Kampf um den Veranstaltungsort in Münnerstadt

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Kampferprobt sind nicht nur die Tänzerinnen der Münnerstädter Garde. Auch um den Veranstaltungsort wird jedes Jahr neu gerungen. Foto: D. Britz
Kampferprobt sind nicht nur die Tänzerinnen der Münnerstädter Garde. Auch um den Veranstaltungsort wird jedes Jahr neu gerungen.  Foto: D. Britz

Das Motto "Alle Jahre wieder..." bezieht sich auf die erneute Herbergssuche in diesem Jahr. Manche Geschehnisse fanden die Narren ganz und gar nicht lustig.

Am kommenden Wochenende kehren die Münnerstädter Närrinnen und Narren der Kolpingsfamilie in das frühere Jugendhaus am Dicken Turm zurück. Ganz bewusst haben sie das Thema "Alle Jahre wieder..." gewählt. Es bezieht sich unmittelbar auf das vorjährige Motto: "Herbergssuche". Wie es aussieht, werden die Narren auch nächstes Jahr Ausschau nach einem Veranstaltungsort halten müssen, denn was aus dem Jugendhaus wird, ist ungewiss. Für die Alte Aula, wo die Sitzungen im letzten Jahr stattfanden, haben die Narren eine Absage bekommen.


Jugendhaus geschlossen

Im Jugendhaus am Dicken Turm haben sich Veranstalter und Besucher über Jahrzehnte wohl gefühlt. Gleich nach der Schließung des Hauses Mitte 2015 machten sich die Elferräte auf Herbergssuche und wurden nach einigem Hin und Her in der Alten Aula fündig. Kurz vor den Sitzungen 2016 bekamen sie das Angebot, doch noch ins Jugendhaus zu gehen, weil die geplanten Umbauarbeiten für die Aufnahme von Flüchtlingen noch nicht begonnen hatten, aber die Vorbereitungen waren zu weit gediehen, ein Verbleib im Jugendhaus nicht mehr machbar. So fand der Kolpingfasching 2016 in der Alten Aula statt.

Dorthin wären die Verantwortlichen auch gerne wieder gegangen. "Wir haben am 15. Juni einen Brief an Landrat Thomas Bold geschrieben", sagt Wilhelm Schmitt. Darin haben die Narren unter anderem den immer wieder genannten Grenzwert von 70 bis 80 Dezibel zum Schutz der Stuckdecke thematisiert, damit diese keinen Schaden nimmt. Es wird darauf verwiesen, dass in der Alten Aula Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, konzertante Veranstaltungen und auch der Neujahrsempfang der Stadt stattfinden. Die Obergrenze müsse allerdings dann für alle gelten, meint Wilhelm Schmitt.


Das Motto kreiert

Eine Weile hörten die Narren nichts. "Wir müssen unser Motto im Sommer kreieren", erläutert Wilhelm Schmitt. Weil sich bereits deutlich abzeichnete, dass es für 2017 wohl wieder Probleme geben wird, kamen sie auf "Alle Jahre wieder...".

Am 4. Oktober erreichte die Kolpingnarren ein Brief von der Carl-von-Heß"schen-Sozialstiftung, der das Kloster einschließlich der Alten Aula zugestiftet wurde und somit Eigentümer ist. Die Stadt Münnerstadt bleibt weiterhin Mieter und befindet über deren Nutzung. In dem Schreiben der Stiftung heißt es, dass sich ein bereits vorhandener Riss in der Stuckdecke durch minimale Zusatzbelastungen erweitern könnte.

Außerdem wird auf den zwischen den Augustinern und der Stadt geschlossenen Pachtvertrag für die Alte Aula verwiesen, in den die Sozialstiftung eingetreten ist. Darin wird aufgeführt dass der Mieter "...die Räumlichkeiten nur zu Zwecken nutzt (also auch untervermietet), die den Interessen und Belangen des Vermieters als einer religiösen, katholischen Vereinigung wie auch dem Gesamtcharakter des Anwesens Klostergasse 10 nicht entgegenstehen."


"Nicht nachvollziehbar"

"Das ist für uns in keiner Weise nachvollziehbar", betont Wilhelm Schmitt. Dort finden, wie bereits erwähnt, Veranstaltungen aller Art statt. Es wäre für die Kolpingnarren auch kein Problem, wenn entsprechende Auflagen bei Aula-Vermietungen aufgezeigt würden, aber: "Nach unserem Kenntnisstand steht davon nichts drin, aber uns sagt man, wir sind zu laut." Es gehe ihnen überhaupt nicht darum, Veranstaltungen anderer Vereine und Organisationen zu verhindern. Im Gegenteil, die Alte Aula sei ja die gute Stube der Stadt. Aber: "Es müssen die gleichen Spielregeln für alle gelten, egal wer Veranstalter ist."

Noch schlimmer empfinden die Mitglieder der Kolpingsfamilie den Hinweis auf den religiösen, katholischen Charakter. "Wer ist denn sonst eine katholische Vereinigung, wenn nicht Kolping", fragt er. "Uns fehlt das Verständnis, wir sind empört", betont Wilhelm Schmitt im Namen von Kolpingsfamilie und Elferrat. Glücklicherweise hatten die Narren Anfang Oktober bei den Augustinern nachgefragt, ob sie ihre Veranstaltungen im Jugendhaus durchführen können und letztendlich eine Zusage bekommen.
Dafür sind die Narren zwar wirklich dankbar, es sei aber eine logistische Herausforderung. Die Elferräte sind von der Alten Aula als künftigem Veranstaltungsort ausgegangen. Wenn es aber bei der ablehnenden Haltung bleibe, sei auch die Jugendarbeit der Kolpingsfamilie in Gefahr. Rund 50 Kinder und Jugendliche tanzen in den drei Garden. Es wäre jammerschade wenn diese Jugendarbeit am Fehlen eines geeigneten, ausreichend großen Veranstaltungsraumes in Frage gestellt würde, so Schmitt.

Den Fortbestand des Kolpingfaschings ist 2. Bürgermeister Michael Kastl (CSU) sehr wichtig. Er wird auch wieder eine Sitzung besuchen. "Sollte es im nächsten Jahr wieder Probleme mit der Herbergssuche geben, kann die Kolpingfamilie gerne bei der Stadt anklopfen", sagt er.