Mit Weltmeistern an einem Tisch

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Bei einem Spiel mit mit dem siebenfachen Weltmeister, dem Chinesen Ma Lin: Anton Then im Hintergrund als Schiedsrichter. Foto: Archiv/Dümpert
Bei einem Spiel mit mit dem siebenfachen Weltmeister, dem Chinesen Ma Lin: Anton Then im Hintergrund als Schiedsrichter. Foto: Archiv/Dümpert
Anton Then war mit großer Begeisterung Tischtennis-Schiedsrichter. Hier hält er die drei Karten in der Hand, mit denen Spielern eine Auszeit oder eine Verwarnung ausgesprochen wird. Foto: Dieter Britz
Anton Then war mit großer Begeisterung Tischtennis-Schiedsrichter. Hier hält er die drei Karten in der Hand, mit denen Spielern eine Auszeit oder eine Verwarnung ausgesprochen wird. Foto: Dieter Britz
 

Anton Then fungierte 40 Jahre lang als Schiedsrichter bei Tischtennis-Spielen, sogar bei Weltmeisterschaften. Daneben war er auch Funktionär, Schiedsrichter-Lehrwart und Mitglied im Sportgericht.

Anton Then, für seine Freunde einfach "Toni", sitzt normalerweise bei Veranstaltungen eher hinten. Er notiert sich akribisch, was vorn gesagt wird und schießt ein paar Fotos. Und wenig später erscheint dann ein Artikel in der Zeitung mit der Autoren-Zeile "von unserem Mitarbeiter Anton Then".
Jetzt war es umgekehrt, denn Baldur Kolb konnte ihn als Redner für das Erzählcafé des Seniorenzentrums St. Elisabeth gewinnen. Beide verbindet seit Jahrzehnten die Begeisterung für einen Sport, bei dem sich alles um einen 2,7 Gramm schweren Ball mit 40 Millimeter Durchmesser dreht: Tischtennis. "Mit Weltmeistern an einem Tisch" lautete das Thema von Anton Then. Er war nie selbst Weltmeister, hat aber als Schiedsrichter und Oberschiedsrichter an Weltmeisterschaften teilgenommen.


Zunächst auch Fußball

Anton Then ist Lehrer im Ruhestand, wohnt in Großwenkheit, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Der Golfplatz Maria Bildhausen ist auch immer wieder mal Thema seiner Berichterstattung für die Zeitung, denn einer seiner Söhne ist vom Golfsport begeistert. Er fing als Balljunge an, dann wurde sein Talent entdeckt und er konnte einige sportliche Erfolge erzielen. Heute arbeitet er in der Geschäftsstelle des bayerischen Golfverbandes, "zum Spielen bleibt da weniger Zeit".
Doch zurück zum Tischtennis. Beim Blick in die Runde seiner Zuhörer wies er schmunzelnd darauf hin, dass es bei Tischtennis-Weltmeisterschaften auch eine Altersklasse "Ü85" gibt.
Seine Karriere als Tischtennis-Schiedsrichter begann 1969, als er im Alter von 19 Jahren im damaligen Turnerheim in Münnerstadt die Prüfung als Bezirks-Schiedsrichter ablegte. Fast gleichzeitig machte er auch die Prüfung als Fußball-Schiedsrichter und leitete dann Spiele bis zur Bezirksliga.
Als Fußball-Schiedsrichter ist man praktisch an jedem Wochenende auf dem Platz. Deshalb entschied er sich irgendwann, sich auf Tischtennis zu konzentrieren. 1978 wurde er Verbandsschiedsrichter und 1983 Schiedsrichter des Tischtennis-Bundesverbandes. An seine Prüfung als internationaler Schiedsrichter im Jahr 1989 in Karlsruhe erinnert er sich auch deshalb sehr genau, weil sein Zug Verspätung hatte und er gerade noch rechtzeitig ankam.


Gute Ohren und "Sitzfleisch"

Anton Then schätzt, dass er etwa 200 Mal als Oberschiedsrichter und hundert Mal als Schiedsrichter tätig war. Daneben war er auch Funktionär, Schiedsrichter-Lehrwart und Mitglied im Sportgericht. Das brachte ihm jede Menge Urkunden und Ehrennadeln ein. "Daran sieht man, dass man älter wird", meint er süffisant.
Was braucht man als Tischtennis-Schiedsrichter? Neben den Fachkenntnissen zunächst einmal ein gutes Gehör und gute Beobachtungsgabe. Und viel "Sitzfleisch" ist nötig, denn ein Spiel kann sich bis zu vier oder gar fünf Stunden hinziehen.
Zur Ausrüstung gehören je eine weiße, eine gelbe und eine rote Karte. Gelb ist eine Verwarnung, rot eine Disqualifikation. Gelb und rot gleichzeitig bedeutet eine Verwarnung, und der Gegner bekommt einen Punkt gutgeschrieben. Die weiße Karte ist harmlos, sie bedeutet eine Auszeit. Die gelben und roten Karten müssen selten gezückt werden, "denn Tischtennis-Spieler sind besonders in den obersten Ligen äußerst fair", erinnert sich Toni Then.
Seine Einsätze gingen von der Kreisliga bis zur ersten Bundesliga, und dazu kamen die auf internationaler Ebene. 1980 war er bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Königshofen dabei. An die Weltmeisterschaft 1989 in der Dortmunder Westfalenhalle, die 10 000 Zuschauer fasst, erinnert sich Anton Then besonders gut.
Ein Ereignis war auch der "Vereinigungslehrgang" in der Ex-DDR-Sportschule Rabenberg mit den Ost-Kameraden. Um schneller wieder zurück nach Großwenkheim zu kommen, wollte er die Autobahn nutzen - die war aber in einem so miserablen Zustand, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 40 Kilometer pro Stunde beschränkt war, so Anton Then.
Die Europameisterschaften in Stuttgart und die Weltmeisterschaften in Luxemburg und in Eindhoven waren weitere Stationen seiner Karriere, bei der er aber keine Reichtümer anhäufen konnte. In der Bundesliga gab es 26 Euro pro Einsatz plus Spesen.
Nach 45 Jahren beendete Anton Then seine Tätigkeit als Schiedsrichter. Die anhaltende Begeisterung für den Tischtennis-Sport hörte man bei seinem Vortrag im Altenzentrum St. Elisabeth allerdings aus jedem Satz heraus, und man glaubt ihm gerne, wenn er sagt "ich habe keine Sekunde bereut".