Im Frühjahr 1972 knüpften Lehrer die ersten Verbindungen zwischen Münnerstadt und Stenay. Aus dem Schüleraustausch erwuchs eine Städtepartnerschaft. Im Mai wird es wieder ein Treffen in Münnerstadt geben.
Auch wenn Corona in den letzten beiden Jahren so ziemlich alles lahmgelegt hat - die Städtepartnerschaft zwischen Münnerstadt und Stenay lebt, und heuer soll mit dem Gegenbesuch der französischen Freunde im Lauerstädtchen das Jubiläum 40 Jahre Städtepartnerschaft nachgeholt werden. In Stenay ist das Fest 2019 würdig gefeiert worden, allerdings fiel das geplante Fest in Münnerstadt im Frühjahr 2020 der Pandemie zum Opfer und auch im letzten Jahr lief nichts. Nun blicken alle auf den Mai diesen Jahres. Angefangen hat das alles mit dem Schüleraustausch. Vor 50 Jahren knüpften die Lehrer der Gymnasien beider Orte die ersten Kontakte.
"Seit langem schon beabsichtigen Gymnasial-Professor Helmprecht sowie die Studienräte Felbinger, Genth und Muth eine französische Partnerschule zu finden, deren schulische Verhältnisse, was Schultyp und Schülerzahl betrifft, ungefähr mit dem Schönborn-Gymnasium zu vergleichen ist." So stand es im ersten Zeitungsbericht über die beginnende Partnerschaft im Frühjahr 1972. Die vier Genannten hatten kurz zuvor Stenay erstmals besucht.
Die ersten Kontakte
Kurz danach empfing Bürgermeister Ferdinand Betzer, der damals erst ein paar Tage im Amt war, eine Lehrerdelegation aus Stenay im Münnerstädter Rathaus. "Die mit der lothringischen Stadt Stenay an der Maas durch vier Lehrkräfte des Schönborn-Gymnasiums aufgenommenen Verbindungen werden - das scheint der Wunsch aller bisher Beteiligten zu sein - zu einer Städtepartnerschaft führen", hieß es schon damals. Ein Jahr später weilten dann erstmals 32 Gymnasiasten aus Stenay mit ihren beiden Lehrkräften in Münnerstadt. Sie nahmen einen Brief von Ferdinand Betzer an das Stadtoberhaupt von Stenay mit, in dem ein persönliches Treffen angeregt wurde. Kurz darauf fuhren erstmals Schüler aus Münnerstadt nach Stenay, dann gab es erste Begegnungen von Musikern, Feuerwehrleuten und anderen Interessierten. Im Jahr 1979 wurde die Städtepartnerschaft offiziell besiegelt.
Zwei Generationen von Schülern haben seither den Schüleraustausch aufrecht erhalten, dabei sind Freundschaften entstanden, die teils über Jahre anhielten und es teilweise heute noch tun. Maria Knauff beispielsweise hat der Austausch und die Städtepartnerschaft maßgeblich geprägt. Sie ist seit der Gründung die Vorsitzende des Freundeskreises Städtepartnerschaft Stenay. Zu Ostern 1977 fuhr sie mit ihrer Klasse nach Stenay, im September kamen die Franzosen dann nach Münnerstadt, erinnert sie sich. Für die damalige Schülerin der 10. Klasse war es aber nicht der erste Besuch, bereits ein Jahr zuvor war sie mit dem Jugendblasorchester dort gewesen. "Ich hatte meine Austauschfreundin schon vorher kennengelernt", sagt sie. "Wir haben uns schon geschrieben." Beide spielten damals Klarinette, es entstand eine enge Freundschaft.
Ferien zur Schule gegangen
Seither fuhr Maria Knauff regelmäßig nach Stenay, schlief entweder bei ihrer Freundin, oder schlug ihr Zelt auf dem Zeltplatz auf. In den Pfingstferien, die es in Frankreich nicht gibt, ging sie mit ihrer Freundin in Stenay zur Schule. Gut erinnert sie sich an die Gründung der Städtepartnerschaft, bei der auch viele Schüler dabei waren. Adolf Lamprecht und Peter Genth haben von Anfang an eine französische Stadt gesucht, die mit Münnerstadt vergleichbar ist, ein Gymnasium hat und auch nicht so weit weg von der Grenze liegt, sagt sie. Während ihres Studiums verbrachte Maria Knauff immer die Semesterferien in Frankreich, sie hatte einen Mann kennengelernt, mit dem sie vier Jahre zusammen war. "Da habe ich die Sprache richtig gelernt", sagt sie.
Und das sollte sie noch gut gebrauchen können. Mit den Jahren war die Städtepartnerschaft ein wenig eingeschlafen, nachdem Eugen Albert Bürgermeister geworden war, reifte der Wunsch, die Partnerschaft wiederzubeleben. Alle, die interessiert waren, wurden eingeladen, erinnert sie sich. Und so entstand um das Jahr 2000 der Freundeskreis Städtepartnerschaft Stenay, dessen Sprecherin Maria Knauff von Anfang an war und noch heute ist.
Nach Rücksprache der Verantwortlichen in Maßbach, wo es auch eine langjährige Partnerschaft gibt, war klar: "Man braucht einen jährlichen Austausch, damit das nicht einschläft." So fuhr eine Delegation in ein Hotel nach Stenay. Dabei hatten die Münnerstädter einen Brief von Eugen Albert. Sie durften ihn bei einer Art Stadtratssitzung vorlegen. Damals vereinbarten die Stenayer und Münnerstädter einen festen Termin für den Austausch: das Wochenende nach Ostern. "Dabei ist es lange geblieben", sagt Maria Knauff. In einem Jahr fuhren die Münnerstädter nach Stenayy, im nächsten Jahr folgte der Gegenbesuch.