Das Maßbacher und das Münnerstädter Rathaus waren am Donnerstag in der Hand der Sonnenkinder der Kita Lauerland und des katholischen Kindergartens.
"Ich geh voraus - und Ihr macht jetzt richtig Lärm". Sowas lassen sich Mädchen und Buben im Alter von fünf bis sechs Jahren natürlich nicht zweimal sagen. Als am Donnerstag die Sonnenkinder der Kita Poppenlauer mit viel Helau das Rathaus in Maßbach stürmten, war es natürlich aus mit der Ruhe in den Amtsstuben. Ihr Ziel war der Ratssaal, wo Bürgermeister Matthias Klement (CSU) ihnen die Schlüssel abliefern und zusammen mit einigen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern "viele schwierige Aufgaben" lösen musste.
Mit Besen durch den Rathaussaal
Klement war übrigens, ganz seinem wichtigen Amt gemäß, als Zirkus-Direktor mit einem weißen Frack und einem schwarzen Zylinder erschienen, während sich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Eisbär, Fuchs, Leopard oder Pinguin ausstaffiert hatten.
Die Kindergarten-Kinder waren zumeist sehr schön als Clowns maskiert. Sie führten einen Fische-Tanz vor und flogen mit ihren Hexen-Besen durch den Rathaussaal. Zum Gassenhauer "Da steht ein Pferd auf'm Flur" zogen die Kinder und die Rathaus-Mitarbeiter in einer Polonaise durch den Raum.
Gemeinde spendabel
Nach diesem sozusagen sportlichen Teil galt es, in einem Spiel schwierige Fragen zu beantworten. Wer bei den zuvor präsentierten Liedern und Gedichten aufgepasst hatte, war gut gerüstet. Der Bürgermeister und zwei seiner Mitarbeiterinnen traten gegeneinander an. Klement bekam schließlich eine goldene Kugel als Zeichen seines Sieges.
Dass die Gemeinde sich spendabel zeigte und die Kinder mit Süßigkeiten belohnte, sei auch nicht vergessen.
Wie lange schon die Kindergarten-Kinder aus Poppenlauer am Faschings-Donnerstag das Rathaus stürmen, war am Tag des Geschehens trotz intensiver Recherchen nicht zu klären. Weder Erzieherin Birgit Ortloff und Kinderpflegerin Simone Denner von der Kita Poppenlauer noch Bürgermeister Klement und einer seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Rathaus konnten diese knifflige Frage beantworten. Blieb also nur die Formulierung "es gibt den Rathaus-Sturm schon sehr, sehr lange". Fast hätten die Kinder etwas wichtiges vergessen, nämlich dem Rathaus-Chef die Krawatte abzuschneiden. Diese wichtige Aufgabe durfte die kleine Anna übernehmen. Die Schere war nicht sonderlich scharf, so dass sie am Anfang etwas Mühe hatte.
Doch dann war die Krawatte ab, und Anna schwenkte ihre Trophäe, die sie natürlich mit nachhause nahm.
Und wie hat den Kindern die Machtübernahme im Rathaus gefallen? Luisa (sechs Jahre) meinte: "Mir hat es gut gefallen. Es war nicht schwierig, die Texte und Tänze zu lernen. Justin (ebenfalls sechs Jahre) kann da nur zustimmen: "Es hat mir super gefallen. Es war nicht schwer, die Lieder und die Texte zu lernen". Beide gehören zur Gruppe der Sonnenkinder, der Fünf- bis Sechsjährigen also, die bald in die Grundschule wechseln. Deshalb war es nicht schwierig, mit den Buben und Mädchen die Lieder, Tänze und Texte für den Rathaus-Sturm zu proben. "Wir haben nur zwei Wochen dafür gebraucht", sagt Erzieherin Birgit Ortloff.
Schlüssel zurückgegeben
Die Rathaus-Schlüssel blieben nicht lange bei den Kindern.
Sie gaben sie zurück, bevor sie wieder in die Kita zurückfuhren. Das Regieren im Maßbacher Rathaus kann also fast ohne Unterbrechung weitergehen. "Das haben die Kinder ganz toll gemacht", kommentierte der Bürgermeister die Aktion.
Auch in Münnerstadt musste der als Sheriff verkleidete Bürgermeister Helmut Blank (CSU) den Schlüssel des Rathauses an die Leiterin des katholischen Kindergartens, Barbara Voit, abgeben. Dazu bekam sie auch noch einen Umschlag. Schon zuvor waren die Kinder durch die Geschäfte der Stadt gezogen und hatten Süßigkeiten, aber auch Obst gesammelt. Seine Krawatte rettete der Bürgermeister auch nicht über den Altweiberfasching. Die bekam er gleich zu Beginn des Besuchs der Kindergartenkinder im Rathaus abgeschnitten.