mehrzweckhalle war wie erwartet der Abend derjenigen Bürger, die das seit fünf Jahren geschlossene Hallenbad wieder öffnen wollen. 98 Prozent der Anwesenden stimmte dafür, den Abrissbeschluss des Stadtrates auszusetzen. Stattdessen soll erst einmal ein Kostenvergleich der beiden Varianten "Sanierung des Bades" und "Abriss einschließlich Wiederherstellung des Geländes und Absicherung der Schützenstraße sowie Neubau eines Lehrschwimmbeckens" erarbeitet werden.

Auch drei Anträge von Dr. Diethard Alzheimer, die ebenfalls den Erhalt des Hallenbades zum Ziel haben, wurden mit großer Mehrheit angenommen. Allerdings blieben über zwei Drittel der 1000 Stühle leer. Etwa 260 Münnerstädter Bürgerinnen und Bürger über 18 Jahren ließen sich registrieren und konnten mit blauen Karten abstimmen.

"Die Stadt hat insgesamt 6300 Stimmberechtigte", so dazu Bürgermeister Helmut Blank (CSU), der auch verhaltene Kritik daran übte, dass der Verein vor allem in der Kernstadt seine orangefarbigen Handzettel verteilt hat, nicht aber in den Stadtteilen. Insgesamt waren knapp 300 Frauen und Männer im Saal. "Es waren halt noch Ferien und der Fußball hat vielleicht auch eine Rolle gespielt", meinte Wolfgang Blümlein, der Vorsitzende des Hallenbad-Vereins.


"Keine Fakten schaffen"

Gleich zu Beginn der Versammlung begründete Wilhelm Schmitt den Antrag, den Beschluss über den Abriss des Hallenbades zu vertagen. Der Bürgermeister habe offenbar bei der Bezirksregierung in Würzburg Erfolg gehabt, hohe Zuschüsse für ein Lehrschwimmbecken zu bekommen. Da liege es nahe, einen wirtschaftlichen Vergleich zwischen den beiden erwähnten Varianten anzustellen. Für seine Bemerkung "bis dahin dürfen keine Fakten geschaffen werden" bekam er viel Applaus.

"Wir wollen kein Spaßbad für ein paar wenige, sondern ein Bad für junge Familien, Senioren, für Sport und Freizeit", bemerkte Wolfgang Joa. "Als ich zwei Hüftoperationen hatte, war ich sehr froh um das Hallenbad. Ich bin richtig traurig, denn seit fünf Jahren muss ich nach Bad Neustadt fahren, wenn ich etwas für meine Gesundheit tun will. Und wenn ich dort bin, kaufe ich da auch ein", ergänzte ein weiterer Teilnehmer.


"Becken ist zu klein"

Uwe Kretzschmar, der Vorsitzende der Maßbacher Wasserwacht und stellvertretende Vorsitzende des Münnerstädter Hallenbadvereins, betonte, dass ein Training im 20-Meter-Bad in Dittelbrunn gerade noch möglich sei, in einem 16-Meter-Becken jedoch nicht mehr. Zur Bemerkung von Bürgermeister Blank, dass seine Gemeinde nicht bereit sei, sich an einem Bad in Münnerstadt zu beteiligen, meinte er, Maßbach zahle schon 75 000 Euro pro Jahr für sein eigenes Schwimmbad.

"Einfach zu klein für Schulklassen" sei ein Lehrschwimmbecken, stellte Rainer Kirch fest. Das Hallenbad sei wichtig für die Attraktivität der Stadt und seinen Ruf als Schulstadt. Die Konzentration der Schulstandorte nehme immer mehr zu, auch deshalb dürfe man es nicht aufgeben, um die Schulen am Ort zu erhalten, ergänzte Axel Heim.


Über Stadtumbau finanzieren

Diethard Alzheimer hatte sich frühere Besucherzahlen (einschließlich Schüler) besorgt. "Ich frage mich, wie man 39 000 Badegäste in dem kleinen Lehrschwimmbecken unterbringen soll", stellte er in den Raum. Er beantragte eine Generalsanierung des vorhandenen Hallenbades und Entfernung der Altlasten nach dem Motto "so viel wie nötig und so wenig wie möglich". Finanziert werden soll die Maßnahme aus dem Stadtumbau West. Das Bad solle als "Doppelübungsstätte" eingestuft werden, dann gebe es doppelten Zuschuss (zweimal 1,9 Millionen Euro). Schließlich erinnerte Alzheimer auch an die Bemerkung von Kultusminister Spänle, Schüler sollten Schwimmen lernen. Deshalb solle man sich an ihn wenden, damit er die Generalsanierung unterstützt.
Dann zückten die Anwesenden ihre Stimmkarten. Das Ergebnis fiel so aus, wie nach den Diskussionsbeiträgen zu erwarten war: Für den Antrag von Wilhelm Schmitt stimmten 246 Anwesende (98 Prozent). Die 14 Gegenstimmen wurden mit Pfuirufen quittiert. Außerdem gab es eine Enthaltung. Die Abstimmungsergebnisse für die Anträge von Diethard Alzheimer fielen sehr ähnlich aus. Später wollte ein Bürger allerdings wissen, was eine "Doppelübungsstätte" überhaupt ist. Die Frage konnte erst nach der Bürgerversammlung beantwortet werden: es geht hier nur um doppelte Förderung wegen der Anzahl der Schulklassen, nicht etwa um eine bauliche Vergrößerung.


Nach Kompromissen suchen

Die Diskussion ging nach den Abstimmungen noch munter weiter. Wolfgang Joa und Wolfgang Blümlein wollten von Bürgermeister, der 2008 noch "pro Hallenbad" gewesen sei, wissen, warum er seine Meinung geändert habe. Ein Antrag an die Bezirksregierung sei abgelehnt worden und die Gutachten über den Erhaltungszustand sprächen eine andere Sprache, so Blanks Antwort. Die Stadt habe in vielen Dingen, zum Beispiel Feuerwehrhaus oder Sanierung der Mehrzweckhalle Nachholbedarf. Deshalb seien Kompromisse nötig, der Bau eines Lehrschwimmbeckens sei ein solcher.

"Der Kampf um Münnerstadt geht auch über die Schüler, Münnerstadt stirbt weiter", bemerkte ein Anwesender und bekam dafür sehr viel Applaus. Judith Michel meinte dazu "ich habe Kinder, von denen bleibt sicher keines in dieser Stadt" und sprach den auf dem Podium sitzenden städtischen Sanierungsbeauftragten Dag Schröder an: "Ich möchte mal Ihre Meinung hören." Doch der hielt sich bedeckt: "Es geht hier nicht um meine Meinung. Meine Aufgabe ist, einen Bauantrag und einen Antrag an die Bezirksregierung gewissenhaft vorzubereiten."


"Großer Posten Energie bleibt"

Architekt Heiner Schubert (Würzburg), ebenfalls für die Stadt tätig, meinte es sei positiv, wenn man Personalkosten über einen Verein sparen könne, "doch große Posten wie die Energie bleiben immer".

"Gibt es Bestrebungen, alle über 6000 Bürger per Bürgerentscheid entscheiden zu lassen?", fragte einer. "Wir haben mit der Vernunft unseres Stadtrates gerechnet", so Blümlein dazu.

Nach weiteren Wortmeldungen, praktisch alle pro Hallenbad, appellierte Blümlein an den Bürgermeister "gehen Sie auf uns zu und sprechen Sie mit uns. Wir haben so viele Informationen. Wir behandeln Sie nicht schlecht, wir haben nichts gegen Sie". Mit der Bemerkung "das Angebot nehme ich gerne an" beendete Bürgermeister Helmut Blank nach knapp zweieinhalb Stunden die Versammlung und kündigte an, das die Anträge nun, wie in der Gemeindeordnung vorgesehen, im Stadtrat behandelt werden.