Pfarrer Mark Odah kommt aus Nigeria. Ab Oktober will er in Würzburg promovieren. Doch jetzt ist er erst einmal bis 31. August der Urlaubspfarrer in Poppenlauer, Rannungen, Weichtungen und Wermerichshausen.
Für die Katholiken der Pfarrei Poppenlauer ist es seit Jahren ganz normal, dass ein Priester aus einer anderen Nation bei ihnen die Urlaubsvertretung für Pfarrer Manfred Finger macht. Für Mark Odah dagegen ist die Betreuung der Pfarrei mit ihren vier Filialen eine Premiere. Der 34-jährige Geistliche kommt aus Nigeria, ist das erste Mal im europäischen Ausland und seit April in Deutschland. Die Urlaubsvertretung ist für ihn die ideale Möglichkeit, Seelsorger zu sein und gleichzeitig die deutsche Sprache und Kultur besser verstehen und kennen zu lernen. Seine Pfarreimitglieder helfen ihm dabei, so gut es geht. Im Sommerinterview unserer Zeitung erzählt Pfarrer Odah, wie es ihm geht.
Saale Zeitung: Pfarrer Odah, Sie sind derzeit die Urlaubsvertretung für Pfarrer Finger in Poppenlauer. Wie erleben Sie bislang ihre Gemeinde?Pfarrer Mark Odah Mein Eindruck von der Gemeinde ist sehr gut. Die Leute sind nett und höflich. Sie helfen mir beim Deutschlernen. Jeden Tag lerne ich Neues über die Sprache und Deutschland. Poppenlauer ist eine gute Erfahrung für mich. Ich habe Einladungen zum Mittagessen, ich lerne dadurch die Menschen kennen.
Was fällt Ihnen in Poppenlauer bislang auf, wie gefällt Ihnen der Ort?Poppenlauer ist sehr ruhig und sauber. Es gibt für mich viel Zeit für Meditation, Stille. Es ist ein schönes Dorf.
Haben Sie Hobbys?Meine Hobbys sind Beten, Lesen und Schreiben. Ich habe auch ein Buch geschrieben. Es geht über Politik und Gesellschaft in Nigeria. Fußball ist auch ein Hobby. Ich spiele aber wenig. In Weichtungen war es wieder das erste Mal.
Welche Prioritäten haben Sie während ihrer Vertretungszeit?Ich möchte mit den Leuten über Gott und das Evangelium sprechen, ich möchte viele Leute und die Kultur kennen lernen. Dazu ist es wichtig, dass ich Fortschritte in der deutschen Sprache mache.
Ist es schwierig, Seelsorge nicht in der Muttersprache, sondern in einer fremdenSprache zu leisten?Es ist schwierig, aber interessant. Die Menschen in Poppenlauer haben aber viel Geduld. Ich versuche, nur Deutsch zu reden. Wenn sich eine schwierige Situation ergibt, dann muss man miteinander reden. Ich arbeite auch mit Wörterbuch. Das ist zwar richtig viel Arbeit, aber interessant.
Welche Unterschiede zwischen Christen in ihrer Heimat und hier in Deutschland stellen Sie fest?In Nigeria gibt es viele Religionen - Christentum, Islam und die traditionellen afrikanischen Religionen. Das ist in Deutschland anders. Da leben hauptsächlich Christen. Der katholische Ritus ist auch in Nigeria gleich, wie in der ganzen Welt. Aber in Nigeria ist die Messe trotzdem anders. Da gibt es Trommeln, Gitarre und Klavier. Außerdem tanzen die Menschen dort auch in der Kirche. Die Gottesdienste sind emotionaler.
Haben Sie Heimweh nach ihrer Heimat?Ja, ich vermisse Nigeria und meine Familie schon. Das ist normal. In Deutschland ist es aber so schön für mich; das hilft mir. Die Familie, bei der ich in Poppenlauer wohne, ist sehr nett, alle sind so nett; ich muss ihnen dafür danken. Sie wollen alle, dass ich mich wie daheim fühle. Ich bin auch nicht alleine hier. Ich bin mit einem Mitbruder nach Würzburg gekommen. Er ist jetzt in Obertheres. Mit meiner Familie in Nigeria und dem Bischof telefoniere ich.
Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Urlaubsvertertung?Im Oktober beginne ich mit meiner Doktorarbeit an der Universität Würzburg. Ich komme aus dem Bistum Idah. Das hat eine Partnerschaft mit dem Bistum Würzburg. Ich bin Bischof Friedhelm Hofmann dankbar dafür, dass ich ein Stipendium erhalten habe und meinem Bischof Anthony Adaji dafür, dass er mich nach Würzburg geschickt hat.
Was wünschen Sie sich für Nigeria und was für die Menschen hier?
Jeden Tag bitte ich für Frieden in Nigeria und für Fortschritt in allen Bereichen des Lebens dort. Aber besonders wichtig ist der Friede. Den Menschen im Lauertal wünsche ich ein gutes Leben und dass Deutschland seinen Frieden erhalten kann.