Heinz Schmitt hat den väterlichen Betrieb mit 25 Hektar Land übernommen. Heute sind es 2500 in Bayern, Thüringen und vor allem Sachsen-Anhalt. Die Anfangszeit in der Ex-DDR war abenteuerlich.
"Es gibt fast nichts, was ich nicht gemacht habe in meinem Leben. Nur im Gefängnis war ich noch nicht", sagt Heinz Schmitt über sich, und man nimmt ihm das auch gerne ab. Baldur Kolb konnte den Münnerstädter Landwirt im Ruhestand im Erzählcafé des Seniorenzentrums St. Elisabeth begrüßen. Angereist war er von seinem nahe gelegenen Wohnsitz aus standesgemäß mit einem Schlepper. "Ich hab den kleinsten genommen", sagt er. Das grün gestrichene Gefährt der Marke Bautz, 1957 gebaut in Saulgau, hat stolze 15 PS und ist noch immer funktionstüchtig und vom TÜV zugelassen.
Der Urgroßvater von Heinz Schmitt kam 1869 von Großbardorf nach Münnerstadt und gründete hier eine Baufirma und eine Landwirtschaft. Nach Streit zwischen seinem Vater und seinem Onkel wurde der Hof geteilt, sein Vater kaufte aber die Hälfte seines Bruders zurück und betrieb sie weiter.
Sein Onkel übernahm die Baufirma, die 1966 bankrottging.
Leichte Erpressung
1965 stellte er seinen Vater vor die Alternative: "Entweder ich kriege die Landwirtschaft oder ich gehe nach Australien." Er bekam, was er wollte, weitete seinen Betrieb aus. Er übernahm Flächen, Gebäude und Maschinen von anderen Landwirten, die aufgaben und bekam dafür Förderung als "Landauffangbetrieb". 1972 schaffte er die letzten Tiere ab, "und nun konnten wir auch mal Urlaub machen und zwei Monate im Jahr verreisen".
In Deutschland geblieben
Richtig interessant wird die Geschichte eigentlich erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Er dachte eigentlich daran, nach Argentinien, Polen, Russland oder Frankreich zu expandieren.
Dann wurde die deutsch-deutsche Grenze geöffnet und Heinz Schmitt beschloss: "Ich bleibe in Deutschland." Er annoncierte "Suche Betriebe in der DDR". Im Ortsteil Gorsleben der Gemeinde Salzatal (so heißt sie seit der Gemeindereform vor wenigen Jahren) westlich von Halle in Sachsen-Anhalt wurde er fündig, pachtete Flächen und einen Betrieb und expandierte, genau wie er es in Münnerstadt getan hatte. In der Wendezeit dort zu arbeiten, war allerdings nicht so einfach.
In seinem Dorf gab es nur zwei Telefone, die er nicht benutzen durfte. Er schaffte sich einen Telefonkoffer (ein Satellitentelefon) an, das ihm nach wenigen Wochen in Halle gestohlen wurde. Daraufhin übernahm er den kleinen Lebensmittelladen im Dorf, "damit ich das Telefon dort kriege". Er schaffte schwere Landmaschinen für die riesigen Felder "nach drüben". Wenn allerdings eine Maschine kaputtging, musste ein Monteur nach Gorsleben fahren.
Auch Schienen gehören dazu
Heinz Schmitt expandierte seinen Betrieb, konnte größere Flächen von der LPG (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) Ernst Thälmann kaufen. Auch private Landwirte waren froh, ihre Flächen loszuwerden, aber nur samt meist marodem Bauernhof. Heinz Schmitt kaufte und sanierte sie. Zum Betrieb gehört nun auch ein gekaufter Bahnhof samt zwei Kilometer Schienen, aber ohne Anschluss.
Als Berater in Litauen
Schmitt erzählte den Senioren im Altenzentrum Sankt Elisabeth, von denen selbst früher viele in der Landwirtschaft tätig waren, dass er in Sachsen-Anhalt eine Erzeugergenossenschaft gründete, im Vorstand des Kreis- und des Landesbauernverbandes mitarbeitete, dass er in Litauen als Berater war, dass er einen Verein "nachwachsende Rohstoffe" gründete und die zweite Bio-Diesel Tankstelle
in dem Bundesland eröffnete.
Er hat die Liedertafel, eine Schulklasse, die Angler, den Club Fränkischer Landwirte in seinen Betrieb nach Gorsleben eingeladen, und auch die Landräte Thomas Bold und Herbert Neder waren schon dort.
Angebot abgeschlagen
Vor zwei Jahren hatte er ein Angebot, in der Ukraine 2000 bis 5000 Hektar zu übernehmen - "heute bin ich sehr froh dass ich das nicht gemacht habe". Mut, Risikofreude, Erfahrung und Zusammenhalt in der Familie seien für so eine Entwicklung nötig. Angefangen habe er mit 25 Hektar, heute sind es 2500. Heinz Schmitt ist stolz, dass der Sohn das Werk seines Vaters weiterführt und sogar noch in Thüringen expandiert und dass der Enkel gerade Landwirtschaft in Weihenstephan studiert, um ebenfalls einzusteigen.