Am Anbau an das Betreute Wohnen im Haus St. Michael wurde jetzt einen Tafel zur Erinnerung an die Brautradition der Augustiner angebracht. An dieser Stelle stand bis vor wenigen Jahren die Brauerei.
Alle Anwesenden kannten sie gut und jeder von ihnen könnte seine eigene Geschichte über sich und die Klosterbrauerei Münnerstadt erzählen. Nachweislich seit dem 17. Juli 1381 wurde im Augustinerkloster Bier gebraut, wahrscheinlich aber schon viel früher. Ende des letzten Jahrhunderts ging es bergab. 2017 schließlich wurde die Brauerei abgerissen, um Platz für neue Wohnungen zu schaffen. Nun erinnert die Gedenktafel an die Jahrhunderte währende Braugeschichte. Und vielleicht wird es demnächst auch ein kleines Museum geben.
Altbürgermeister Eugen Albert, der selbst einmal Klosterschüler war, hatte die Gedenktafel angeregt und war damit beim Vorstand der Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung, Marco Schäfer, und vor allem auch bei dessen Stellvertreter, Martin Pfeuffer, auf offene Ohren gestoßen. Er kümmerte sich um das Schild, das nun eingeweiht wurde. Der Prior des Augustinerkonvents St. Michael, Pater Dr. Gregor Hohmann, verlas den Text auf der Gedenktafel:
An dieser Stelle stand die 1381 erstmals urkundlich erwähnte "Klosterbrauerei" der Augustiner in Münnerstadt. Bis ins Jahr 1978 wurde die Brauerei von den Augustiner betrieben. Von 1978 bis 1995 war sie an die Familie von Wallmoden und von 1995 bis 2011 an die "Rother Bräu" verpachtet. Seit 2011 wird in Münnerstadt kein Bier mehr gebraut. Im Jahr 2015 wurde das Kloster St. Michael mit dem Brauereigebäude der Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung zugestiftet. Um Platz zu schaffen für eine Erweiterung des "Betreuten Wohnen" im Kloster St. Michael wurde die Brauerei im Jahr 2017 abgerissen.
Und weiter: Der legendäre "Kloster Urstoff", der in den 1960er Jahren vom ehemaligen Braumeister der Klosterbrauerei, Edgar Dannhauser, nach überlieferten Rezepten kreiert wurde, wird bis heute von der "Rother Bräu" in der Rhön gebraut und erfolgreich vermarktet.
Edgar Dannhauser hatte sich sehr über die Tafel gefreut, sagte Martin Pfeuffer, er konnte aber der Einladung zur Einweihung aus gesundheitlichen Gründen nicht folgen. Pater Gregor, der sich die alten, schon in Mitleidenschaft gezogenen Räume angesehen und den Abriss hautnah miterlebt hatte, erinnerte an die lange Tradition und daran, dass mitten durch das Klostergebäude ein Arm der Lauer verläuft. Ein Umstand, der der Sozialstiftung beim Bau des neuen Gebäudes im wahrsten Sinne des Wortes teuer zu stehen gekommen ist. Es heißt, dass man mit dem Beton, der verfüllt werden musste, zwei Eigenheime hätte bauen können.
"Mir wäre es auch lieber gewesen, wir hätten eine Brauerei eingeweiht statt einer Tafel", sagte Marco Schäfer. Aber es sei wichtig, das Andenken zu bewahren. Er erinnerte aber auch daran, dass das Gebäude leer stand, als die Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung das Juliusspital und dann auch das Betreute Wohnen übernahm. Das Schöne sei, dass sich nun mit dem Anbau für das Betreute Wohnen etwas Neues, etwas Gutes entwickelt habe. Er dankte Martin Pfeffer, der die Gedenktafel entworfen hatte. Die Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung fühle sich verpflichtet, dem Andenken an die Brauerei Rechnung zu tragen.
Und schon waren die Anwesenden mittendrin in den Geschichten um die alte Klosterbrauerei. Eugen Albert konnte sich noch gut daran erinnern, wie Bruder Anselm den älteren Klosterschülern Bier zukommen ließ. Zwar verließ Albert später die Klosterschule, einmal allerdings durfte er für ein Foto den Habit der Augustiner anziehen und das Bier im Sudkessel umrühren. Das ist aber auch schon 25 Jahre her.