Der Landkreis Bad Kissingen soll irgendwann Teil des Verkehrsverbundes Mainfranken werden. Für die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel könnte das viele Vorteile bringen. Doch die Verhandlungen dazu sind langwierig.
Die einfache Bahnfahrt vom Landkreis Bad Kissingen zum Würzburger Hauptbahnhof ist richtig teuer für den Fahrgast. 13,60 Euro kostet das Ticket ab dem Bad Kissinger Bahnhof. Vom Bahnhof Münnerstadt fallen bei weitgehend gleicher Fahrtzeit sogar 16 Euro an. Noch ärgerlicher wird der Fahrpreis, wenn man weiß, dass eine vergleichbare Bahnfahrt vom baden-württembergischen Osterburken nach Würzburg nur 10,20 Euro kostet. Der Grund ist einfach und trotzdem für den Normalbürger schwer nachvollziehbar: Würzburg ist ein Endpunkt im Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der eigene Tarife hat. Für Unterfranken gibt es einen solchen durchgängigen Verkehrsverbund noch nicht.
Aber das könnte sich mittelfrist ig ändern.
Pläne für die Region 3
Es gibt seit längerem Planungen für einen großen Verkehrsverbund in Unterfranken; zu dem sollen auch die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld gehören. Auf Anfrage bestätigt der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke, es sei beabsichtigt, die gesamte Region 3 (Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Haßberge sowie die Stadt Schweinfurt) in den bestehenden Verkehrsverbund Mainfranken zu integrieren.
Mit einem solchen Verkehrsverbund ist es wahrscheinlich, dass die Fahrt in die Bezirkshauptstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschwinglicher wird. Innerhalb der Nahverkehrsverbünde gilt in der Regel ein eigenes Tarifsystem, das gerade längere Fahrtstrecken günstiger macht.
Der Nahverkehrsbeauftragte im Landkreis Bad Kissingen, Michael Schäder, erläutert, dass die beiden Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen bereits ein gemeinsames Tarifgebiet für ihren Personen-Nahverkehr haben. Hier existiert ein Wabentarif (Zonen), nach dem sich der Fahrpreis ermittelt.
Ein solcher Wabenplan soll einmal für den gesamten Nahverkehr zwischen Rhön, Haßbergen und Mainfranken Gültigkeit haben. Es sei beabsichtigt, so Michael Schäder, dass es innerhalb des großen Verkehrsverbundes eine Preisobergrenze zu entfernteren Zielen im Verbundgebiet geben soll (Tarifkappung). Das bedeutet, dass ab einer Entfernung von beispielsweise zehn Waben ein fester Kostenbetrag verlangt wird, egal wie viele Waben noch zwischen Start- und Endpunkt liegen.
Bequemerer Ticketkauf
Vorteil für die Fahrgäste wird aber auch sein, dass in diesem Verbund mit dem Lösen eines Tickets alle nötigen Verkehrsmittel auf der Strecke genutzt werden können. Momentan, erläutert der Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises Rhön-Grabfeld, Roland Ziegler, benötigt ein Fahrgast aus der Rhön, mindestens zwei, wenn nicht sogar mehr Einzelfahrkarten für eine Fahrt nach Würzburg. Zuerst muss er ein Busticket für den ÖPNV lösen, dann eines für die Bahnfahrt nach Würzburg, und will er dann noch Straßenbahn fahren ein weiteres für die Stadtlinie. Später reicht ein Ticket, das man am Automaten oder online beim Verkehrsverbund kaufen kann.
Viele Gesprächspartner
Und diese Verhandlungen dauern an. Michael Schäder geht von mindestens noch zwei Jahren aus.
Auch die Regierung von Unterfranken rechnet mit einer Integration frühestens im Zeitraum 2018/2019. "Es ist keine einfache Geschichte" sagt Michael Schäder. Das liegt daran, dass es viele Verhandlungspartner gibt, die alle ins Boot geholt werden müssen. Bei der Verbunderweiterung sind das die ÖPNV-Aufgabenträger (Landkreise und kreisfreie Städte), die Gesellschafter im Nahverkehr, die DB Regio, die Würburger Straßenbahn, private und kommunale Busunternehmen sowie das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg. Die Regierung von Unterfranken verstehe sich als Moderator der Beitrittsverhandlung zwischen Verbund, Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger, erläutert Johannes Hardenacke.
Es seien "dicke Bretter", die verhandelt werden, meint Michael Schäder. Aber der politische Wille sei da.
In den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld seien die Weichen für einen Beitritt durch das bereits bestehende Wabentarifsystem ohnehin schon lange gestellt, sagt Roland Ziegler. Zwischenzeitlich ist es den beiden Rhön-Landkreisen gelungen, die Erfurter Bahn teilweise mit ins Boot zu nehmen. Auf der Strecke zwischen Münnerstadt und Bad Neustadt, einer nach Auskunft Zieglers wichtigen Nahverkehrsverbindung im Schulverkehr, hat sich die Erfurter Bahn bei den Dauerfahrscheinen ins Tarifsystem eingeklinkt.
Geld spielt die Rolle
Doch für die Realisierung des großen Verkehrsverbundes Mainfranken braucht man alle Nahverkehrsanbieter auch aus dem Raum Schweinfurt/Haßfurt und natürlich die Bahn. Dabei geht es um Geld, wie die Stellungnahme der Bayerischen Eisenbahngesellschaft deutlich macht.
Die Gesellschaft erwarte, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung, dass "für uns als Besteller des Schienenangebots damit keine Erhöhung des Bestellerentgeltes verbunden ist". Das bedeutet, dass dem Verkehrsunternehmen eventuell entstehende Einnahmenverluste durch eine sogenannte Tarifharmonisierung von dritter Seite ausgeglichen werden müssen.
Es gibt Zuschüsse
Die Regierung von Unterfranken ist Genehmigungs- und Förderbehörde. Die Regierung werde die durch den Verbundbeitritt entstehenden Aufwendungen für die Aufgabenträger mit staatlichen Mitteln fördern, heißt es. In Aussicht gestellt ist eine Anschubfinanzierung, in dem sie Verluste ausgleicht, die durch das neue Tarifsystem entstehen. Diese werde geleistet, soweit Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, so Johannes Hardenacke.
Wie hoch der finanzielle Gesamtaufwand für die Realisierung des großen Verkehrsverbundes sein wird, sei derzeit noch nicht absehbar, erklärt Johannes Hardenacke.
Derzeit umfasst der Verkehrsverbund Mainfranken die Planungsregion 2 und Teile des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. In Unterfranken sind der Landkreis Kitzingen 2009 und der Landkreis Main-Spessart 2013 beigetreten.