Bis Allerheiligen ist die Kunstausstellung "Sein & Vergehen" mit Werken von Herman de Vries in Maria Bildhausen geöffnet. Galerist Thomas Pfarr zeigt Arbeiten des niederländischen Künstlers von 1959 bis heute.
Nivard III ist anders. Während die Ausstellungen Nivard (2020) und Nivard II (2021) Gemeinschaftsausstellungen namhafter Künstler waren, zeigt Thomas Pfarr jetzt ausschließlich Werke von Herman de Vries im Haus Nivard auf dem Rindhof in Maria Bildhausen. Gezeigt werden Werke, die der niederländische Künstler, der seit Jahrzehnten in Unterfranken lebt, von 1959 bis heute kreiert hat. Einige Installation hat Herman de Vries für das Haus Nivard geschaffen. Das alte Gebäude, in dem der letzte Abt von Maria Bildhausen seinen Lebensabend verbrachte, ist zum Tempel zeitgenössischer Kunst geworden.
Keine Selbstverständlichkeit
"Ich bewundere die Arbeiten von Hermann de Vries schon seit vielen Jahren", sagt Thomas Pfarr. Das Inhaber der Galerie Pfarr im Heimatspielhaus hat schon einige viel beachtete Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst organisiert.
Für einen Galeristen wie ihn sei es naheliegend, mit Herman de Vries arbeiten zu wollen. "Ich wusste natürlich, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, weil er mit Galerien und Kunstsammlungen aus der ganzen Welt zusammenarbeitet." Dann hat Thomas Pfarr den 91-jährigen Künstler in Eschenau bei Knetzgau besucht. Dort hat Herman de Vries einen Vorschlag gemacht: Thomas Pfarr könnte die Ausstellung "Vergehen" aus Amsterdam übernehmen, die zuvor im Sepulkralmuseum in Kassel zu sehen war.
Im Frühjahr hat Herman de Vries mit seinem Team den Rindhof besucht und sich Haus Nivard angesehen. Sein Fazit: Dieses Haus, das selbst im Vergehen ist, sei ideal geeignet für seine Kunst. Herman de Vries hat den Vorschlag gemacht, die Ausstellung "Vergehen" zu erweitern und ihr den Titel "Sein & Vergehen" zu geben. Er habe sich inspirieren lassen von dem Haus und für diese Ausstellung verschiedene Installationen geschaffen, sagt Thomas Pfarr.
Die kann man teilweise auch hören. "Listen to the stream" heißt eine Installation im Obergeschoss, bei der unaufhörlich Wasser aus drei Hähnen über ein Waschbecken und die Abflüsse, in eine Wanne rinnt, um von dort erneut in die Wasserhähne gepumpt zu werden. In einem anderen Raum hat der Künstler Erde vom Rindhof ausgerieben. "In memory of Scottish forests" heißt eine Arbeit im nächsten Raum. Herman de Vries hat die Namen der Wälder aufgeschrieben, die für die Industrie in Schottland abgebrannt wurden. Benutzt hat er dafür Holzkohle der verbrannten Bäume.
Vom Keller bis zum Boden erstreckt sich die Ausstellung über vier Stockwerke. Unter den Werken sind auch sehr großflächige, wie ein Teppich auf dem Dachboden, der aus Lavendel der Provence geschaffen wurde, oder "Rosa DamascenaRosenblüten", das aus 30 Kilogramm der kleinen Blüten besteht. In seinen Arbeiten kann der Betrachter immer wieder den Humor des Künstlers aufblitzen sehen. Es habe ihm gefallen, dass es im Haus keine Vorgaben gab, sagt Thomas Pfarr, auch Idee des Galeristen, in den meisten Räumen nur ein einziges Kunstwerk zu zeigen.
Lebendes Kunstwerk
Begrüßt wird der Besucher schon vor dem Haus Nivard vom Werk "Lebendiges Totholz". Das hat seine eigene Geschichte. Als es in Kassel ausgestellt war, ließen sich Vögel darin nieder und brüteten ihren Nachwuchs aus. Also hat der Künstler verfügt, dass es dort bleiben muss und nicht mit nach Amsterdam geht, erzählt Thomas Pfarr. Pfarr hat es nach Maria Bildhausen geholt, als die Vögel ausgezogen waren.