Das Münnerstädter Thoraxzentrum besteht seit 60 Jahren. Zum Jubiläum gibt es einen Tag der offenen Tür. Dabei war der Standort Münnerstadt bei der Standortplanung in den 1950er Jahren nur die zweite Wahl.
Zuerst war das Thoraxzentrum in Münnerstadt die Heilstätte. Im Volksmund sprach man oft nur von der "Hustenburg". Danach kam der Name Kurklinik "Michelsberg". Ab den 1980er Jahren wurde das Haus des Bezirks Unterfranken zum Fachkrankenhaus für Lungenheilkunde und wurde in Klinik "Michelsberg" umbenannt. Seit einigen Jahren nun fungiert das Haus unter dem Namen "Thoraxzentrum Münnerstadt". Die Namen schon zeigen den Wandel, den die Einrichtung in den vergangenen Jahrzehnten durchschritten hat. Unverändert geblieben ist aber die Bedeutung für die Region.
Dabei war der Standort Münnerstadt gar nicht die erste Wahl für den Bau einer Heilstätte für Tuberkulose-Kranke, ist im Archiv der Saale-Zeitung nachzulesen. Eigentlich wollte der Bezirk in Zeil bauen. Dort aber stellten sich Probleme ein. So kam Münnerstadt zum Zug, zudem passten die Rahmenbedingungen.
Hinzu kam, dass auch der Stadtrat und die Bürgerschaft hinter dem Projekt standen. 1952 hatte es eine Bürgerversammlung und einen darauf folgenden Stadtratsbeschluss gegegeben.
Zwei Jahre Bauzeit Baustart war am 1. Juli 1952. Nach einem knappen Jahr feierte man im Mai 1953 Richtfest, am 24. Mai 1954 wurde das Haus offiziell gesegnet. Der damalige Bischof Julius Döpfner zelebrierte in der Kapelle des Hauses ein Pontifikalamt und segnete die Räume gemeinsam mit dem evangelischen Dekan Purckhauer.
Bei der Einweihung waren die ersten Patienten schon in Behandlung, denn bereits im April 1954 nahm das Haus seinen Betrieb auf. Der erste Chefarzt war der Frankfurter Lungenspezialist Dr. Hans Berger.
Den Pflegedienst in der Einrichtung übernahmen in den Anfangsjahren vor allem Ordensschwestern. 34 waren es Ende 1954.
Erst 1981 wurden die letzten zwölf Ordensfrauen durch weltliche Mitarbeiter ersetzt. Heute wird der Bereich des ehemaligen Schwesternhauses vom Haus "Windsburg" genutzt - der Einrichtung für langzeitbetreute Suchtkranke.
Im Eröffnungsjahr standen 200 Betten für die Tuberkulosepatienten zur Verfügung. 420 Patienten wurden im ersten Jahr behandelt. Das klingt erst einmal nicht besonders hoch, doch ein Tuberkulosepatient wurde zu dieser Zeit zwischen vier und sechs Monaten im Haus stationär betreut.
Der Rückgang der Tuberkulose-Erkrankungen ab den 1960er Jahren war ein Segen für die Gesellschaft, aber ein Pro blem für die Klinik. Der Bezirk reagierte und erweiterte das Behandlungsspektrum auf andere Lungenerkrankungen und führte Rehabilitationsmaßnahmen durch.
Hiermit war der Grundstein für die heutige Lungenfachklinik gelegt.
3500 Patienten jährlich Dieser Wandel war durchaus steinig. Über Jahre hinweg zog sich ein Streit zwischen Krankenkassen und Klinik über die Höhe der Pflegesatzleistungen hin. Erst 1991 wurden die Pflegesätze angepasst, was damit auch die offizielle Anerkennung als Fachklinik bedeutete.
Rund 3500 Patienten werden jährlich im Münnerstädter Thoraxzentrum behandelt, erläutert Verwaltungsleiter Jürgen Oswald. Das Haus behandle heute alle pneumologischen Erkrankungen, sowohl konservativ als auch thoraxchirurgisch. Eine Besonderheit ist seit einigen Jahren die Weaning-Station. Hier werden Menschen betreut, die von einer Langzeitbeatmung entwöhnt werden sollen. "Wir sind in Unterfranken die einzige zertifizierte Weaning-Einrichtung", betont Jürgen Oswald.
Hohe Investitionen Der Weg von der Heilstätte bis zum Thoraxzentrum war möglich, weil in das Haus stetig investiert wurde. Alleine 1992 genehmigte der Bezirkstag für die folgenden drei Jahre ein Bauvolumen von 17 Millionen Mark, um das Haus auf einen modernen Stand zu bringen. Seit dieser Zeit wird modernisiert - nicht nur bei der Bausubstanz, sondern auch bei Geräten für die Hochleistungsmedizin. Wie Jürgen Oswald erläutert, wurden alleine zwischen 2007 und 2012 neun Millionen Euro in das Haus gesteckt.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel betont die Bedeutung der Einrichtung. "Weltweit steige die Zahl der Atemwegs- und Lungenerkrankungen. Dies zeige, wie wichtig die Arbeit des "Thoraxzentrums Bezirk Unterfranken" ist.
"Als Präsident des Bezirkstags von Unterfranken bin ich sehr stolz auf diese vom Bezirk getragene Klinik".
Mit insgesamt 115 Betten sei sie als Fachklinik für Pneumologie, Thorax-Chirurgie, Rehabilitation, Schlaf- und Beatmungsmedizin die einzige Einrichtung dieser Art in Unterfranken, und sie sei mit modernster Technik ausgestattet, betont Dotzel. Auch organisatorisch setze das Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken seit nunmehr sechzig Jahren Maßstäbe. "Dem Haus brauche um die Zukunft nicht bange zu sein", stellt Dotzel fest. Er wünscht der Einrichtung "einen langen Atem".