Einen Komponisten von nebenan vor dem Vergessen bewahren

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Carola Kroczek, Berthold Gaß, Susanne Gaß und Rosemarie Beer-Schmitt Foto: Björn Hein
Carola Kroczek, Berthold Gaß, Susanne Gaß und Rosemarie Beer-Schmitt Foto: Björn Hein

Auch Fans klassischer Musik können wenig mit dem Namen Felix Gaß anfangen. Selbst in Münnerstadt, wo er dasGymnasium besuchte, ist er fast unbekannt.

Damit das nicht so bleibt, gab's in der Klosterkirche St. Michael ein Konzert zum 300. Geburtstags dieses Rhöner Barockkomponisten, in dem einige seiner Werke aufgeführt wurden. Christel Kess von der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft in Oberelsbach stellte den Mann vor, der 1716 in Neustadt/Saale geboren wurde, das Augustinergymnasium in Münnerstadt besuchte und dort wohl auch mit dem komponieren begann. 1733 war Profess, 1739 wurde er in Freiburg /Breisgau zum Priester geweiht. Er versah verschiedene Stellen als Organist, bis er 1752 im Alter von 36 Jahren starb. Alle Quellen bezeichnen Gaß als hervorragenden Organisten und gefeierten Komponisten. Nur ein undatierter Druck von ihm ist bezeugt, der wohl zwischen 1743 und 1745 entstanden sein könnte. Die Werksammlung mit 30 Arien trägt den Titel "David ludens ad arcam Dei" (David spielt vor der Gotteslade).


Repräsentative Auswahl

Im Vordergrund stand natürlich die Musik des Barockkomponisten. Als Ausführende hatten sich die Sopranistin Susanne Gaß, der Organist Berthold Gaß und die beiden Geigerinnen Carola Kroczek und Rosemarie Beer-Schmitt zusammengefunden. Mal feierlich, mal stark verziert - eine typische Eigenart barocker Kompositionen - waren die Arien Nummer 22 und 24 in F-dur. Berthold Gaß gelang es dabei, auch die filigranen Partien sehr sehr klar zu gestalten. Die Klosterkirche verstärkte die Wirkung: Nicht nur, dass die Ausstattung des Raumes das Pendant zur Musik bot - nein, an diesem Ort weilte während seiner Schuljahre Felix Gaß selbst und hat hier wohl auch seine Liebe zur Musik entdeckt.

Neben Kompositionen von Felix Gaß wurde auch solche von dem Oberelsbacher Valentin Rathgeber gegeben. Hier wusste Sopranistin Susanne Gaß bei der Aria 15 in B-Dur mit einer sehr angenehmen Stimme zu gefallen. Außerdem gelang es ihr, auch kleinste Nuancen plastisch zu gestalten und mit sehr klarer Aussprache zur Geltung zu bringen. Dabei harmonierte sie hervorragend mit der Orgel und den Violinen. Susanne Gaß verstand es darüber hinaus, ihren Part mit viel Leidenschaft in der Stimme zu singen. Hier schien die Sinnenfreude des Barock durch, dessen Lebenslust auch die eher kontemplative Musik befruchtete. Anregend waren auch die dialogischen Passagen zwischen der Stimme und dem Orgelmanual, die zeigten, wie reizvoll Barockmusik sein kann.


Auch ernstere Töne

Dass diese auch ernster sein kann, bewies die Aria Nr. 28 für Orgel. Die "Pastorella aus dem Schwarz-Wald in F", die die Experimentierfreude von Gaß dokumentiert. Schon der Klang dieser Pastorella war von Berthold Gaß sehr apart registriert. Überhaupt wurde von dem Quartett der Kirchenraum als wirkungsvoller Klang- und Resonanzkörper in die Kompositionen des Augustinerpaters einbezogen. Weitere Stücke folgten, die allesamt von spätbarocker Sinnenfreude zeugten und für das Publikum ein Hörgenuss waren. Langanhaltende Applaus war die Antwort. Die Stücke von Felix Gaß zeugten von großer Meisterschaft des Komponisten. Dass er hier am Gymnasium das geistige Rüstzeug für seinen Lebensweg bekam und dabei sehr oft die Augustinerkirche besuchte, war eine reizvolle Facette des Geburtstagskonzerts.