Jubiläum Im Erzählcafé des Juliusspitals berichten Menschen über ihr Leben oder persönlich erlebte Geschichte. Die Veranstaltungsreihe gibt es seit 1998. Moderator Eugen Albert präsentiert am 7. Januar das 100. Erzählcafé.
Beim Nachmittagskaffee und beim Frühstücken haben Anneliese und Eugen Albert oft die besten Ideen; im gemütlichen Gespräch fällt ihnen ein, wen sie als Erzähler für einen Nachmittag im Erzählcafé des Münnerstädter Juliusspitals einladen könnten. Sechs Mal im Jahr gibt es dort einen Referenten, der lustige, nachdenkliche sowie denkwürdige Begebenheiten aus seinem Leben erzählt. Seit 2011 moderiert Eugen Albert als Moderator die Nachmittage. Am kommenden Mittwoch ist es wieder soweit: Ein Erzähler kommt ins Juliusspital. Gleichzeitig kann das Erzählcafé ein Jubiläum feiern. Zum 100. Mal seit 1998 wird es stattfinden.
Anneliese und Eugen Albert selbst können viel erzählen über das Erzählcafé. Von Anfang an haben sie die Veranstaltungsreihe begleitet, wenn auch nicht an vorderster Front, sondern als Beobachter und Zuhörer.
Als die damalige Heimleiterin des Juliusspital-Altenheimes, Karola Back, 1998 zusammen mit Josef Parsch als Moderator dieses Projekt ins Leben rief, war Eugen Albert Vorsitzender der Juliusspitalstiftung. "Ich habe das unterstützt", sagt er. Man wollte das Haus nach außen öffnen, Leute ins Haus holen. Das sei mit dem Erzählcafé gelungen.
Eugen Albert selbst hat in den Anfangsjahren allerdings eher selten die Veranstaltungen besucht. Als Bürgermeister war es ihm nicht allzu oft möglich, sich einen Mittwochnachmittag für das Erzählcafé freizuhalten. Seine Frau Anneliese war schon damals regelmäßig Zuhörerin. Sie hat von den Veranstaltungen berichtet. Ihre Artikel darüber sind in der Zeitung erschienen.
Nach Josef Parschs Tod ging die Leitung an Klaus-Dieter Guhling, und Emmi Hoffmann kümmerte sich im Hintergrund um viele organisatorische Dinge.
Als beide sich zurückzogen, übernahm Eugen Albert die Moderation. Zusammen mit seiner Frau Anneliese, mit Leo Pfennig und Franz Güra bilden sie jetzt ein Team, das sich in enger Absprache mit Karina Dietz vom Betreuten Wohnen im Juliusspital um die Veranstaltungsreihe kümmert. Die Bewirtung übernehmen ehrenamtliche Helfer. Ist vom Kaffee- und Kuchenverkauf Geld übrig, wird es dem Juliusspital-Helferverein gespendet.
Eugen Albert hat eine genaue Aufstellung über alle Termine von Beginn an. Den Anfang machte 1998 ein Nikolaus, Leonhard Hoffmann aus Bad Königshofen. Auch Anneliese und Eugen Albert waren selbst schon vertreten. Anneliese Albert hat nach eigenen Angaben auch persönlich davon profitiert. Sie habe ihr Leben dabei selbst reflektiert, erzählt sie.
Beim Vorbereiten ihres Vortrages seien ihr wieder viele, längst vergessene Begebenheiten eingefallen.
Schwarze Mamba war dabei Wenn Eugen und Anneliese Albert die Liste der Erzähler durchsehen, fällt auf, dass immer wieder Augustiner aus ihrem Leben berichtet haben. Pater Clemens Nöth sei mit einer schwarzen Mamba - natürlich keiner echten - erschienen und habe aus seiner Tätigkeit von seiner Zeit in Afrika erzählt. Die Resonanz auf seinen Auftritt war damals so groß, dass die Gäste bis in den Saal hinaus standen.
Gerne erinnert sich Anneliese Albert auch an Maja Niederländern. Die einstige Chefin des Niederländer Vergnügungspark berichtete den Münnerstädtern von den Jahren, als sie mit ihrem Volksfest von Stadt zu Stadt zog und dabei jährlich auch in Münnerstadt Station machte - lange ist das her.
Maja Niederländer lebt heute schon nicht mehr, wie einige andere, die im Erzählcafé als Referenten aufgetreten sind.
Aufregend sei immer die Zeit, bis das Programm steht, verraten Eugen und Anneliese Albert. Es sei nicht leicht, neue Erzähler zu finden. "Wir sitzen oft da und überlegen, wenn wir ansprechen können", sagt Anneliese Albert. Manch einer, von dem sie wissen, dass er eigentlich viel zu erzählen hätte, getraut sich nicht oder fürchtet den Stress durch das Lampenfieber. Hinzu kommt, dass es in Münnerstadt ja noch die Erzählnachmittage im Elisabeth-Seniorenzentrum gibt und auch die dortigen Organisatoren Gastredner suchen. "Wir haben aber ein gutes Verhältnis", betont Eugen Albert. Man spreche sich vorher miteinander ab.
Und bisher wurde noch für jede Veranstaltung ein geeigneter Erzähler gefunden.
Alles ohne Honorar Der Lohn für den Auftritt im Erzählcafé ist ein Kaffee-Pot mit dem Veranstaltungslogo, das von Inge Kirch entworfen wurde. Dazu kommen noch ein paar Süßigkeiten und natürlich der Dank des Publikums. Wenn man den Nachmittag erlebt und sieht, wie zufrieden die Leute sind, sei dies ein gutes Gefühl, ist die Erfahrung Eugen Alberts als Referent und als Moderator.
Bis zu 100 Besucher Das Erzählcafé hat ein festes Stammpublikum, das zu fast jeder Veranstaltung kommt.
Je nach Motto oder Redner gesellen sich dann auch andere Gäste dazu, die sich vom jeweiligen Thema ganz speziell angesprochen fühlen.
Bis zu 100 Besucher konnte man schon an einem Nachmittag begrüßen, zwei Drittel stammen in der Regel aus Münnerstadt selbst. Der typische Zuhörer im Juliusspital hat das Rentenalter bereits erreicht. Das liegt auch daran, dass das Erzählcafé am Nachmittag stattfindet. Da arbeiten die Jüngeren, weiß Eugen Albert. Den Besucherrekord schaffte bislang Rosina Eckert bei ihrem Auftritt 2014.