Janine Kunze hat schon als Baby beim Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt" mitgemacht. Am Sonntag steht sie nun erstmals als Ottilia auf der Bühne.
                           
          
           
   
          Typischer kann eine Heimatspielkarriere kaum sein: Janine Kunze war noch ein Baby, als sie ihren ersten Auftritt bei der Althäuser Gruppe im Heimatspiel hatte. "Meine Mutter hat mich  in den Wagen gelegt", sagt sie. Der Anfang war gemacht. Ein paar Jahre später wechselte sie zu den Tanzmädchen, von denen eines im Stück ein kleines Gedicht aufsagt. Schnell übernahm Janine diesen Part. Und als sie später zu den Schnittern wechselt, war sie es wieder, die die Textrolle übernahm. Und damals reifte ein Wunsch: "Ich möchte die Ottilia sein." Da war sie so 14, 15 Jahre alt. 
       
"Janine war unsere Hoffnungsträgerin", sagt Claudia Kinde, die Vorsitzende der Heimatspielgemeinde. Aber dann ist etwas passiert, was so oft Karrieren von Heimatspielern beendet oder unterbricht: Janine Kunze absolvierte eine Ausbildung, war oft in Erlangen. "Da war ich komplett von der Bildfläche verschwunden", sagt die 22-Jährige. Aber sie kehrte zurück, und sie wollte wieder beim Heimatspiel mitmachen. "Wenn man da ist, gehört das dazu, finde ich." Also stieg sie wieder bei den Schnittern ein.
Jetzt kamen zwei Dinge zusammen. Auch wenn es schon ein paar Jahre zurücklag, erinnerten sich noch einige Heimatspieler, dass Janine einmal gesagt hatte, sie würde gerne die Ottilia spielen. Gleichzeitig wollte das Führungsteam die Zahl der Darsteller vergrößern. "Wir suchen junge Leute, die mitmachen, um den Druck herauszunehmen", sagt Claudia Kind. Denn wenn eine Rolle beispielsweise mit zwei Personen besetzt ist und eine falle aus, dann sei das schon eine enormer Druck auf den verblieben Darsteller. "Und die jungen Leute müssen heute flexibel sein." Ob wegen des Jobs oder der "großen Liebe": Es könne sehr schnell passieren, dass ein Darsteller wegzieht.  Für so einen Fall  will die Heimatspielgemeinde gerüstet sein. 
Also ist Claudia Kind auf Janine Kunze zugegangen mit dem Ziel:  "Wir probieren einmal, ob sie geeignet ist, ob sie sich in der Rolle auch wohl fühlt." Nur, dass sich jemand für eine bestimmte Rolle interessiert, reicht noch lange nicht aus, dass er oder sie sie auch bekommt. "Unsere Darsteller werden sorgsam ausgewählt", erläutert Claudia Kind. Im Fall von Janine lag sie goldrichtig.
"Sie hat von Anfang an bei den Proben engagiert mitgearbeitet, sie hat sich richtig reingekniet und den Text wahnsinnig gut gelernt", lobt die Vorsitzende. Und sie hat die Hinweise der Spielleiter sofort umgesetzt. Ihr erste Probe war am 3. Mai. Das weiß sie noch ganz genau. Es folgten viele Einzelproben. Gut erinnern kann sie sich auch noch an die erste Gruppenprobe vor dem Heimatspielhaus, bei der sie erstmals von Franz Wüst als Oberbürgermeister auf die Bühne geholt wurde. "Da war ich schon aufgeregt, und da waren gerade einmal zehn Leute dabei."
Einen Vorgeschmack hat sie sich bei den ersten beiden Aufführungen geholt. Da saß sie ganz dicht dran  am Geschehen und hat  vor allem Stefanie Wohlfromm beobachtet, die schon seit einigen Jahren die Ottilia spielt. "Beim ersten Mal habe ich richtig mitgefiebert; beim zweiten Mal war ich schon ruhiger."
Beim dritten Spiel am Sonntag, 8. September, wird sie nun selbst auf der Bühne stehen. Und dann werden es nicht nur zehn Zuschauer wie damals bei der Probe sein. Die Ottilia ist eine der größten Rollen im Heimatspiel; in einer Szene steht sie ganz allein auf der Bühne. Und es ist die einzige Figur, die die Bühne bis zum Schluss nicht mehr verlässt, nachdem sie am Anfang vom Oberbürgermeister aus dem Heimatspiel geführt wird.